Praxis, Pflichtfächer

Neue Ausbildung: Das kommt auf Volksschullehrer zu

Österreich
29.05.2025 11:09

Die Lehrpläne an den Pädagogischen Hochschulen wurden nach langen Diskussionen reformiert: Im Herbst geht das Volksschullehrer-Studium mit neuen Schwerpunkten und noch besser begleiteter Praxis an den Start. Die wichtigsten Veränderungen im Überblick.

Die Veränderungen in der Volksschullehrerausbildung ab Herbst:

  • Der Bachelor dauert nur mehr drei statt vier Jahre
  • Der Master wird umgekehrt um eines auf zwei Jahre verlängert
  • Englisch und Deutsch als Fremdsprache werden Pflicht

  • Praxis wird erweitert (2 Wochen Sommerschule, 4 Wochen Praxisblock)

Veränderte Situation durch Digitalisierung und Flüchtlingsbewegungen
Die Studienpläne für die Volksschulen wurden zuletzt vor zehn Jahren reformiert. In den neuen Studienplänen seien die einzelnen Pädagogischen Hochschulen (PH) nun auf seither erfolgte Umbrüche – von der Digitalisierung bis zu den Flüchtlingsbewegungen – eingegangen, so der Vorsitzende des Qualitätssicherungsrats (QSR), Andreas Schnider.

Andreas Schnider, Vorsitzender des Qualitätssicherungsrats
Andreas Schnider, Vorsitzender des Qualitätssicherungsrats(Bild: z.V.g.)

Elternarbeit durch Zuwanderung stärker im Fokus
Der QSR, der erstmals schon bei der Erarbeitung der Curricula mitgeredet hat, hat dabei den Schwerpunkt u.a. auf die Themen Künstliche Intelligenz, Digitalisierung sowie Diversität und Inklusion (inklusive Mehrsprachigkeit und Interkulturalität) gesetzt. Dazu kommen auf Wunsch des Bildungsministeriums und der Absolventen noch die Bereiche Elternarbeit, wo sich in den vergangenen zehn Jahren durch die Zuwanderung die Anforderungen stark verändert haben, und Schulrecht, das künftig stärker am konkreten Fach orientiert sein soll.

Mit der Umsetzung in den Studienplänen ist Schnider hochzufrieden. „Die PH haben das sehr gut gemeistert.“ Auch beim Verzahnen von Theorie und Praxis seien sie mittlerweile besser als so manche Universität.

Erstmals verpflichtende Themenschwerpunkte
Per Gesetz wurden erstmals auch Themenschwerpunkte verankert, die jede PH verpflichtend anbieten muss. Deutsch als Fremdsprache ist nun von allen angehenden Volksschullehrern zu belegen, das ist laut Schnider auch der aktuellen Situation in den Schulen mit den vielen Flüchtlingen aus anderen Sprach- und Kulturkreisen geschuldet. Interkulturalität sei auch darüber hinaus noch in vielen anderen Bereichen ein Thema, etwa bei der Elternarbeit.

Deutsch als Fremdsprache ist ab Oktober von allen angehenden Volksschullehrern zu belegen.
Deutsch als Fremdsprache ist ab Oktober von allen angehenden Volksschullehrern zu belegen.(Bild: stock.adobe.com)

Englisch wird ab der 3. Klasse Pflicht
Englisch steht laut den neuen Curricula „in fast jedem Semester“ auf dem Stundenplan, so Schnider. In diesem Fach steht den Volksschulen immerhin eine Umstellung bevor: Derzeit ist die lebende Fremdsprache – in der Regel ist das eben Englisch – in der Volksschule noch eine verbindliche Übung, ab dem Schuljahr 2025/26 ist sie in der dritten Klasse allerdings ein Pflichtfach und wird dementsprechend auch benotet. Im Jahr darauf ziehen dann auch die vierten Klassen nach.

Gewaltprävention und Co. als Querschnittsmaterie
Auch gesellschaftsrelevante Themen wie Gewaltprävention oder Antidiskriminierung müssen in den neuen Curricula mehr Raum bekommen als bisher und wurden laut Schnider „wirklich an den unterschiedlichsten Stellen eingebaut“. Wie viele andere Schwerpunkte auch seien das nämlich Querschnittsmaterien, die in diversen Lehrveranstaltungen thematisiert werden.

Praxis wird erweitert
Wie von der Lehrervertretung und Junglehrern eingemahnt, soll auch wieder mehr Praxis in die Ausbildung, wobei hier laut Schnider besonders viel Wert auf die Begleitung und Reflexion gelegt wird. Konkret sind zwei Wochen Sommerschule, in denen man quasi eigenständig unterrichtet, und ein durchgängiger vierwöchiger Praxisblock an einer Schule im 5. oder 6. Semester – also kurz vor dem Ende des Bachelorstudiums – dazugekommen.

Durch diese Blöcke werde auch die Zusammenarbeit zwischen Hochschule, Schule und Bildungsdirektion verbessert und die sei wesentlich dafür, ob ein Praktikum gut gelingt. „Weil wenn der Dienstgeber nicht mitspielt mit seinen  Direktoren, kann die Hochschule noch so schöne Curricula ausarbeiten.“

Das von der Politik ausgegebene Ziel, dass mit dem Master der zweite Teil der Lehrerausbildung besser berufsbegleitend studierbar werden soll, lässt sich in den Studienplänen an der Präsenzpflicht und den digitalen Angeboten ablesen. Viel wesentlicher sei aber die gute Zusammenarbeit zwischen den Bildungsdirektionen, Hochschulen und Direktorinnen. „Die hat sich schon wahnsinnig verändert, nämlich in die Richtung, dass man das berufsbegleitende Studieren eines Masters ermöglichen möchte.“

Bei berufsbegleitendem Master noch Luft nach oben
Für Schnider wäre es das beste System, wenn Junglehrer nach dem Bachelor an die Schule unterrichten gehen und parallel zur Arbeit ihr Masterstudium belegen. So war es ursprünglich bei der Reform der Lehrerausbildung 2014 geplant und wäre laut Evaluierungen auch inhaltlich am sinnvollsten. „Den höchsten Kompetenzzuwachs gibt es, wenn jemand in der Praxis steht und dort auch gut begleitet und von der Leitung an der Schule mitgetragen wird.“ Bei der Entwicklung von Masterprogrammen, die wirklich mit der Praxis der Lehrer zu tun haben und berufsbegleitend studierbar sind, „sind wir aber noch nicht am Ende der Fahnenstange“.

Es stimme zwar, dass derzeit wegen des Personalmangels Junglehrer oft mit so vielen Stunden an den Schulen im Einsatz sind, dass sie daneben nicht vernünftig studieren können. Ziel müsse es aber sein, dass Lehrer daran gewöhnt werden, immer wieder mit forschenden Augen auf die eigene Praxis zu schauen und dadurch Impulse für ihr Handeln zu bekommen. Themen wie Elternarbeit oder Schulrecht könnte man dann ganz anders in ein Masterstudium verpacken, wie wenn sie in der reinen Theorie vermittelt werden, so Schnider. „Man muss den Mut haben, auch in Notzeiten nicht herunterzugehen mit der Qualität.“

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