Während eines Volleyballmatches schlich sich ein 14-Jähriger aus Wien-Favoriten in die Umkleidekabine und durchforstete die Jackentaschen der Spieler. Neben Geldbörsen nahm er auch einen Autoschlüssel mit. Die leichtsinnige Spritztour mit dem gestohlenen Toyota mündete in einem Unfall.
„Mein Mandant hat verschlafen. Er ist jetzt aber mit dem Taxi am Weg ins Gericht“, seufzt Rechtsanwalt Maximilian Lohsmann vor Saal 11 wartend. Es ist 12 Uhr und der von ihm vertretene Angeklagte gerade einmal 14 Jahre alt. Gegen 12.45 Uhr schlurft der Jugendliche aus Favoriten den Gang entlang, Stress hat er offenbar keinen. „Warum kommen Sie so verspätet? Wir warten hier alle“, fragt Richterin Daniela Zwangsleitner, die zu dieser Zeit bereits fünf Jugendstrafsachen verhandelt hatte. „Es tut mir leid, ich bin wieder eingeschlafen.“ – „Ist heute keine Schule?“ – „Doch, aber weil ich hier herkommen musste, bin ich nicht in die Schule gegangen.“ – „Sie haben also den Prozess ausgenutzt, um die ersten Stunden auszulassen.“ Der Angeklagte senkt seinen Kopf.
Es war Glück, dass nicht mehr passiert ist und es keinen Personenschaden gab.
Rechtsanwalt Maximilian Lohsmann verteidigte.
Verfolgungsjagd durch Favoriten
Im Gericht sitzt er wegen einer Tat vom 6. April. An jenem Tag stieg in einer Schule im zehnten Bezirk ein Männer-Volleyballturnier. Der Bursche schlich sich in die Garderobe und leerte die Jackentaschen der Sportler, nahm Geldbörsel an sich. Und einen Autoschlüssel. Der dazu passende nagelneue Toyota Hybrid war rasch gefunden. Der Jugendliche nahm sich vor, das Auto zu verkaufen und fuhr los. Es kam zu einer Verfolgungsjagd mit der Polizei. Zu einer kurzen. Dann krachte der junge Autodieb mit dem roten Fahrzeug in einen Streifenwagen. „Was haben Sie sich dabei gedacht?“, will Frau Rat wissen. „Ich weiß nicht. Ich hab gar nicht nachgedacht“, so die Antwort des von der Kinder- und Jugendhilfe betreuten 14-Jährigen.
Mahnung von Frau Rat
„Es war Glück, dass nicht mehr passiert ist, es keinen Personenschaden gab“, so Lohsmann. Die Verurteilung zu sechs Monaten bedingt für unter anderem Diebstahl, unbefugten Gebrauch von Fahrzeugen und Gefährdung der körperlichen Sicherheit nimmt sein Mandant an. Zum Schluss der Verhandlung zeigt Frau Rat Richtung Fenster: „Überlegen Sie sich, ob Sie zukünftig wirklich da drüben in U-Haft sitzen wollen.“
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