Up-Tempo-Songs, Balladen und 80er-Vibes – Damiano David, gefeierter Sänger der international erfolgreichen, italienischen Rockband Måneskin, versucht es auf „Funny Little Fears“ erstmals solo und zeigt sich dabei wesentlich introspektiver als sonst.
2021 haben Måneskin den Song Contest für Italien gewonnen. Es ist wohl kein Zufall, dass Damiano David, der Sänger der Band, am Tag vor dem heurigen ESC-Finale sein erstes Solo-Album veröffentlicht. „Funny Little Fears“ hat außer der prägnanten Stimme des 26-Jährigen kaum etwas mit dem Rock von Måneskin gemeinsam. Das haben bereits die im Voraus ins Rennen geschickten Singles vermuten lassen. Vielmehr gibt es auf dem Selbstfindungstrip glatten Pop und introvertierte Töne.
Ängste verhandeln
„Es ist eine sehr, sehr persönliche Angelegenheit“, ließ David via Video die Teilnehmer bei Listening-Partys am Donnerstag in diversen Städten, wie auch Wien, wissen. Die Songs seien aus einem „intimen Blickwinkel“ heraus entstanden. Er verhandle mit den Liedern „sehr offen“ seine Ängste, den Effekt, den sie auf ihn hatten, und wie er versuche, sie zu überwinden. „Ich hoffe, dass euch die Songs helfen, euch weniger allein zu fühlen mit euren inneren Kämpfen“, richtet der Sänger seinen Fans aus.
Das Album startet mit der aktuellen Single „Voices“, die in den ersten Sekunden noch an Måneskin erinnert, sich dann aber sehr schnell zu einer flotten Popnummer entwickelt, glatt produziert, aber mit viel Druck. Von musikalischer Depression noch keine Spur. Mit „Next Summer“ geht es leichtfüßig, teils melancholisch weiter: Lagerfeuer-Pop für das Radio. Der bereits vor Wochen ausgekoppelte Song ist dort auch schon länger zu hören.
Brüche im Gesamtwerk
Viel 80er-Vibe haben David und sein Team über das Album verstreut. „Zombie Lady“ ist dafür ein gutes Beispiel. Der Track erinnert an die Solo-Ausflüge von Brandon Flowers von The Killers und ist auf dem Weg, die nächste Single zu werden. Auf den Block mit Mainstream-Pop folgt der erste Bruch, es geht nun einige Schritte zurück im Tempo: „Bruises“, ein Duett mit Suki Waterhouse, beginnt zart instrumentiert und verspricht Gänsehaut, entwickelt sich letztlich aber zu einer konventionellen Ballade.
Geschmachtet wird bei „Sick Of Myself“, bei dem David zu Piano-Klängen viel Raum für seine große Stimme hat. Der nächste Tempowechsel ist mit dem pompösen Pop-Track „Angel“ angesagt, gefolgt vom mitreißenden „Tango“, einem coolen Up-Tempo-Pop-Song, der in die Beine fährt. „Born With A Broken Heart“ steigert mit einem treibenden Drum-Rhythmus noch einmal das Tempo, bis David mit „Tangerine“ etwas 50er-Flair einstreut und noch weiteren kommerziell gebügelten Pop bis zum Finale auftischt. Das Ende könnte dem Handbuch für Pop-Alben entstammen: Auf eine Bombast-Ballade („Silverlines“) folgt eine introvertierte („Solitude“).
Keine Jagd nach Rekorde
David gewährt mit den Texten, die bei dem Wiener Listening-Event im allgemeinen Stimmengewirr nur ansatzweise nachzuvollziehen waren, einen Blick in seine Seele. Musikalisch und optisch erfindet er sich neu. Ob ihm damit ein Erfolg wie mit Måneskin gelingt, wird sich zeigen. Dem Sänger scheint das, zumindest nach außen hin, egal zu sein: „Es ist nicht mein Ziel, irgendeinen Streaming-Rekord zu brechen“, sagte er dem Magazin „GQ“.
APA/Wolfgang Hauptmann
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