Massiver Schaden

Schock nach Mure in Hallstatt: “Da ist man machtlos”

Österreich
19.06.2013 17:39
Das Ausmaß der Zerstörung ist unglaublich: Binnen einer Stunde ließ ein Unwetter im oberösterreichischen Hallstatt 55 Liter Regen pro Quadratmeter zu Boden prasseln. Der Mühlbach rauscht nun quer über den historischen Marktplatz des Weltkulturerbes, 30 Häuser wurden durch die Schlammmassen beschädigt. "Da ist man machtlos", so der 77-jährige Friedrich Janu nüchtern. "Das ist die Natur, Hallstatt wurde nun einmal in der roten Zone gebaut."

"Bei mir sind das Wasser und das Geröll beim Schlafzimmerfenster hereingekommen. Drei Stunden später und mich erwischt's im Schlaf", ist Seewirt Sepp Zauner (71) sichtlich geschockt. Das Unwetter richtete in seinem Betrieb den meisten Schaden an, die Mure ging quer durch das Haus, zerstörte liebgewonnene Gegenstände sowie Erinnerungen und verschüttete auch das Schlagzeug des Sohnes, der bei den Wiener Philharmonikern spielt.

"Schlamm ist von allen Seiten gekommen"
"Wir mussten dreißig Hausgäste aus dem ersten Stock mit Leitern bergen", berichtet Ernst Zauner von der Feuerwehr Hallstatt. Nach dem Gewitter stapelte sich der Schutt im Gebäude einen Meter hoch. Dramatisch war die Situation auch im Hotel Grüner Baum, erzählt Besitzerin Monika Wenger: "Der Schlamm ist von allen Seiten gekommen. Wir wollten die Feuerwehr alarmieren, aber die war schon überall im Einsatz. Die Gäste haben wir in den ersten Stock gebracht. Unsere Dauergäste müssen vorübergehend auf Bänken schlafen."

"Du kannst nichts machen, nur zuschauen", so die sichtlich erschöpfte Andrea Krumböck (27) vom Café Derbl am Marktplatz. Dort, wo sonst Urlauber ihr Eis genießen, hat sich das Wasser seinen Weg gebahnt, mit unglaublicher Geschwindigkeit strömt eine braune Masse am Lokal vorbei. Vor wenigen Stunden war das Geschäft noch mehr als einen Meter überflutet, jetzt wird das Lager ausgepumpt. "Wir müssen sicher für eine Woche zusperren", sagt die Mitarbeiterin.

"So etwas kennen wir noch nicht"
"Das Hochwasser vor zwei Wochen war bei uns höher als 2002. Aber das sind die Leute hier gewöhnt. Nur, dass eine Mure durch den ganzen Ort schießt, der Mühlbach die alten Pflastersteine wegreißt und jetzt über unseren Marktplatz fließt - so etwas kennen wir noch nicht", so der Hallstätter Bürgermeister Alexander Scheutz. Nicht einmal die ältesten Bürger könnten sich an eine Katastrophe dieses Ausmaßes erinnern, erklärt auch der 62-jährige Georg Mayr. 1884 soll es einmal annähernd so schlimm gewesen sein, heißt es.

LH-Stv. Ackerl: "Es war wie ein Weltuntergang"
Auch LH-Stv. Josef Ackerl zeigt sich geschockt von der Situation vor Ort: "Es war wie ein Weltuntergang. Aus einem Bach sind plötzlich vier geworden." Allein den Schaden an der Infrastruktur schätzt Ackerl auf rund eine Million Euro. Gleichzeitig sichert er dem Ortschef Hilfe zu: So werde das Land für jene Kosten geradestehen, die der Katastrophenfonds nicht zahlt.

"Mühlbach zurück in sein natürliches Bett bringen"
Jedem imponiert jedoch die tatkräftige Unterstützung der vielen Helfer: Neben den Feuerwehrleuten sind auch etwa 40 freiwillige Helfer, 50 HTL-Schüler und hundert Bundesheersoldaten im Einsatz, um das Juwel des Salzkammerguts wieder in Schuss zu bringen. Weil die Gassen gar so eng sind, müssen Schlamm, Geröll und Gestein meist händisch weggeschaufelt werden.

"Am wichtigsten ist für uns, dass wir den Mühlbach zurück in sein natürliches Bett bringen. Sein Lauf ist immer noch verlegt. Die Verklausung war auch schuld, dass alles übergegangen ist", so der Bürgermeister. Für Touristen bleibe das Zentrum sicher noch drei, vier Tage gesperrt.

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