Wiener Festwochen

„The Second Woman“: ein zielloser Bühnenmarathon

Kultur
29.05.2025 11:51

Die Australierinnen Nat Randall und Anna Breckon zeigten 24 Stunden lang im Rahmen der Wiener Festwochen im Museumsquartier dieselbe Szene. Das Warum blieb rätselhaft wie der Titel „The Second Woman“.

Der halbstündige Kontrollbesuch am Himmelfahrtsmorgen erbrachte gegenüber dem am Vorabend Gesehenen keinen Erkenntnisgewinn.

Wie in den 14 Stunden davor (und den zehn Stunden danach) spielt Pia Hierzegger die immer gleiche Zehnminutenszene: Auf zweigeteilter Guckkastenbühne (die Ereignisse auf der linken Seite werden aus verschiedener Perspektive auf die rechte übertragen) erwartet eine Frau die späte Rückkehr ihres Lebensgefährten. Dem sich öffnenden Beziehungsabgrund versucht sie mit Unterwerfungsstereotypen („Ich hab dich nicht verdient“) zu entkommen. Dann will sie den Mann in einen erotischen Tanz verwickeln, wirft ihn am Schluss aber hinaus.

Die Dialogpartner sind etwa 90 Amateure (Nummer fünf war Intendant Milo Rau, etliche Promis folgten), deren verlegene Übersprungsaktivitäten vom Publikum mit Erheiterung quittiert werden. Insgesamt lastet über dem Vierundzwanzigstünder die Frage nach dem Warum. Man kennt ähnliche Konzepte von Marina Abramović, doch ist deren Wirken von Radikalität bestimmt, während sich das hier Gezeigte als spießige Halbpromischau präsentiert.

Der feministische Mehrwert bleibt diffus, und die Tanzeinlagen laborieren erkennbar an der Panik vor verärgerten Gattinnen und #Metoo-Kalamitäten. So wird das nichts. Die sich ergebenden Fragen sind freilich prinzipieller Art: Die Festwochen sind unter Milo Rau nach trostlosen Jahren als Tourneestation abgespielter Postdramatik wieder ein blutvoller Teil der öffentlichen Wahrnehmung. Das ist begrüßenswert. Andererseits waren sie über Jahrzehnte ein Elitefestival, ehe sie 2017 in Dilettantenhand radikal umgewertet wurden. Wie das einfach hingenommen werden konnte, bleibt rätselhaft.

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