"Irgendwas fehlt"
Träger Wahlkampf: Obama und Romney ohne Visionen
"Will weder Barack Obama noch Mitt Romney wirklich die Wahlen gewinnen?", wundert sich etwa die renommierte "Washington Post". Keiner der beiden Kandidaten versuche ernsthaft, die Amerikaner für ein echtes Programm für die nächsten Jahre zu gewinnen. Stattdessen würden sie vornehmlich das "furchteinflößende Gespenst" eines Sieges des jeweiligen Gegners an die Wand malen.
Obama: Die Begeisterung ist vorbei
Obama, der vor vier Jahren als begnadeter Rhetoriker und Menschenfischer gefeiert wurde, vermag es derzeit nicht einmal, sein eigenes Publikum so recht in Schwung zu bringen. Brav spult er seine Reden ab, rund 20 Minuten dauern die Auftritte im Schnitt, dann noch eine Viertelstunde Händeschütteln. Doch mit der Begeisterung, die noch seinen letzten Wahlkampf prägte, ist es vorbei. "Irgendwas ist diesmal anders. Irgendetwas fehlt", meint ein junger Wahlhelfer bei einem Obama-Auftritt in Ohio zur "Washington Post".
Romney: Prototyp eines Langweilers
Romney, der konservative Herausforderer des demokratischen Amtsinhabers, gilt vielen US-Bürgern ohnehin als der Prototyp eines Langweilers. Auch das inhaltliche Niveau der Auseinandersetzung ist eher dürftig. "Jobs, Jobs, Jobs", lautet sein eher simples Credo. Im Kern hofft Romney, dass ihn allein schon der Frust der Amerikaner über die schlechte Wirtschaftslage und die hohe Arbeitslosigkeit ins Weiße Haus spült. Doch sogar in den eigenen Reihen wird die Kritik lauter, dass dies ein zu dürftiges Angebot sei.
Obama hingegen wirbt mit dem Slogan "Four more years" - noch einmal vier Jahre. Außerdem predigt er landauf, landab, Romney sei bekanntlich ein Multimillionär, der Geld in der Steueroase Cayman-Inseln geparkt habe und die Steuern für Reiche senken wolle. Damit setzt Obama erstmals massiv auf Negativwerbung, die er vor vier Jahren noch empört abgelehnt hatte.
Weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen
Doch die Wähler scheint das alles ohnehin nicht sonderlich zu berühren. Meinungsforscher stellen mit großer Verwunderung fest, dass sich die Umfrageergebnisse seit Monaten kaum bewegen. Trotz der hohen Arbeitslosigkeit, die Obama eigentlich schaden sollte, trotz der Negativ-Werbung auf beiden Seiten, trotz der Millionen und Abermillionen, welche die beiden Kontrahenten in den Wahlkampf stecken - der Amtsinhaber und Romney liefern sich nach wie vor ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Laut einem Durchschnitt aus den acht führenden Umfragen steht es derzeit 47 zu 45 Prozent für Obama. Damit ist nur eines sicher: Der Ausgang der Wahl ist ungewiss.
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