Die Handlung von "Dead Island Riptide", dem Nachfolger des Überraschungshits "Dead Island" ist mit der Floskel "Vom Regen in die Traufe" im Grunde schon recht genau erklärt. Gelang den vier Helden aus dem ersten Teil am Ende des Zombie-Games um Haaresbreite noch die Flucht von der zombieverseuchten Insel Banoi, finden sie sich zu Beginn des neuen Abenteuers – welch Überraschung – auf einer neuen zombieverseuchten Insel wieder.
Zugegeben, zwischenzeitlich stießen Footballspieler Logan, Schwertkämpferin Xian, Waffenexpertin Purna und Gangster-Rapper Sam B auf ein Kriegsschiff, das sie für einen sicheren Hafen hielten. Allerdings hatten die vier Überlebenden der Zombieapokalypse auf Banoi ihre Rechnung ohne den verrückten Wissenschaftler Dr. Kessler gemacht, der größtes Interesse an der Immunität der Banoi-Überlebenden gegen das Zombie-Virus hat und die vier prompt gefangen nehmen lässt, um an ihnen Experimente durchzuführen.
Die Atempause für die Helden ist kurz
Während dieser Gefangenschaft trifft das altbekannte Team aus "Dead Island" auch auf den einzigen Neuzugang in der Gruppe, den Martial-Arts-Experten John Morgan, der ebenfalls immun gegen das Zombie-Virus ist. Allzu lang dauert die Gefangenschaft der nunmehr fünf Helden dabei nicht an. Nach kurzer Zeit sinkt das Schiff, auf dem sie waren, und sie stranden auf einem tropischen Eiland, auf dem abermals Horden von abertausenden Zombies ihr Unwesen treiben - dumm gelaufen!
Da hilft nur eines: bis an die Zähne bewaffnet den Kampf gegen die Monster aufnehmen und ihnen den Untod aus dem Leib prügeln. Geht es nach Entwickler Techland, muss diese Verkettung äußerst unglücklicher Umstände genügen, um den Spieler dazu zu bewegen, im Grunde exakt das, was er im ersten Teil der "Dead Island"-Reihe schon gemacht hat, wieder zu tun. Zombies töten, Ausrüstung und Erfahrungspunkte sammeln und neue Fähigkeiten erlernen, mit denen das Zombies-Verhauen noch ein bisschen zünftiger wird.
Spaßige Zombie-Keilerei ohne Neuerungen
Wen diese vorhersehbare und an Einfallslosigkeit nur schwer zu überbietende Rahmenhandlung nun an der Qualität des zweiten "Dead Island" zweifeln lässt, dem sei gesagt: Spaß macht die Zombiehatz im Urlaubsparadies trotz Schwächen bei der Handlung auch in "Riptide" noch.
Nur hat man alles irgendwie schon mal gesehen. Die Protagonisten, den Schauplatz, die Gegner, ja selbst die Soundkulisse gleicht jener aus dem ersten Teil. Wer sich frische Impulse erhofft hat, der wird von "Dead Island Riptide" bitter enttäuscht werden. Wer sich unkomplizierte Action erwartet und den Vorgänger mochte, der wird sich in "Riptide" schnell zuhause fühlen.
Zumindest so lang, bis ihm das Spielprinzip auf die Nerven geht. Denn mit sonderlich viel Abwechslung haben die "Dead Island"-Macher "Riptide" nicht gesegnet. In Wahrheit verlangt das Game dem Spieler stundenlang die immer gleichen Tätigkeiten ab. Austauschbare Quests abholen, eine unbestimmte Anzahl an Zombies in die ewigen Jagdgründe befördern, alles plündern, was nicht niet- und nagelfest ist und Erfahrung sammeln. Dazwischen darf man auch mal mit dem Boot über die Flüsse Palanais fahren - und dabei lebende Wasserleichen von ihrem Elend erlösen.
Neue Fähigkeiten und Gegenstände für Jäger und Sammler
Mit den erbeuteten Gegenständen, unter denen sich auch immer wieder neue Nah- und Fernkampfwaffen finden, und den durch Erfahrungspunkte ausgelösten Stufenanstiegen, die in neue, noch effektivere Fähigkeiten zur Zombiebekämpfung investiert werden, können sodann noch effizienter und schneller Schneisen in die untoten Horden geschlagen werden, um die nächste einfallslose Quest anzunehmen und noch mehr Beute und Erfahrung zu sammeln. Dass es dabei nicht gerade unblutig zugeht, versteht sich von selbst.
Das war's dann auch schon mit dem spielerischen Anspruch in "Dead Island Riptide". Nicht, dass ein Horrorspiel allzu viel davon bräuchte, es geht ja schließlich auch um Action und packende Inszenierung. Beides gibt es in "Dead Island Riptide", allerdings vermag das Spiel trotzdem nur zu Beginn wirklich zu fesseln. Zu schnell gewöhnt man sich als Spieler an die immer gleichen Abläufe und irgendwann – die Spielzeit ist mit 25 Stunden und mehr relativ lang – ist die Luft dann raus. Und zwar lange, bevor das Ende des Spiels in Sicht ist.
Keine Fortschritte bei der Grafik
Zum Teil liegt das sicherlich auch an der etwas ergrauten Grafik. Keine Frage, die Landschaften sind hübsch und auch die Lichteffekte wissen zu gefallen. Dass das Spiel auf der etwas älteren Chrome-Grafikengine des Vorgängers basiert, merkt man ihm aber trotzdem immer wieder an, und zwar vor allem bei den Charakteren und Zombies, die gerade in der PC-Version höher auflösende Texturen vertragen hätten und ab und an durch zu steife Bewegungsanimationen unfreiwillig zu unterhalten wissen. Vereinzelt auftretende Grafikfehler trüben zudem den Spielspaß, wobei hier besonders die Konsolenversionen betroffen sein sollen.
Grundsätzlich gelungen ist der Sound zum Spiel. Auch wenn die Wahl der Sprecher teilweise nicht ganz nachvollziehbar ist und deren Leistungen stark schwanken, so gibt es doch am Soundtrack und auch an den Umgebungsgeräuschen nichts auszusetzen. Es klingt halt alles wie im ersten Teil, was angesichts des nahezu unveränderten Settings auch nicht weiter verwundert.
Immer gleiche Zombieschreie nerven auf Dauer
Das einzige, was uns im Test beim Sound wirklich genervt hat, sind die Schreie der Zombies. Hier hätte es durchaus etwas mehr Vielfalt sein dürfen, zumal die wandelnden Kadaver ja nicht sehr viel mehr können, als zu schreien. Oft kommt es vor, dass ein Zombie innerhalb einer einzigen Minute mehrere Male den gleichen Schrei ausstößt. Und angesichts der Massen an Gegnern, die wir im Verlauf von "Dead Island Riptide" massakrieren, summiert sich das ewig gleiche Zombiegeschrei irgendwann zur akustischen Belästigung.
Die Steuerung von "Dead Island Riptide" ist durchaus gelungen und schnell zu erlernen, was wohl der von Shootern gewohnten Tastenbelegung zu verdanken ist. Die Charaktere reagieren flott auf alle Eingaben und tun das, was man von ihnen will. Zumindest meistens, hin und wieder kommt es nämlich vor, dass man an winzigen Hindernissen am Boden hängen bleibt, sich nicht mehr bewegen kann und so zum unfreiwilligen Buffet für die nimmersatten Untoten wird.
Zombies schlachten: Mehr Spaß mit Freunden
Nett ist der Multiplayermodus von "Dead Island Riptide". Im Coop-Modus können sich bis zu vier Freunde gleichzeitig durch die untoten Massen metzeln, was sowohl über das Internet, als auch offline im LAN funktioniert. Spricht man sich dabei ab, hat das Spiel einen ganz eigenen Reiz, der ein bisschen an Valves spaßigen "Left 4 Dead"-Multiplayer erinnert.
Allerdings ändert auch der Mehrspielermodus nichts daran, dass es sich bei "Dead Island: Riptide" mehr um ein Add-on als um ein eigenständiges Spiel handelt und man alles, was man sieht, als Spieler des ersten Teils bereits kennt.
Fazit: Wer den ersten Teil von "Dead Island" gern hatte, der wird "Riptide" ebenfalls mögen. Der Nachfolger könnte nämlich ebenso als Add-on durchgehen und bietet vor allem mehr: mehr Insel, mehr Zombies, mehr Waffen, mehr austauschbare Quests, mehr spielbare Charaktere. Vermissen lässt er allerdings Kreativität – bei der Handlung ebenso wie beim Spielprinzip selbst. Für ein paar Stunden mögen die actionreichen Zombieschlägereien motivieren, über die gesamte Spielzeit tun sie es nicht. Was übrig bleibt, ist ein solide gemachtes Zombie-Abenteuer aus der Ego-Perspektive, das durchaus noch mehr Potenzial gehabt hätte.
Plattform: PC (getestet), PS3, Xbox 360
Publisher: Deep Silver
krone.at-Wertung: 7/10
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