Nach Cessna-Absturz

Experte: “Flugroute über Brenner war sehr riskant”

Österreich
01.10.2012 16:35
Ein technischer Defekt - oder doch menschliches Versagen? Nach dem Flugzeugabsturz im Tiroler Wipptal mit sechs Toten sind die Ermittlungen voll angelaufen. Ein Experte sieht es als sehr riskant an, dass der Pilot mit der Cessna die Route zum Brenner wählte, denn das Gelände im Wipptal steigt rasch an. Die Maschine - mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3.000 Kilo - war mit hoher Wahrscheinlichkeit bis zum Maximum beladen.

Der Salzburger Pilot Alfred F. war seit 20 Jahren geflogen und galt daher als sehr erfahren. "Keiner hatte so viele Flugstunden wie er", trauern die Kollegen vom Flugplatz Zell am See. Warum er am Sonntag trotz Nebelbänken und der schwer beladenen Cessna die Route über das Wipptal Richtung Brenner wählte, ist völlig unklar.

Wahl der Route war "sehr riskant"
Für Christian Ortner, selbst Pilot und gerichtlich beeideter Sachverständiger für Flugsicherungswesen, war die Wahl der Route "sehr riskant". "Das Gesamtgewicht dieses Flugzeugtyps darf nur 3.062 Kilogramm betragen. Die Maschine hatte laut meinen Informationen 460 Kilogramm Sprit an Bord. Dann bleiben pro Insasse noch etwa 80 Kilogramm - samt Gepäck geht sich das kaum aus", erklärte der Sachverständige.

Als Alternative hätte sich laut Ortner ein Start in östliche Richtung, entlang des Inntals, angeboten. Bei guter Höhe hätte das Flugzeug mit den Zillertaler Freunden dann über den Alpenhauptkamm nach Süden abbiegen können.

"Sichtflüge in Eigenverantwortung des Piloten"
"Nur bei Instrumentenflügen ist die Flugroute vorgegeben. Die Flugsicherung überwacht vom Starten der Triebwerke bis zum Einparken am Ziel. Sichtflüge hingegen liegen in der Eigenverantwortung des Piloten. Voraussetzung ist ständiger Sichtkontakt zum Boden", sagte Markus Pohanka von der Austro Control.

Am Montag befragten die Ermittler den leicht verletzten Trafikanten Werner E., um die letzten Sekunden zu rekonstruieren. "Seine Aussagen werden wir aber nicht verlautbaren, weil sie unter Umständen verfahrensrelevant sind", gab sich Walter Pupp, Chef des Tiroler Landeskriminalamts, zugeknöpft.

Wrack wird in Innsbruck untersucht
Die weiteren Schritte? An der Unfallstelle werden alle Beweise gesichert, erst in den kommenden Tagen werden die verkohlten Reste geborgen. "Das Wrack wird für die Untersuchungen nach Innsbruck gebracht", erklärte Walter Fleißner vom Verkehrsministerium. Anhand der Absturz-Spuren können die Experten Rückschlüsse ziehen, wie schnell das Flugzeug war - ein Puzzlespiel.

Der schwer verletzte Gert P. ist noch nicht außer Lebensgefahr, sein Zustand ist aber trotz der inneren Verletzungen stabil.

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