23 Tote in Indien

Gift im Schulessen: Direktoren müssen künftig vorkosten

Ausland
18.07.2013 16:37
Der Tod von mittlerweile 23 Kindern in Indien durch ein vergiftetes Mittagessen in der Schulkantine hat nun Konsequenzen: Direktoren und Köche müssen die Speisen an den Schulen künftig vorkosten. Die Regierung des betroffenen Bundesstaates Bihar im Nordosten des Landes ließ am Donnerstag in allen Lokalzeitungen Anzeigen veröffentlichen, in denen die Regel erklärt und Maßnahmen bei Verstößen dagegen angedroht werden. Einige wütende Eltern haben indes ihre Kinder aus Protest vor der Schule beerdigt (Bild 6).

Mit den Gräbern wollten die Eltern auf die Nachlässigkeit der Verantwortlichen aufmerksam machen, berichtete der Nachrichtensender NDTV am Donnerstag.

Essen dürfte mit Insektengift vermischt worden sein
Die Schüler der staatlichen Schule im Verwaltungsdistrikt Saran in Bihar, alle unter zehn Jahre alt, hatten am Dienstag ein Mittagessen bestehend aus Reis, Gemüse und Linsen serviert bekommen, das nach vorläufigen Erkenntnissen Insektengift enthielt. Laut den Behörden sei das Essen in einem Behälter gewesen, in dem zuvor wahrscheinlich ein Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel gelagert wurde. 23 Kinder starben, etwa 30 weitere werden nach wie vor im Krankenhaus behandelt. Nach Angaben der Behörden ist nicht auszuschließen, dass es noch weitere Todesopfer geben wird.

Nach dem Vorfall in Bihar wurden auch aus anderen Teilen Indiens ähnliche Vorfälle, die aber glimpflich ausgegangen und keine Todesopfer gefordert hatten, gemeldet: Im südindischen Tamil Nadu klagten am Donnerstag 155 Mädchen nach ihrem Mittagessen in einer Schule in Neyveli über Übelkeit und Schwindel. 13 von ihnen seien zur Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht worden, berichtete die Nachrichtenagentur IANS. In Amritsar wurden laut NDTV Insekten und Würmer in einer Schulküche gefunden.

Tausende Kinder boykottieren Schulmahlzeiten
Seit Bekanntwerden des Vorfalls boykottieren Tausende Schüler die kostenlos angebotenen Schulspeisen. Die verängstigten Schüler hätten ihre Mahlzeiten in Mülleimer geworfen oder gar nicht erst angerührt, sagte ein ranghoher Regierungsvertreter am Donnerstag. Obwohl die Schulbehörden versichert hätten, dass eine solche Tragödie nicht mehr vorkommen werde, seien viele Kinder von ihren Eltern angewiesen worden, die Finger vom Kantinenessen zu lassen.

Direktorin samt Ehemann weiter auf der Flucht
Die Schulleiterin und ihr Ehemann, der die Lebensmittel an die betroffene Schule verkauft hatte, seien laut den Behörden weiterhin auf der Flucht. Gegen beide liege ein Haftbefehl vor. Im Haus der Geflüchteten seien demnach zwei Behälter mit Insektiziden neben Gemüse, Reis und Hülsenfrüchten für das Mittagessen gefunden worden.

"Nur die Direktorin kann sagen, ob es sich bei dem Vorfall um ein Komplott oder fahrlässiges Versehen handelt", erklärte der Regierungsvertreter. Weiters hieß es, der Schulkoch habe sich bei der Direktorin noch über den Geruch des Bratöls beschwert, die Frau habe ihn aber beschwichtigt, woraufhin er weiterkochte.

Kostenloses Essen soll Anwesenheitsquote steigern
In vielen der 29 indischen Bundesstaaten erhalten Kinder aus armen Familien kostenloses Essen an staatlichen Schulen, wodurch auch die Anwesenheitsquote gesteigert werden soll. Wegen Hygienemängeln und minderwertiger Zutaten kommt es jedoch immer wieder zu Lebensmittelvergiftungen.

Steigende Lebensmittelpreise haben den Leidensdruck für die 455 Millionen unter der Armutsgrenze lebenden Bürger des über 1,2 Milliarden Einwohner zählenden Landes in den vergangenen Jahren stetig erhöht. Bihar gehört zu den ärmsten aller Bundesstaaten.

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