Im Gegenzug ergab sich bei den Messungen, deren Ergebnisse in der jüngsten Ausgabe der "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften veröffentlicht wurden: Je größer die Hoden eines Mannes waren, desto geringer standen die Chancen, dass er sich am Wickeln, am Füttern und Waschen seines Kindes beteiligte, es im Krankheitsfalle pflegte oder mit ihm zum Arzt ging.
"Ich möchte nicht sagen, dass Männer mit großen Hoden immer schlechte Väter sind", sagte der Anthropologe James Rilling. Die erhobenen Daten zeigten aber, dass diese Männer sich weniger um die alltägliche Pflege des Nachwuchses kümmerten.
70 Männer untersucht
Die Forscher maßen die Größe der männlichen Keimdrüsen mithilfe der Magnetresonanztomografie, zudem erfassten sie Gehirnströme der Testpersonen beim Betrachten von Kinderfotos. Außerdem ließen sie von 70 Männern unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit Fragebögen ausfüllen - und auch von deren Partnerinnen.
"Unsere Studie ist die erste, die sich damit befasst, ob die menschliche Anatomie und die Gehirnfunktionen die Variationsbreite des väterlichen Instinkts erklären können", sagte die an der Studie beteiligte Forscherin Jennifer Mascaro.
Zwei Fortpflanzungsstrategien?
Bereits frühere Studien hatten darauf hingedeutet, dass sich Männer mit einem hohen Pegel des Hormons Testosteron weniger an der Kinderpflege beteiligten und häufiger untreu wurden. "Wir kommen zu der Einschätzung, dass Männer mit größeren Hoden eher für die Zeugung gemacht sind - und folglich weniger für die Kinderpflege", sagte nun Rilling.
Die Forscher können jedoch nicht ausschließen, dass bei manchen Männern die Tatsache, dass sie Väter wurden, zu einem Schrumpfen der Hoden führte. Jedenfalls könne das Vorhandensein großer Hoden nicht "als Entschuldigung dafür herhalten, ein sorgloser Vater zu sein", betonte Rilling.
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