krone.at-Interview

Holzhauser: “Bin ein ganz intelligenter Fußballer”

Sport
06.08.2013 10:07
Strohblond, riesengroß und stets am Rennen - Raphael Holzhauser, Österreichs neuer Mann beim deutschen Bundesligisten FC Augsburg, ist auf dem Spielfeld nicht gerade eine unauffällige Figur. Dass er aber nicht bloß ein Mitläufer ist, das zeigt der 20-jährige Niederösterreicher im Interview mit krone.at, wenn er über seine nächsten Ziele, die enge Beziehung zwischen seinem Hirn und seinen Füßen, die Bedeutung seines Marktwerts für ihn und die korrekte Aussprache von Städtenamen spricht.

krone.at: Schlappe 164 Straßenkilometer trennen Stuttgart und Augsburg verkehrstechnisch, sportlich könnte man den Wechsel vom Europacup-Starter VfB Stuttgart zum Fast-Absteiger FC Augsburg als größer ansehen. Was hat den Ausschlag für deinen Transfer gegeben?
Raphael Holzhauser: Ganz klar, ich habe ja zuletzt in Stuttgart nicht mehr gar so oft gespielt und bin viel auf der Bank gesessen. Aber ich glaube, in meinem Alter ist es wichtig, dass man auf so viele Einsatzzeiten wie möglich kommt. Und da hat sich als Alternative eben Augsburg ergeben. Sicher, sie wären fast abgestiegen, aber man hat ja in der Rückrunde gesehen, was für einen guten und offensiven Fußball sie gespielt haben. Das war nach den ersten Gesprächen mit Trainer und Manager auch gar kein Thema mehr für mich.

krone.at: Was sind deine Eindrücke von der Mannschaft, so wie du sie bisher kennenlernen konntest?
Holzhauser: Es ist natürlich alles ein bisschen kleiner als in Stuttgart, aber das habe ich ja vorher schon gewusst. Ansonsten ist alles so eingetroffen, wie der Trainer und der Manager es mir gesagt haben. Die Mannschaft steht extrem eng zueinander, und es läuft alles sehr familiär ab. Ich bin super aufgenommen worden in den ersten Wochen und fühle mich einfach richtig wohl hier.

krone.at: Du bist nicht der einzige Österreicher hier bei Augsburg, Goalie Alex Manninger war in der vergangenen Saison nicht ganz unbeteiligt am zwischenzeitlich kaum mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt. Was hat er für ein Standing in der Mannschaft?
Holzhauser: Ich glaube, über sein Standing brauchen wir nicht viel reden, was er hier im vergangenen halben Jahr geleistet hat, toll! Er ist jetzt 36 Jahre alt und war während seiner Karriere bei Topklubs wie Juventus oder Arsenal, da ist man natürlich schon eine Respektsperson. Er hilft der ganzen Mannschaft extrem mit seiner positiven Ausstrahlung und strahlt eine enorme Sicherheit aus. Es ist natürlich schade, dass er am Start fehlt, aber er wird wieder zurückkommen und dann noch stärker sein.

krone.at: Stichwort Standing - was für ein Standing erhoffst du dir hier in Augsburg zu erarbeiten? Was sind, anders gefragt, deine Ziele für die kommende Saison?
Holzhauser: Ganz klar: Ich bin hierhergekommen, um zu spielen - ich möchte mich unbedingt weiterentwickeln. Und die Augsburger haben das immer wieder bewiesen, dass sie gut mit jungen Spielern arbeiten und auch ausgelernten Spielern weiterhelfen können. Ich muss einfach Leistung bringen.

krone.at: Vom Standing im Team zum Standing auf dem Platz. Auf welcher Position bist du deiner Meinung nach am besten aufgehoben?
Holzhauser: Also ich fühle mich ganz klar im Zentrum am wohlsten, auf der 8er- oder auf der 10er-Position. Aber sicher, ich habe zuletzt in der Vorbereitung beim FCA öfters links gespielt, weil dort Spieler ausgefallen sind.

krone.at: Du bist auf dem Feld auch ob deiner Größe von 1,93 Metern nicht gerade eine unauffällige Figur. Ist noch nie ein Trainer auf die Idee gekommen, dich zum Innenverteidiger umzumodeln?
Holzhauser:(lacht) Innenverteidiger war ich zuletzt in der Nationalmannschaft in der U15, unter Trainer Ernst Weber. Nein, ich glaube schon, dass ich im Mittelfeld meine Stärken am besten ausspielen kann. Abgesehen davon, dass ich mich dort, wie gesagt, am wohlsten fühle. Sicher, irgendwann später einmal kann ich mir auch vorstellen, in die Innenverteidigung zurückzugehen, aber das dauert schon noch.

krone.at: Als deine große Stärke wird das Passspiel angesehen - bloßes Naturtalent oder erarbeitet?
Holzhauser: Da ist mir sicher viel in die Wiege gelegt worden. Klar, ich arbeite auch viel an dem Passspiel, natürlich gibt's nach den Trainings immer wieder Einheiten, wo ich ein paar Diagonalpässe schlage. Das spielt alles zusammen.

krone.at: Um nochmal auf deine Größe zurückzukommen - wieso funktioniert bei dir die Verbindung zwischen Hirn und Füßen ganz offensichtlich besser als bei anderen?
Holzhauser: Ja, das zähle ich auch zu meinen Stärken, dass ich schon ein ganz intelligenter Fußballer bin und viele Situationen einfach früher erkenne - das hilft dann enorm. Aber so richtig trainieren kann man das, glaube ich, auch nicht. Das hat man einfach drinnen oder nicht.

krone.at: Unsere Kollegen von transfermarkt.at taxieren dich auf einen Marktwert von etwa drei Millionen Euro - wie schafft man es angesichts solch einer Zahl im zarten Alter von gerade einmal 20 Jahren nicht vollkommen durchzudrehen? Wie gehst du mit der Bewertung um?
Holzhauser: Naja, das bedeutet jetzt eigentlich nicht so viel, was der "transfermarkt" sagt, aber es ist natürlich schon eine klasse Sache, wenn du als 20-Jähriger schon so weit bist. Ich glaube, das habe ich mir durch das letzte Jahr beim VfB in fast 30 Pflichtspielen redlich erarbeitet. Jetzt bin ich so weit, dass ich bei Augsburg den nächsten Schritt machen will, um mit Toren und guten Spielen meinen Marktwert noch zu steigern.

krone.at: Andere in deinem Alter stecken noch in der Lehre oder sind gerade fertig damit und verdienen jetzt gerade ein paar Brösel. Und du bist mehr oder weniger eine Vermögensposition für einen Fußballklub, mehrere Millionen wert, gibt einem das nicht zu denken, macht das nicht Druck?
Holzhauser: Nein, ich setze mich damit überhaupt nicht unter Druck. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und mir macht's einfach jeden Tag Spaß, wenn ich Fußball spielen kann.

krone.at: Laut "Gazzetta dello Sport" sollst du sogar das Interesse von Inter-Mailand-Präsident Massimo Moratti auf dich gezogen haben - war da etwas dran?
Holzhauser: Also bis zu mir ist von Inter nichts durchgekommen. Ja, es gab das Interesse von dem einen oder anderen italienischen Verein, das stimmt, aber von Inter selbst habe ich nichts gehört.

krone.at: Wäre denn die Serie A eigentlich etwas für dich?
Holzhauser: Ja, durchaus! Die Serie A interessiert mich schon, da ist auch das Passspiel sehr wichtig. Generell ist es schon auch mein Ziel, irgendwann einmal in der italienischen, spanischen oder englischen Liga zu spielen.

krone.at: Dabei spielst du eh schon in der bärenstarken deutschen Liga...
Holzhauser: Sicher, die deutsche Liga ist ganz klar die beste der Welt. Gerade für einen jungen Österreicher wie mich ist es natürlich ein Wahnsinn, jede Woche vor so vielen Zuschauern zu spielen. Das ist ja bei uns in Österreich nicht unbedingt so.

krone.at: Von Jürgen Kramny, deinem Betreuer beim VfB Stuttgart II, wird berichtet, dass er dich zwar als Megatalent, aber auch als gelegentlich zu Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit neigend angesehen haben soll. Ein anderer wurde zuletzt in der "NÖN" zitiert, wonach du, während andere noch Gänseblümchen gepflückt hätten, nur Fußball spielen wolltest. Wie stehst du zu diesen Bewertungen?
Holzhauser: Also ich war bis vor eineinhalb, zwei Jahren tatsächlich noch ein bisschen bequem, das kann man schon so sagen. Aber seitdem habe ich das kapiert und ich denke, ich habe den richtigen Schritt nach vorne gemacht. Wenn ich so bequemlich wäre, dann hätte ich nicht mit 20 Jahren schon sieben Europa-League-Spiele für Stuttgart und 23 Bundesligaspiele in den Beinen. Wenn man mich richtig kennt, dann weiß man, dass ich jeden Tag hart an mir arbeite und ich mich immer weiterentwickeln will.

krone.at: Im offiziellen Fan-Forum des VfB Stuttgart gibt es 75 Seiten voller Diskussionen, Kapitän Serdar Tasci kommt nur auf 69, Martin Harnik auf 59 – was glaubst du, wieso es bei dir so viel zu diskutieren gibt?
Holzhauser: Ich bin halt ein sicher auch gerade zuletzt ein Thema, warum ich gewechselt bin. Ansonsten weiß ich allerdings nicht, wieso man sich so besonders für mich interessiert. (lacht) Ich hoffe, es sind auch viele positive Sachen dabei. Und sowieso: Ich habe mich in Stuttgart immer wohl gefühlt, die haben mich super aufgenommen. Ich bin dem Verein sehr dankbar.

krone.at: Nach zwei Kurzeinsätzen in der Saison 2011/12 warst du in der Vorsaison bereits 21-mal für die Einsermannschaft im Einsatz, davon 15-mal länger als 45 Minuten im Einsatz. Zufrieden mit dieser Einsatzbilanz unter Trainer Bruno Labbadia?
Holzhauser: Wenn man als 20-Jähriger bereits so viele Spiele gemacht hat, kann man natürlich zufrieden sein. Aber irgendwie, in mir drinnen, hätte ich mir schon noch mehr erwartet. Ich hab in der fünften Runde mein erstes Saisonspiel gemacht, ein ziemlich gutes Spiel noch dazu, und war dann eine Zeitlang gut dabei. In der Rückrunde lief's auf einmal nicht mehr so gut – was mich selbst ein bisschen überrascht hat. Dann war ich aus der Mannschaft draußen und als die Mannschaft einen Erfolgslauf gehabt hat, war's klar, dass ich nicht mehr eingewechselt werden würde. Aber im Großen und Ganzen kann ich mit der Saison ganz zufrieden sein.

krone.at: Du bist bereits Rekordtorschütze in der Geschichte des U21-Nationalteams, Zweiter in der ewigen Auflaufliste und Trainer Werner Gregoritsch sieht dich als seinen verlängerten Arm auf dem Spielfeld – wie siehst du selbst Dein Standing in der U21?
Holzhauser: (lacht) Ich glaube, ich kenne echt schon alles dort. Ich kann der Mannschaft also natürlich weiterhelfen, ich weiß ja, was da abgeht. Wir hatten die letzten Jahre über auch immer gute Mannschaften, aber qualifiziert haben wir uns noch nie. Jetzt müssen wir unsere Qualität einmal konstant am Platz zeigen - und nicht zu viel reden. Nächsten Monat geht die Qualifikation ja schon los in Albanien.

krone.at: Spanien, Ungarn, Bosnien, Albanien sind die Gegner des U21-Teams in der kommenden EM-Qualifikation - was ist angesichts dieser Gegner für Rot-Weiß-Rot drinnen?
Holzhauser: Ich glaube, wir haben eine richtig gut eingespielte Mannschaft, die gegen Gleichaltrige noch ungeschlagen ist. Gegen Albanien wollen wir gleich mit einem Sieg starten - und dann gibt's eh schon wenig später das Highlight in Graz gegen Spanien. Ich sage mal so: In einem Spiel ist alles möglich. Aber vorerst zählt nur das erste Spiel und das wollen wir auf jeden Fall gewinnen.

krone.at: Eine allerletzte Frage noch. Du hast es jetzt ein paar Mal schon gesagt: "Augsburg". Besuchern der Stadt wird an und für sich geraten, eher "Augschburg" zu sagen...
Holzhauser: Also ich sage "Augsburg".

krone.at: Schon? Und hat dich da noch niemand zurechtgewiesen?
Holzhauser: (lacht) Nein, das hat noch keiner. "Augsburg", also alle, mit denen ich bis jetzt geredet habe, die sagen auch "Augsburg". Also keine Sorge...

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(Bild: KMM)



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