Keine Warmduscherin

Im See gesichtet: Die Frau, die aus der Kälte kam

Burgenland
21.01.2025 09:00

Vor kurzem ging in Molveno in Südtirol die Eisschwimm-Weltmeisterschaft zu Ende, bei der Ex-Weltmeister Markus Rogan die Bronze-Medaille holte. Auch Sonja Flandorfer aus Neufeld an der Leitha pritschelt gern bei Minustemperaturen in eisigen Gewässern. 

Wenn die Außentemperatur unter null Grad sinkt und sich am Neufelder See die ersten Eisschollen bilden, ist Sonja Flandorfer (49) selig. Voller Freude schlüpft sie dann in ihren Badeanzug und taucht derart losgelöst und entspannt ins klirrend kalte Nass, dass man als Beobachter den Eindruck hat, sie würde in ein wohlig warmes Schaumbad steigen. Dabei beträgt die Wassertemperatur gerade einmal drei Grad!

„Manchmal kann ich selbst nicht glauben, was ich ich da jede Woche tue. Schließlich war ich lange Zeit eine richtige Frostbeule, habe Kälte gemieden und ging im Winter nur eingemummelt in fünf Kleiderschichten aus dem Haus“, erzählt die ehemalige Mathematik-, Physik- und Chemielehrerin.

Sonja Flandorfer mit „The Iceman“ Wim Hof.
Sonja Flandorfer mit „The Iceman“ Wim Hof.(Bild: privat)

Echtes Überlebenstraining
2015, zu diesem Zeitpunkt war sie Vorstandsassistentin bei der Telekom, hörte sie bei einem Mindmanagement-Workshop zum ersten Mal vom niederländischen Extremsportler Wim Hof, besser bekannt als „The Iceman“, weil er mehrere Weltrekorde im Ertragen extremer Kälte hält. Zwei Jahre später lernte sie ihn bei einem Motivationsseminar in den USA persönlich kennen. Seine Behauptung, dass jeder mit der Kraft des Geistes Kälte gut aushalten kann, faszinierte Flandorfer so sehr, dass sie einen zehnwöchigen Videokurs bei ihm buchte und seither auf Eisbaden schwört.

„Damit einem dabei vor Kälteschock nicht die Luft wegbleibt, braucht man bloß zwei Dinge beachten: Man muss davor die klare Entscheidung treffen, dass man es wirklich will. Und, durch langes Ausatmen dem Körper signalisieren, dass alles in Ordnung ist und er relaxen darf. Spätestens nach 30 Sekunden beginnt er zu adaptieren, weil sich um die Haut ein Wärmefilm bildet“, erklärt die „Eislady“ aus dem Burgenland.

Mittlerweile ist sie selbst Atem-und Kältetrainerin und bietet ganzjährig Seminare an. Dafür ...
Mittlerweile ist sie selbst Atem-und Kältetrainerin und bietet ganzjährig Seminare an. Dafür tingelt sie mit ihrer Eiswanne durch Österreich: www.keep-on-cooling.com(Bild: Josef Flandorfer)
Mit einem Kunden, der so einen eisernen Willen hat, dass ihm nicht einmal das Abtauchen im ...
Mit einem Kunden, der so einen eisernen Willen hat, dass ihm nicht einmal das Abtauchen im Eiswasser etwas ausmacht.(Bild: privat)

Gut gegen Depressionen
Eisbaden sei also nichts anderes als ein Synonym für Stress: „Die Art, wie man ans Eisbaden herangeht, lässt sich eins zu eins auf den Umgang mit herausfordernden Alltagssituationen ummünzen.“ Abgesehen davon profitieren Körper, Geist und Seele: „Das Herz-Kreislauf-und Immunsystem werden gestärkt. Muskeln regenerieren viel schneller. Außerdem wirkt ein Kältebad entzündungshemmend, schmerzstillend und stimmungsaufhellend, weil Glückshormone ausgeschüttet werden und man mehr Energie zur Verfügung hat. Darüber hinaus ist man ganz im Moment, sodass auch die Affen, die bei jedem immer wieder mal im Kopf lärmen, die Klappe halten.“

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