Die Ersten, die Stronach gewonnen hat, seien Politiker "mit Ablaufdatum oder ohne Klub. Oder gekauft", wie Neo-ÖVP-Justizsprecher Ikrath im ORF-Radio vermutete. "Es besteht sehr stark der Eindruck, dass diese Abgeordneten das tun, um für sich Vorteile zu lukrieren. Das ist sehr ungustiös und demokratiepolitisch ein Tiefpunkt", so Ikrath.
Zu beweisen, ob Geld oder Job für eine Stimme angeboten oder gefordert wurden, werde jedoch schwierig, räumte Ikrath ein. Aus diesem Grund habe er jetzt die Justizministerin um eine Prüfung ersucht, ob das Antikorruptionsgesetz solch einen Vorgang überhaupt erfasse. "Für den Fall, dass es das nicht tut, werden wir diese Lücke schnell schließen müssen", kündigte der ÖVP-Justizsprecher an.
Experte: Politikerkauf erst ab 2013 strafbar
Der entsprechende Anfütterungsparagraf findet sich im neuen Korruptionsstrafrecht, das als Teil des Transparenzpakets erst Ende Juni im Eilverfahren von Nationalrat und Bundesrat abgesegnet worden war. Das neue Korruptionsstrafrecht tritt aber ebenso wie das neue Lobbyistengesetz erst im Jänner 2013 in Kraft. Wer sich dann kaufen lässt, landet vor dem Strafrichter, stellte Antikorruptionsexperte Sickinger gegenüber Ö1 klar. "Etwas zynisch gesagt: Diejenigen, die zur Stronach-Partei wechseln wollen, sollten das heuer machen", so Sickinger.
Darüber hinaus wäre es jedoch nicht in Ordnung, jeden Fraktionswechsel mit dem Korruptionsstrafrecht zu unterbinden, betonte der Experte zugleich. Es gelte daher, die Frage zu beantworten: "Wo ist die sensible Grenze zwischen legitimem Parteiwechsel und dem Herauskaufen von Abgeordneten?"
Stronach: "Vorwurf absolut haltlos"
"Der Vorwurf, ich würde mir Politiker zusammenkaufen, ist absolut haltlos", wehrt sich Stronach gegenüber der "Krone". Jeder, der sich finanzielle Vorteile von einer Mitgliedschaft bei ihm verspreche, sei nicht willkommen. Aber Milliardär Stronach betont auch, dass es für "potentielle Kandidaten auf den Nationalratslisten" sehr wohl eine finanzielle Unterstützung geben kann, falls die persönlichen Lebensumstände sonst einer Kandidatur im Wege stehen würden.
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