Kamin-Simulator

“Little Inferno”: Entertainment-Kamin im Test

Spiele
29.01.2013 09:33
Mit "Little Inferno" liefern die Macher von "World of Goo" ihr zweites Werk ab – und zeigen, dass auch mit einfachsten Mitteln innovative Spiele machbar sind. Einziges Ziel des für den PC und die Wii U erhältlichen Spiels ist es, im virtuellen Kamin Dinge zu verbrennen. Der Spieler kann dabei gar nicht verlieren, bringt doch jedes verbrannte Teil mehr Geld ein, als es gekostet hat. Ob ein Spiel, bei dem man nicht verlieren kann und dessen einziger Inhalt das Verbrennen virtueller Gegenstände ist, trotz allem langfristig motivieren kann, musste "Little Inferno" im Test unter Beweis stellen.

Über die Story hinter "Little Inferno" lässt einen das Spiel, das sich selbst als "Entertainment-Kamin" bezeichnet, bis zum Finale weitestgehend im Unklaren. Nur so viel wird verraten: Draußen ist es kalt. Und zwar richtig kalt. Seit Tagen dringt kein Sonnenlicht mehr zur Stadt, die dem Alter Ego des Spielers als Heimat dient. Es schneit die ganze Zeit und die Bewohner der namenlosen Stadt, in der man als Spieler für Wärme in den eigenen vier Wänden sorgen muss, setzen alles daran, ihre Wohnungen auf Temperatur zu halten.

"Little Inferno" lässt Spieler Trödel effektvoll verbrennen
Glücklicherweise gibt es den "Little Inferno Entertainment-Kamin" der frei erfundenen Firma "Tomorrow Corporation". Diese Firma nimmt nicht nur im Game selbst eine wichtige Rolle ein, tatsächlich vertreiben die drei Männer, die das Spiel entwickelt haben, es auch in der Realität unter diesem Firmennamen. Der virtuelle Kamin kommt mitsamt Versandhauskatalogen, aus denen der geneigte Spieler allerlei Trödel kaufen kann, um diesen anschließend effektvoll zu verbrennen. Dabei gilt: Für jedes gekaufte und verbrannte Ding bekommt man mehr Geld, als es anfänglich gekostet hat.

Nun möchte man meinen, dass ein Spiel, bei dem man Dinge anzündet und nicht verlieren kann, langfristig doch unmöglich fesseln kann. Tatsächlich macht sich "Little Inferno" jedoch zwei zutiefst menschliche Eigenschaften zunutze, die dann doch zum langfristigen Experimentieren mit dem Kamin-Simulator animieren: die Liebe zur Pyromanie und den menschlichen Entdeckerdrang. Mithilfe der unzähligen Dinge in den Versandhauskatalogen des Spiels lassen sich nämlich Kombos vollführen, für die es Extrapunkte gibt.

Kombos müssen anhand des Namens erraten werden
Welche Zutaten es für eine der 99 im Spiel vorhandenen Kombinationen braucht, muss der Spieler anhand des Namens der jeweiligen Kombo herausfinden. Teilweise sind die zu verbrennenden Items leicht zu erraten, dann wieder sitzt der Spieler völlig ratlos vor Kombinationen wie jener namens "Nicht meins" und rätselt, was denn nun für diese Kombo verbrannt werden muss. Im konkreten Fall ist es ein Item namens "Nicht meine Kreditkarte" und eines namens "Nicht meine Familienfotos" - Anhaltspunkte, welches Item zu welcher Kombo passt, liefern die Namen der Gegenstände, aber auch ihre Eigenschaften und ihr Aussehen.

Das Rätselraten um die Kombos und die Tatsache, dass unter den brennbaren Items auch explosive Dinge, beispielsweise die Spielzeugfigur eines Weihnachtselfen mit umgeschnalltem Sprengstoffgürtel, zu finden sind, macht "Little Inferno" zu einem witzigen Game für gesellige Abende. Zwar kann immer nur ein Spieler Dinge verbrennen, alleine das Erraten der Kombos beschäftigt jedoch auch die Zuschauer. Dass die Versandhauskataloge mit den brennbaren Items voll von schrägem Humor sind, erhöht den Spaßfaktor zusätzlich.

Keine grafischen Höhenflüge bei "Little Inferno"
So kommt es auch, dass man dem Spiel die doch eher geringe Abwechslung bei der Optik verzeiht. Letzten Endes blendet "Little Inferno" immer nur den Kamin ein, in dem man die verschiedenen Items in Flammen aufgehen lässt. Erst ganz am Ende des Spiels verlässt der Spieler seine gut geheizte Wohnung und erfährt etwas über die Hintergründe des "Entertainment-Kamins". Obwohl die grafische Abwechslung auf der Strecke bleibt, sind die einzelnen zu verbrennenden Items liebevoll designt und gehen teilweise sogar recht effektvoll in Flammen auf. Grafische Höhenflüge sollte man sich von "Little Inferno" dennoch zu keinem Zeitpunkt erwarten, darauf ist es aber auch nicht ausgelegt.

Tatsächlich soll "Little Inferno" mit einem gelungenen Mix aus schrägem Humor und ungewöhnlichem Spielprinzip punkten. Eine Rechnung, die gerade bei Fans etwas anspruchsvollerer Kost, bei der auch die grauen Zellen etwas zu tun haben, aufzugehen scheint. "Little Inferno" ist ein stilistisch witziges und spielerisch geistreiches Werk, das mit einfachsten Mitteln mehr Langzeitmotivation herausholt als manch ein Terrorismus-Shooter mit Millionenbudget. Dazu trägt auch der gelungene Soundtrack bei, der die Atomsphäre des Spiels sehr gut trifft und die pyromanischen Abenteuer zu jeder Zeit passend untermalt.

Steuerung mittels Maus oder Stylus
Die Steuerung ist denkbar einfach. Auf der Wii U wird das Spiel mithilfe des Stylus des Wii-U-Gamepads gesteuert, PC-Spieler greifen zur Maus. Letzten Endes braucht sich der Spieler nur um das Versandhauskatalog-Menü, die Feuerstelle an sich und die Liste der Kombos zu kümmern. Das lässt sich sowohl mit der Maus als auch mit dem Stift kinderleicht bewerkstelligen. Mithilfe des Stifts oder Mauszeigers werden auch die brennbaren Gegenstände in den Kamin befördert und angezündet.

Fazit: Mit "Little Inferno" beweisen die Macher von "World of Goo" einmal mehr, dass lustige Unterhaltung kein Millionenbudget braucht. Das Spiel, das es für rund zehn Euro in Nintendos eShop oder über Steam zu kaufen gibt, sorgt für einige vergnügliche Stunden und vermag selbst Menschen, die eigentlich kein Faible für Videospiele haben, in seinen Bann zu ziehen. Der schräge Humor und das lustige Rätselraten um die Bestandteile der einzelnen Kombos machen "Little Inferno" zu einem Geheimtipp für all jene, die mal etwas völlig Neues ausprobieren möchten. Klar kann man ein kurzweiliges Indie-Game nicht mit den ganz Großen der Branche vergleichen und wer 3D-Actionbombast sucht, wird mit "Little Inferno" sicher nicht glücklich. Laune macht es als Spiel für zwischendurch aber allemal.

Plattform: Wii U (getestet), PC
Publisher: Tomorrow Corporation
krone.at- Wertung: 8/10

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