Der Romeo und Julia Stoff wurde von Charles Gounod zur herrlich süffigen, hochromantischen Oper vertont. Sollte eine sichere Erfolgs-Bank sein. Doch das Theater an der Wien beweist mit der filmisch überfütterten Inszenierung von Marie-Eve Signeyrole bravourös das Gegenteil.
Romeo und seine Julia vertragen fast alles: vom süffigen Zeffirelli-Film über die „West Side Story“ bis zum krachwilden Kinohit mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes. Da geht viel!
Im Theater an der Wien geht nichts. Filmerin Marie-Eve Signeyrole durfte nach Händel jetzt bei Gounods „Roméo et Juliette“ Oper mit Film mixen. Funktioniert wieder nicht. Was man sieht, will man alles nicht mehr sehen! Wie Bühnenaktion konzeptlos auf großer Leinwand darüber einfach nur filmisch gedoppelt wird. Verzerrte Sängergesichter in Großaufnahme. Erleben, wie Sänger scheitern, Filmschauspieler zu sein. Ausgewachsene Menschen in Großaufnahme anglotzen, die auf der Bühne verliebte Teenies darstellen sollen. Verona sinnfrei ins Hollywood-Filmmilieu der 90er-Jahre verlegen.
Eine noble Party der Filmschönen, die aussieht, als hätten die Geissens den Gartengrill angeworfen. Die verwöhnte Jugend aus Beverly Hills bringt sich bei Straßenrennen um? Ehrlich? Dass Juliette in dunkler Pudelperücke ständig an einer Theaterzigarette aus Plastik nuckeln muss, macht auch kein schlankes Raucherbein. Dass sie in den Abgasen ihres Cabrios stirbt, ist auch szenisch grottig umgesetzt.
Mélissa Petit und Julien Behr bemühen sich in den Hauptrollen, das RSO Wien klingt unter Kirill Karabits schön, aber stinkfad. Wie immer toll: der Arnold Schoenberg Chor. Warum verfilmt Frau Signeyrole nicht lieber das Liebesleben der Zikaden auf einem noblen Parkplatz an der Côte d’Azur?
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