Die Pflege in Kärnten spielt immer mehr eine zentrale Rolle. Mit zunehmendem Alter der Bevölkerung wächst der Bedarf an professioneller Unterstützung im Alltag sowie an medizinischer und pflegerischer Versorgung. Das Pflegepersonal steht vor neuen Herausforderungen und muss sich gegenüber vorherrschenden Klischees behaupten.
Magensonde und Infusion legen, Bluttransfusion oder Ultraschall für Restharnbestand – jetzt denken Sie bestimmt an den nächsten Arztbesuch. Doch diese Tätigkeiten sind auch Aufgabengebiete des Pflegepersonals. Pflege als eigenverantwortliche Profession liegt oftmals unter den Scheuklappen der Gesellschaft.
Verpflichtende und wichtige Weiterbildungen
In Kärnten sind derzeit 11.203 Personen im Pflege- und Betreuungssektor tätig, sei es im Krankenhaus oder als mobiler Pflegedienst. So unterschiedlich die Arbeitsplätze sind, so vielseitig präsentieren sich auch die Ausbildungsmöglichkeiten. Sei es Pflegefachassistenz, diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger (DGKP) oder Fach-Sozialbetreuung – die Bildungswege für diesen sozialen Bereich sind facettenreich.
2018 wurde die DGKP-Pflegeausbildung in Kärnten auch am Hochschulbetrieb angesiedelt und wird mit dem Titel „Bachelor of Science in Nursing“ abgeschlossen. Die heutige Pflegearbeit ist mehr als Puls messen und Pillen bringen: Pflegende arbeiten mit elektronischer Dokumentation, wenden evidenzbasierte Pflegekonzepte an und übernehmen medizinisch delegierte Aufgaben.
Personal steht vor erheblichen Herausforderungen
Pflegekräfte fördern die Gesundheit, beugen Krankheiten vor und erkennen Notfälle – in denen sie, wenn nötig, lebensrettende Sofortmaßnahmen einleiten. Der demografische Wandel, zunehmender Pflegebedarf und ein akuter Mangel an qualifiziertem Personal stellen das System vor erhebliche Herausforderungen:
Um Interessierten den Zugang zu einer Ausbildung in einer der vielen Fachrichtungen leichter zu ermöglichen, unterstützt das Land Kärnten die Auszubildenden mit einer Pflegeprämie von 600 Euro, die monatlich ausbezahlt werden.
„Um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken, müssten bis 2030 jährlich 400 Menschen den Pflegeberuf in Kärnten ergreifen“ so Gesundheitslandesrätin Beate Prettner. Gleichzeitig kämpfen Pflegeberufe mit strukturellen Belastungen. Auch diverse körperliche und psychische Belastungen des Pflegepersonals sind ein ständiger Begleiter.
Derzeit befinden sich 2000 Personen in Kärnten in einer der verschiedenen Ausbildungsschienen. „Das Pflegepersonal ist auch verpflichtet, regelmäßig Weiterbildungen zu besuchen.“ So müssen DGKP in fünf Jahren mindestens 60 Stunden an Fortbildungen besuchen, um aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis einfließen zu lassen, sonst drohen rechtliche Konsequenzen. Pflege ist eine berufliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir mit vollstem Respekt gegenübertreten sollten.
Ob in Krankenhäusern, Pflegeheimen und spezialisierten Einrichtungen – ohne den unermüdlichen Einsatz der tausenden Kärntner Pflegekräfte würde unser Pflegesystem einfach nicht funktionieren. Damit ist der Fachkräftemangel auch hier die zentrale Herausforderung der nächsten Jahre. Daran ließ auch die Podiumsdiskussion im Rahmen der „Tage der Pflege & Gesundheitsberufe“ keinen Zweifel – renommierte Experten legten ihre Sichtweise und ihren Zugang dar.
„Vielleicht gibt es noch immer zu wenig gute Informationen zum Pflegeberuf, denn man hört eigentlich nur ,zu viel Arbeit, zu anstrengend, zu wenig Zeit‘, also eigentlich nur Negatives“, zeigt sich die zuständige Landesrätin, Beate Prettner nachdenklich. „Dabei ist die Pflege ein extrem vielfältiger Beruf, der auch in anderen Branchen Chancen bietet.“
„Was sind da die Ursachen?“
Die erste Hürde für die begehrten Fachkräfte besteht leider schon ganz am Anfang. „Was mich irrsinnig beschäftigt, ist, dass wir 30 Prozent der Starter der Ausbildung schon am Weg verlieren. Das ist nämlich ein neues Phänomen“, warnt Monika Hundsbichler, Referatsleiterin für Gesundheit und Pflege bei der Arbeiterkammer Kärnten. „Was sind da die Ursachen?“ Sie stellt aber auch klar, dass nicht jeder für den Pflegeberuf geeignet sei.
Was sind nun die großen Baustellen? „Die Leistungen sind schon extrem gestiegen, stärker als der Lohn“, so Hundsbichler zur finanziellen Wertschätzung. „Bei unseren Umfragen ist Geld nicht das Thema Nummer eins. Es geht schon auch ums Miteinander und grundsätzliche Wertschätzung.“
...der Anfänger brechen die begonnene Pflege-Ausbildung ohne einen Abschluss ab. Einerseits ist nicht jeder geeignet, andererseits ist der Druck hoch.
Sieglind Holzner, beim Hilfswerk Kärnten fürs Qualitätsmanagement zuständig, weist auf einen weiteren Punkt hin. „Was in der Theorie getan wird, kommt in der Praxis bei den Pflegenden oft nicht an. Da braucht es deutlich mehr Mitspracherecht für das Personal“, fordert Holzner. „Und eines ist besonders wichtig: Pflege ist noch immer vorwiegend ein Frauenberuf. Da gibt es halt rundherum noch viele andere Sorge-Tätigkeiten und wir müssen unseren Job irgendwie rundherum bauen.“
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