Robert Palfrader

„Wäre feig, sich hinter Pointen zu verstecken“

Literatur
17.02.2024 11:38

Der Kaiser als Romanautor: Robert Palfrader erzählt in seinem ersten Buch die fast wahre Geschichte seiner ladinischen Ahnen - eine kuriose Spurensuche von Südtirol über Argentinien bis nach Österreich. 

kmm

„Die Welt braucht kein weiteres mittelmäßiges Buch!“ Das war viele Jahre Robert Palfraders Antwort, wenn   mit dem wachsenden Erfolg des Kaisers Verlage mit Buchanfragen an ihn herantraten.   Allerdings gab es eine Roman-Idee, die seit 30 Jahren in ihm schlummerte – doch er musste erst „den Mut finden“ sie auch niederzuschreiben: Die Geschichte seiner ladinischen Vorfahren, deren Weg von Südtirol über Argentinien bis nach Österreich führte.

Großer Respekt für die neue Aufgabe
„Letztes Jahr habe ich gemerkt: Es ist Zeit, jetzt probier ich's“, so Palfrader im „Krone“-Interview. „Ich bin mit großem Respekt an diese Aufgabe herangegangen, habe lange gebraucht, um den richtigen Ton zu treffen.“ Einen, der zu der Zeit seiner Urgroßeltern und Großeltern passte, zu diesem einfachen Leben in einem kleinen Ort in den Südtiroler in den Dolomiten. „Anfangs bin ich es noch recht humorvoll angegangen, habe aber bemerkt, dass es das nicht braucht“, erzählt er. „Es wäre auch feig gewesen, sich hinter Pointen zu verstecken.“ Unterhaltsam ist die fast wahre Geschichte seiner Vorfahren mit all ihren ungewöhnlichen Wendungen ohnehin.

Ob nun die einen Urgroßmutter, die fromm auf einem Etruskerschatz sitzt, oder die der andere, die erstaunlich belesen nicht nur in der Hundezucht patent ist. Oder der Großvater, den das Schicksal bis Buenos Aires führt . . .  Vieles klingt zu gut, um wahr zu sein. Und so schreibt auch Palfrader im Vorwort:  „Sie machen sich keine Vorstellung davon, wie oft ich die Unwahrheit erzählen werde müssen, um die Geschichte der Familie meines Vaters glaubhaft erscheinen lassen zu können. Denn die ganze Wahrheit kann ich niemandem zumuten, dafür ist sie zu absurd.“ 

Je absurder, umso wahrer
Was also wirklich wahr ist und was der Feder des Neo-Autors entsprungen, überlässt Palfrader der Fantasie des Lesers. „Ein Onkel meinte einmal: Eine Geschichte muss nicht wahr sein, aber wehe, sie ist schlecht erzählt“, lacht er. „Eines kann ich verraten: Je absurder es klingt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es stimmt.“

Mit seiner Familie erinnert er auch an das Schicksal der Ladiner, dieses kleine rätoromanische Volk, dem „die vollkommene Verleugnung der kulturellen Identität und der Muttersprache“   zeitweise aufgezwungen wurde. „Als Kind in Südtirol habe ich viel Ladinisch gehört. Ich verstehe noch einiges, aber sprechen kann ich nur wenig.“ 

Eine leise, liebevolle Hommage
Sein Roman klingt wie eine leise, liebevolle Hommage  – an dieses Volk, aber vor allem seine Ahnen, „die beim Schreiben immer um mich herum waren. Ich habe mich nie alleine gefühlt.“ Der Ausflug ins Literarische war für Palfrader „eine tolle Erfahrung, aber auch sehr anstrengend. Ich habe es mir wirklich nicht leicht gemacht. So schnell brauche ich das nicht noch mal“, schmunzelt er. Und hört stattdessen lieber wieder die Bühne rufen . . .

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