Schöffin befangen?
Prozess gegen Maddie-Verdächtigen vertagt
Gerade einmal neun Minuten dauerte Tag eins im Prozess gegen Christian B., den Hauptverdächtigen im Vermisstenfall Maddie McCann, wegen anderer Sexualstraftaten (siehe Video oben). Dann wurde im Landgericht Braunschweig (Deutschland) vertagt.
Grund dafür: Verteidiger Friedrich Fülscher hält eine der Schöffinnen für befangen. Sie habe 2019 im Netz zur Tötung des brasilianischen Ex-Präsidenten Bolsonaro aufgerufen. „Aufruf zu Mord und Totschlag dulden wir nicht“, stimmte die Staatsanwältin dem Antrag zu. Der Beschuldigte selbst wirkte vor Gericht angespannt und äußerte sich nicht.
Christian B. beschäftigt die deutsche Justiz bereits seit langem, er ist unter anderem wegen Sexualtaten an Kindern vorbestraft und verbüßte im Laufe seines Lebens mehrere Haftstrafen. Zuletzt verurteilte ihn das Landgericht Braunschweig wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Touristin in Portugal zu einer siebenjährigen Gefängnisstrafe, die er derzeit absitzt.
Seit zwei Jahren in Einzelhaft
Laut Rechtsanwalt Friedrich Fülscher ist Christian B. seit annähernd zwei Jahren in Einzelhaft, die Vorwürfe und das große öffentliche Interesse würden ihn zusätzlich psychisch extrem belasten. „Ich glaube, man hat einen durchaus gezeichneten Menschen gesehen“, sagte der Anwalt über den Angeklagten vor Gericht.
Laut deutschen Ermittlerinnen und Ermittlern war B. früher regelmäßig an der Algarve in Portugal und übernahm dort Gelegenheitsarbeiten. Zudem brach er in Hotels und Ferienanlagen ein. Dabei soll er auch Sexualverbrechen begangen haben. Laut Anklageschrift hat der Verdächtige drei Frauen vergewaltigt und zwei Mädchen an einem Strand sowie auf einem Spielplatz sexuell missbraucht. Die Taten sollen sich zwischen 2000 und 2017 ereignet haben.
Nicht alle Opfer identifiziert
Die Anklage stützt sich mitunter auf Videos, die B. selbst aufnahm. Nicht alle Opfer sind identifiziert. Im Fall von Maddie McCann, die 2007 aus einem Ferienappartement verschwunden ist, ist er gar mordverdächtig. Trotz groß angelegter Fahndungen und zahlreicher Aufrufe wurde der Fall nie aufgeklärt, das britische Mädchen nicht mehr gefunden.
Der Prozess wegen anderer Sexualverbrechen gegen den 47-Jährigen soll nächsten Freitag weitergehen - mit einer neuen Schöffin.









Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.