Der Bergsommer steht vor der Tür und österreichweit werden mit großem logistischen Aufwand die Schutzhütten vorbereitet. Die „Bergkrone“ zeigt, wie Hüttenwirte mit Materialseilbahnen oder Transportflügen Konserven, Brennstoffe und natürlich das Bier in die Berge bringen.
Österreichs Berge sind ein Paradies für Wanderer, Bergsteiger und Naturliebhaber. Doch wer nach stundenlangen Aufstieg in einer gemütlichen Schutzhütte ein kühles Bier, eine heiße Suppe oder ein Stück Apfelstrudel genießt, denkt oft nicht daran, welcher enorme Aufwand hinter diesem Komfort in alpiner Abgeschiedenheit steckt.
Was für Gäste eine Selbstverständlichkeit ist, ist für Hüttenwirte eine logistische Herausforderung: die Eindeckung, also das Einlagern der Vorräte für die Saison.
Der Tiroler Bernhard Kaufmann schnauft.
Das Aufsperren einer Schutzhütte verläuft nie so, wie man es plant. Man muss flexibel sein und sich zu helfen wissen.
Bernhard Kaufmann, Wildseeloderhaus
Bild: Wallner Hannes
Rund 300 Höhenmeter liegen zwischen der Wildalm und dem schmucken Wildseeloderhaus (1854 m) der Alpenvereinssektion Fieberbrunn in den Kitzbühler Alpen. Obwohl er die Schutzhütte am Ufer des Wildsees erst am 24. Mai öffnet, ist Berni bereits seit drei Wochen jeden Tag heroben – zu Fuß. „Vor dem Beginn der Saison ist immer viel zu tun und die Schäden des Winters müssen repariert und die Wasserquelle kontrolliert werden.“ Doch Berni hat Glück.
Das Wildseeloderhaus ist mit einer kleinen, robusten Seilbahn mit dem Tal verbunden, die ausschließlich für den Gütertransport genutzt wird. Doch auch eine Materialseilbahn betreibt sich nicht von selbst. Die Anlagen müssen gewartet werden. „Das Zugseil ist von der Rolle gesprungen“, verrät Berni. Doch der Schaden ist rasch unkompliziert repariert.
Das Rückgrat der alpinen Logistik
„Als Hüttenwirt muss man alles können“, schmunzelt der 41-Jährige. Und das ist gut, denn heute ist eine wichtige Lieferung angekündigt. Der Bierwagen kommt. 130 Kisten (die reichen für 14 Tage) müssen von der Alm zur Hütte. Der Bierfahrer packt mit an. Er belädt die Transportbox auf der Alm mit 16 Kisten – mehr geht nicht. Dann fährt die Bahn in acht Minuten hinauf zur Hütte, wo Berni die Transportkiste entlädt.
Die Ein- und Ausfahrt in die Tal- und Bergstation der Seilbahn muss dabei manuell gesteuert werden. Während die Materialseilbahn in acht Minuten wieder zurück ins Tal fährt, hat Berni Zeit, das Bier ins Lager zu bringen. Kaum zu glauben, wie oft eine Flasche Bier berührt, verladen und transportiert werden muss, bevor sie schließlich beim Wanderer am Tisch steht.
Neben dem Anpacken bedeutet Eindeckung auch wochenlange Planung, das Koordinieren mit Lieferanten und das Prüfen von Wetterfenstern sowie die Abstimmung mit Hubschrauberpiloten. Denn nicht jede Hütte verfügt über eine eigene Materialseilbahn. Hoch gelegene Schutzhütten, wie die verträumte Adolf Nossberger Hütte (2488 m) in den Hohen Tauern in Kärnten müssen deshalb auf spektakuläre Versorgungsflüge mit dem Hubschrauber setzen.
„Nossi“-Wirt Christian Krüger muss genau planen. Konserven, haltbare Produkte, Fleisch, Hygieneartikel, Brennstoffe und Gasflaschen – alles muss mit. „Ich darf dabei auf nichts vergessen“, so Chris. Denn während Hütten mit Seilbahnen laufend mit Nachschub versorgt werden können, finden Versorgungsflüge meist nur ein bis zweimal pro Saison statt. Es zählt jede Minute – denn Flugzeit ist teuer.
Die Eindeckung der Schutzhütten ist eine stille Meisterleistung der alpinen Logistik – getragen vom handfesten Können, der Erfahrung und dem unermüdlichen Einsatz engagierter Hüttenwirte, die dafür sorgen, dass oben in den Bergen ein Teller heißer Suppe oder ein kühles Bier mehr ist als bloßer Komfort – sondern fast schon ein kleines Wunder.
Berg Heil.
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