Mini-Frosch und Co.

Forscherteam kürte die “Top Ten der neuen Arten”

Wissenschaft
23.05.2013 13:16
Zum bereits sechsten Mal haben Forscher vom International Institute for Species Exploration (IISE) an der Arizona State University die "Top Ten der neu entdeckten Arten" im Tier- und Pflanzenreich gekürt. Heuer zählen dazu der kleinste Frosch der Welt und ein fleischfressender Schwamm mit harfenähnlichen Armen.

Bei ihrer Auswahl für die Hitliste der Entdeckungen orientiert sich das international besetzte IISE-Team an mehreren Kriterien: Zum einen nominieren sie Spezies, die besonders skurril sind oder bizarre Merkmale aufweisen, zum anderen wollen die Forscher mit dem Ranking auf die bedrohte Biodiversität aufmerksam machen.

Das sind die Top Ten 2012:
Ein nur sieben Millimeter großer Frosch mit dem lateinischen Namen Paedophryne amauensis (Bild 2) schaffte es auf die Liste, weil er das bis dato kleinste bekannte Wirbeltier der Welt ist. Der Winzling, der im Regenwald von Papua-Neuguinea lebt, hat kaum ausgeprägte Zehen und relativ große Augen (siehe Infobox). 

Wenig mit seinen Verwandten aus der Familie der Schwämme hat ein Tiefsee-Wesen namens Chondrocladia lyra (Bild 3) gemeinsam, das Forscher in rund 3.400 Meter Tiefe im Pazifik vor Kalifornien entdeckt haben. Statt mit einem schwammigen Körper Mikroorganismen aus dem Wasser zu filtern, fängt das fleischfressende Tier seine Beute mit harfenförmigen Fortsätzen, die mit Klettverschluss-ähnlichen Widerhaken besetzt sind.

Erstmals seit vielen Jahren stießen Biologen in Afrika auf eine noch unbekannte Affenart. Das Lesula-Äffchen (Cercopithecus lomamiensis; Bild 4) lebt versteckt in der Lomami-Region im Kongo. Es hat den Forschern zufolge "menschenähnliche" Augen, die männlichen Tiere fallen außerdem durch einen leuchtend blauen Hautstreifen an ihrem Hinterteil und am Geschlecht auf.

Auf der Liste des IISE steht auch eine ungiftige Schneckennatter. Mit dem wissenschaftlichen Namen Sibon noalamina wollten die Entdecker ein Zeichen für die Umwelt setzen - der zweite Teil auf Spanisch bedeutet so viel wie "Nein zur Mine". Das Tier stehe mit seinem Namen gegen den Raubbau an der Natur und für die Erhaltung der Bergwälder im Westen Panamas.

Die Bezeichnung Viola lilliputana verpassten Biologen einem Veilchen, das nicht einmal einen Zentimeter aus der Erde herausragt. Die winzige Blume hatte bisher unerkannt auf einer Ebene hoch in den Anden von Peru geblüht. Es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis Biologen Proben aus den 1960er-Jahren analysierten.

Eine fluoreszierende Kakerlake vom Tungurahua-Vulkan in Ecuador schaffte es 70 Jahre nach ihrem Fund auf die Artenliste. Inzwischen könnte das leuchtende Insekt (Lucihormetica luckae), das seine Feinde ähnlich abschreckte wie ein giftiger Käfer, nach Meinung der Autoren möglicherweise ausgestorben sein.

Auf die IISE-Liste schaffte es auch ein schwarzer Pilz, der die prähistorischen Wandmalereien in Frankreichs Lascaux-Höhle bedroht. Im Jahr 2001 entdeckt, ist der Pilz seit dem Vorjahr beschrieben und als Ochroconis anomala bekannt.

Wegen der ungewöhnlichen Art der Entdeckung nominierten die IISE-Forscher eine neue Florfliegen-Art für die Liste: Biologen hatten ein Bild des Insekts auf der Website des Fotodienstes Flickr entdeckt. Über Umwege identifizierten sie es als neue Art und benannten das Tier nach der Tochter (Jade) des Fotografen: Semachrysa jade.

Auf der Insel Madagaskar stießen Forscher auf die unbekannte Version eines weit über Afrika hinaus verbreiteten Busches: Das immergrüne Gewächs Eugenia petrikensis gedieh einst prächtig an Madagaskars Ostküste, schreiben die Autoren, sei durch deren Besiedlung aber selten geworden.

Ein Insekt, das vor 165 Millionen Jahren lebte, hatten Forscher in fossilen Sedimenten in China entdeckt. Es sah aus wie das Blatt eines Baums - wahrscheinlich um so leichter an Beute zu gelangen. Die Forscher nannten das Tier Juracimbrophlebia ginkgofolia.

Pro Jahr werden 18.000 neue Arten entdeckt
Nach Angaben der Universität von Arizona teilen sich zurzeit zehn bis zwölf Millionen Arten den Lebensraum Erde, jedes Jahr werden rund neue 18.000 Arten entdeckt. Ziel sei, die fehlenden zehn Millionen bis zum Jahr 2065 zu identifizieren, so die Forscher.

Anlass der Präsentation der "Top Ten der neu entdeckten Arten" waren gleich zwei Daten: zum einen der alljährliche UN-Tag der Artenvielfalt am 22. Mai, zum anderen der Geburtstag von Carl von Linné (1707-1778), dem Erfinder der modernen biologischen Systematik, einen Tag später. Der schwedische Biologe schuf ein System, in das alle Pflanzen und Tiere eingeordnet werden konnten, welches in vielen Teilen bis heute Bestand hat.

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