Von Tierliebe, die bis in die Baumkronen reicht, über Schlupflöcher für gestresste Kleintiere bis zur Forschung am Pflanzensamen-Mikrobiom: Dienstagabend wurden fünf Personen bzw. Institutionen für ihre herausragende Leistung für den Erhalt der steirischen Artenvielfalt mit der „Silberdistel“ geehrt.
Rund um den Internationalen Tag der Biodiversität verleiht das Land Steiermark jährlich den Biodiversitätspreis – eine Auszeichnung für besonderes Engagement im Einsatz für die Artenvielfalt. Geehrt werden Menschen, Initiativen und Vereine, die sich mit Herzblut für den Erhalt der natürlichen Vielfalt starkmachen. Auch heuer wählte eine fachkundige Jury gemeinsam mit den Steirerinnen und Steirern die Preisträgerinnen und Preisträger in fünf Kategorien. Hier eine Kurzvorstellung der heurigen Gewinner.
Kategorie „Einzelpersonen und Bürgerinitiativen“:
Der Huchen ist eine stark gefährdete Rote-Liste-Art. Die letzten intakten Populationen im deutschsprachigen Raum finden sich in den wenigen verbliebenen freien Fließstrecken der Mur. Ziel des Projekts „Mein Leben für die Fische!“ von Franz Keppel ist, das Überleben der endemischen Spezies Huchen in der Steiermark zu sichern. Der „Huchenfranz“, wie er genannt wird, schafft Laichplätze als einen der wichtigsten Beiträge und versucht die Öffentlichkeit seit vielen Jahren für das Thema zu sensibilisieren.
Kategorie „Bildungseinrichtungen und Gemeinden“:
In Zusammenarbeit mit den Samenbanken der Millennium Seed Bank des Botanischen Gartens Kew (England) und des Botanischen Gartens Graz untersuchten Birgit Wassermann von der Technischen Universität Graz und ihr Team den Einfluss der Samenarchivierung auf das Mikrobiom endemischer Pflanzen des steirischen Hochschwabs. Ziel des Projekts „Biodiversität und Samenbanken: Die Bedeutung des Mikrobioms für den langfristigen Artenschutz“ war es, jene Lagerungsbedingungen zu ermitteln, die notwendig sind, um sowohl die Pflanzen als auch ihre mikrobiellen Symbionten langfristig zu bewahren und somit den Erhalt der globalen Biodiversität zu fördern.
Kategorie „NGOs, Vereine und Körperschaften öffentlichen Rechts“:
Mit dem Projekt „Fledermaus Findlinge und Problemquartiere in der Steiermark“ von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich (KFFÖ) mit Oliver Gebhardt an der Spitze wird Fledermaus-Findlingen geholfen, indem sie durch eine Kooperation mit dem Verein „Kleine Wildtiere in großer Not“ professionelle Hilfe erfahren. Zudem werden Personen fachlich beraten, die Fledermäuse in oder an ihrem Haus und damit ein Problem haben. So können auch wertvolle Daten zur Verbreitung der Arten gewonnen werden.
Kategorie „Gewerbliche bzw. landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen“:
Der Wald ist das größte Ökosystem der Steiermark, dessen Artenvielfalt wurde bislang aber noch wenig untersucht. Gänzlich unerforscht war bislang das „obere Stockwerk“ des Waldes. Das waldökologische Pionierprojekt „Der Griff nach den zoologischen Sternen“ des Grazer Ökoteams mit Projektleiter Christian Komposch in Kooperation mit der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl mit Leiter Martin Krondorfer hat das geändert: In lichten Höhen wurden bislang mehr als 3000 Arten, teils in den höchsten Gefährdungskategorien der Roten Listen, nachgewiesen. Die Inventarisierung der Waldfauna ist der erste wichtige Schritt zur Sicherung des Überlebens der heimischen Waldarten.
„Silberdistel – der M. & W. Graf-Biodiversitätspreis des Landes Steiermark“ wurde 2021 erstmals verliehen. Geehrt werden Personen und Institutionen, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der steirischen Artenvielfalt leisten. „Die Silberdistel steht als gefährdete Zeigerart für besonders artenreiche Magerwiesen stellvertretend für alle Pflanzen- und Tierarten, die die Steiermark so einzigartig machen“, erklärte Marianne Graf, die gemeinsam mit ihrem Mann Wilhelm den Preis einst stiftete.
Kategorie „Biotopverbund“:
Lärmschutzwände steigern die Lebensqualität von Menschen, bedeuten aber für Tiere oftmals den Tod, da sie nicht mehr von A nach B gelangen können. Wolfgang Lanner vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung hat sich Gedanken gemacht, wie man Tierdurchlässe so gestalten kann, dass Tieren geholfen, die Wirkung der Lärmschutzwände aber nicht reduziert wird. Seine Lösung ist einfach wie genial: Entlang der Wände werden straßenseitig ca. alle 30 Meter Einfallschächte bodeneben montiert, die hinter der Mauer waagrecht in der Straßenböschung münden. Kleintiere, die entlang der Lärmschutzwand krabbeln, fallen dann in diese Schächte und rutschen hinter der Wand wieder heraus. Die Bauweise ist extrem günstig und auch nachträglich einbaubar. Für das Projekt „Kleintier-Durchlässe bei Lärmschutzwänden“ gab´s die „Silberdistel“ in der heuer erstmalig vergebenen Kategorie „Biotopverbund“.
Ehrenpreis:
Der heurige Ehrenpreis ging an die steirische Umweltanwältin Ute Pöllinger, die geradlinig ihren Weg geht und mit viel Wissen und Fingerspitzengefühl versucht, im Namen der steirischen Bevölkerung die Interessen des Umweltschutzes zu wahren. Die Juristin begeht heuer ihr 20-Jahr-Jubiläum.
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