Platz 2 bei Teilzeit

Arbeiten im EU-Vergleich: Prekäre Werte für Ältere

Wirtschaft
19.03.2024 12:54

Aktuelle Zahlen der Statistik Austria weisen Österreichs Arbeitsmarkt mehrere Eigenheiten aus. So arbeiten wir deutlich kürzer als der EU-Schnitt, dafür sind wir Teilzeit-Vizeeuropameister. Das bringt Probleme mit sich.

Die Bevölkerung wächst vor allem bei den Über-65-Jährigen, während die Zahl der Erwerbstätigen stagniert. Gleichzeitig bleibt die Erwerbsbeteiligung Älterer unter dem EU-Schnitt, und Österreich hat nach den Niederlanden die zweithöchste Teilzeitquote in der EU. Laut Statistik Austria arbeitet mehr als die Hälfte der Frauen über 35 in Teilzeit.

Kräftiges Bevölkerungswachstum, starke Alterung
Während der Arbeitsmarkt aktuell trotz der schwächelnden Wirtschaft relativ stabil dasteht, steht er längerfristig vor großen Problemen. Laut Prognose wird Österreichs Bevölkerung bis zum Jahr 2080 auf mehr als zehn Millionen anwachsen – allerdings findet dieses Wachstum vor allem bei den Über-65-Jährigen statt, hieß es von der Statistik Austria am Dienstag.

Arbeitskräftemangel verschärft sich
Die Zahl der Arbeitslosen ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr zwar um 19.700 auf 240.900 gestiegen, aber auch die der Erwerbstätigen ist um 40.400 auf gut 4,5 Millionen angewachsen, berichtet Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas. Dennoch konnten viele Stellen nicht besetzt werden. Die Zahl der offenen Stellen ist zwar gesunken, lag mit 206.400 im Jahresdurchschnitt aber weiter auf hohem Niveau. „Aufgrund des demografischen Wandels wird sich der Arbeitskräftemangel künftig eher noch verschärfen“, sagt Thomas.

Viel Teilzeit, Ältere weniger eingebunden
Neben der hohen Teilzeitquote stellt die im EU-Vergleich unterdurchschnittliche Erwerbsbeteiligung der Über-55-Jährigen eine strukturelle Herausforderung für den Arbeitsmarkt dar. Während 2022 im EU-Schnitt 62,3 Prozent der 55- bis 64-Jährigen erwerbstätig waren, betrug diese Quote in Österreich nur 56,4 Prozent. In Schweden waren es 77,3 Prozent – am anderen Ende des Rankings lag Luxemburg mit 46,6 Prozent.

Dabei ist die Erwerbstätigenquote Älterer in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen: Im Jahr 2004 hat gerade einmal jeder bzw. jede Vierte im Alter von 55 bis 64 Jahren noch gearbeitet (Erwerbstätigenquote: 27,1 Prozent), im Jahr 2023 war es bereits mehr als jeder Zweite (57,3 Prozent). Insgesamt betrug die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-Jährigen 74,1 Prozent.

Ältere könnten in die Bresche springen – wollen aber nicht
Ältere Personen werden oft als mögliches Reservoir zur Bewältigung des Arbeitskräfte- bzw. Fachkräftemangels genannt – allerdings würden nur 76.500 der derzeit nicht erwerbstätigen Personen zwischen 55 und 74 Jahren wieder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen wollen, das sind nur 5,6 Prozent. Selbst in der Gruppe der 55- bis 59-Jährigen ist es nicht einmal jeder Vierte.

Knackpunkt Kinderbetreuung
Bei der Teilzeitbeschäftigung fällt Österreich noch mehr aus dem EU-Rahmen: Mit 30,5 Prozent ist die Teilzeitquote die zweithöchste nach den Niederlanden (43,4 Prozent). Das ist vor allem ein weibliches Phänomen: 2023 waren mehr als eine Million Frauen teilzeiterwerbstätig, gut dreimal so viele wie Männer. Ab 35 Jahren arbeitet gar die Mehrheit der Frauen in Teilzeit. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Kinderbetreuung: Jedes zweite Kind hat eine Betreuung, die keine Vollzeitarbeit ermöglicht.

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