Chinesische Onlinegiganten wie Temu, Aliexpress oder Shein sind beliebte Shopping-Adressen der europäischen Kunden. Geschätzte vier Milliarden Pakete werden sie 2024 in die EU verschicken. Heimische Anbieter wie die Otto Austria Group schlagen sich wacker, beklagen aber den unfairen Wettbewerb.
Einkaufen via Handy-App oder am Computer ist beliebt und geht schnell. Ein Klick beim Fernsehen, in der U-Bahn oder während der Rauchpause und der gewünschte Artikel ist im Einkaufswagen der Online-Anbieter. Gezahlt wird mit Kredit- oder Debitcard und bald schon ist das Ersehnte auf dem Weg zu den Kunden nach Hause.
Otto Austria Group beklagt „systematischen Betrug“
„Wir scheuen nicht den Wettbewerb, aber die Rahmenbedingungen sind unfair. Was sich diese Anbieter leisten, ist systematischer Betrug“, macht sich Otto Austria Group-Chef Harald Gutschi einmal mehr Luft über die chinesische Konkurrenz. 65 Prozent der aus China kommenden Pakete sei laut EU falsch deklariert. Sprich: Entweder ist Ware enthalten, die mehr wert ist, als bei der Behörde angegeben wird. Oder die Bestellung wird unerlaubterweise in so viele Einzelsendungen aufgeteilt, dass jede Lieferung unter der Zollfreigrenze bleibt.
Den EU-Verantwortlichen ist die Problematik mittlerweile zwar bewusst, Änderungen verspricht sie aber erst ab 2028. Bis dahin wird sich die Paketflut weiter erhöhen. Für 2022 gibt es Zahlen, die von zwei Milliarden Paketen sprechen, die in die EU kamen. Für heuer gehen Schätzungen schon von vier Milliarden aus – Tendenz weiter steigend. Damit die Fracht auch bei den Kunden ankommen, sollen 2024 jeden Tag geschätzte 200 Transportflugzeuge in der EU landen! Temu kommt zum Beispiel in Ungarn an, was unsere Nachbarn freut, da sie an der Abwicklung gut verdienen.
Während einzelne Staaten Einnahmen haben, verliert die Gemeinschaft durch die kreative Paket-Politik viel Geld. Handelsexperte Gutschi rechnet vor: Bei angenommenen zehn Euro Zoll- und Mehrwertsteuer-Entgang pro Paket und zwei Mrd. Lieferungen (2021) wären das 20 Milliarden Euro. Heuer könnten es demnach schon 40 Milliarden sein! Die Behörden sollten bei wiederholter Falsch-Deklartion die Pakete liegen lassen, damit die ausländischen Anbieter, die nicht fair spielen, die Konsequenzen zu spüren bekämen.
„Multiple Krisen haben im Handel voll zugeschlagen“
Neben der Auslandskonkurrenz machen Teuerung, Kriege & Co. den Online-Riesen zu schaffen. „Die multiplen Krisen haben im Handel voll zugeschlagen wie seit Jahrzehnten nicht. Das Geld im Börserl fehlt“, so Gutschi. Der Gesamtumsatz der Otto Austria Group sank um 3,8 Prozent auf 349 Millionen Euro. Die Kunden geben pro Bestellung im Schnitt 234 Euro aus. Angesichts der Marktumstände könne man bedingt zufrieden sein. Das gelte aber nicht für den Bereich Möbel und Dekoration, der besonders schlecht lief. Dieser wurde durch das stark rückläufige Neubau-Volumen im Wohnbau und dem Verzicht auf größere Investitionen massiv nach unten gedrückt. Das schmerzt besonders, da die Otto Austria Group hierzulande mit 15 Prozent Marktanteil der größte Online-Anbieter bei Möbeln ist. Zufrieden ist Gutschi hingegen mit den Technik-Bestellungen.
Positiv stimmt die Otto-Group, dass die Retouren kontinuierlich zurückgehen, denn das spart Geld. Aktuell liege man bei 34 Prozent – Tendenz weiter fallend.
Bisher hieß die Otto Austria Group Unito, da man u.a. aus dem Zusammenschluss aus Universal, Quelle und Otto entstand. Damit ist jetzt Schluß. Hintergrund sei die schwierige Suche nach Mitarbeitern. „Otto hat einen sehr guten Namen am Arbeitsmarkt“, berichtet Gutschi. Der neue Name soll mehr Bewerber anlocken.
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