Nukleare Weltraumwaffe

USA nehmen Fall „sehr ernst“ und wollen schweigen

Ausland
16.02.2024 09:24

Russland entwickelt offenbar ein nukleares Anti-Satelliten-Waffensystem. Während der Kreml die US-Geheimdienstberichte als „bösartige Fälschung“ bezeichnet, ist die Biden-Regierung um die Eindämmung der eigenen Erkenntnisse bemüht. Denn ein tatsächlicher Einsatz einer solchen Weltraumwaffe hätte für Europa und die Welt enorme Konsequenzen.

US-Geheimdienstberichte, wonach Russland an nuklearen Waffensystemen für den Weltraum arbeitet, sorgen international für Aufsehen. Inzwischen hat sich auch die US-Regierung offiziell geäußert und versucht, auf die Bremse zu treten: Die Entwicklung sei zwar besorgniserregend, sagte am Donnerstag John Kirby, Sprecher für die nationale Sicherheit, eine unmittelbare Gefahr bestehe jedoch nicht. „Sie entwickeln diese Fähigkeiten noch. Wir sind noch dabei, die Informationen zu analysieren, die uns zur Verfügung stehen.“

„Ernsthafte Bedenken“ von Geheimdiensten
Präsident Joe Biden habe eine Reihe erster Maßnahmen angeordnet, darunter direkte diplomatische Kontakte zu Russland. Der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan werde im Laufe des Tages hochrangige Kongressabgeordnete über die Lage unterrichten.

Das Statement von Kirby zum Nachhören:

Kirby zufolge werden die USA öffentlich keine weiteren Informationen zu Art und Entwicklungsstadium der Waffe preisgeben, die vor allem Satelliten ins Visier nehmen soll. Geheimdienste hätten „ernsthafte Bedenken“ hinsichtlich einer weitreichenden Freigabe. „Sie kommen auch zu dem Schluss, dass es ein viel effektiverer Ansatz sein könnte, mit vertraulichem Engagement zu beginnen, anstatt die Informationen sofort zu veröffentlichen.“

US-Außenminister Antony Blinken ließ ausrichten, dass die Regierung das russische Programm „sehr, sehr ernst“ nehme.

Putin machte sich im vergangenen Jahr selbst ein Bild in Sachen Weltraum- und Raketenforschung. (Bild: AFP)
Putin machte sich im vergangenen Jahr selbst ein Bild in Sachen Weltraum- und Raketenforschung.

Kreml dementiert US-Angaben
Russland nannte die Warnungen am Donnerstag eine „bösartige Fälschung“ und einen Trick. Dies sei eindeutig ein Versuch der US-Regierung, den Kongress zur Genehmigung von mehr Geld für die Ukraine und zur Bekämpfung Russlands zu bewegen, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Er wolle sich nicht weiter zu den Berichten darüber äußern, bis die US-Regierung Einzelheiten bekannt gegeben habe.

Die „New York Times“ und der Sender ABC News haben berichtet, dass die neuen US-Informationen mit russischen Versuchen zusammenhingen, eine weltraumgestützte Anti-Satelliten-Atomwaffe zu entwickeln. Es war zunächst unklar, warum Russland nukleares Gerät benötigen sollte, um einen Satelliten zu zerstören. Nichtnukleare Anti-Satelliten-Waffen gibt es schon seit Jahren.

Experten: Nuklearer Antrieb wahrscheinlicher
Analysten, die Russlands Weltraumprogramme verfolgen, gehen davon aus, dass es sich bei der Weltraumwaffe wahrscheinlich nicht um einen nuklearen Sprengkopf handelt. Realistischer sei ein hochleistungsfähiges Gerät, das Kernenergie benötigt, um eine Reihe von Angriffen auf Satelliten durchführen zu können.

Die GPS-Satelliten in 20.000 Kilometern Höhe sind für Raketen schwer zu erreichen. (Bild: stock.adobe.com)
Die GPS-Satelliten in 20.000 Kilometern Höhe sind für Raketen schwer zu erreichen.

Dazu gehören etwa Signalstörer, Waffen, die Bildsensoren blenden können, oder elektromagnetische Impulse, die die gesamte Satellitenelektronik in einer bestimmten Orbitalregion lahmlegen könnten.

„Die Russen denken, dass wir blind sind, wenn wir keinen Zugang zu unseren Satelliten haben, und das stimmt wahrscheinlich auch“, sagte ein ehemaliger US-Geheimdienstmitarbeiter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. „Unsere Fähigkeit, uns auf Satelliten zu verlassen, ist ein großer Vorteil in einer potenziellen Konfrontation, aber auch eine große Schwachstelle“.

Angriff würde Bündnisfall auslösen
Die Auswirkungen von militärischen Aktionen im Weltraum wären verheerend. Die NATO hat 2021 beschlossen, dass Angriffe aus oder im Weltraum künftig nach Artikel 5 zur kollektiven Verteidigung behandelt werden können. Sprich: Der Bündnisfall würde ausgerufen werden.

Begründet wurde der Schritt unter anderem damit, dass Angriffe auf Satelliten im Fall eines Krieges genutzt werden könnten, um Teile des öffentlichen Lebens lahmzulegen. Die Abhängigkeit von diesen Systemen sind heutzutage enorm. Die Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, Handynetze oder Navigationssysteme für den Straßen-, See- und Luftverkehr könnten durch einen Angriff schwer beeinträchtigt werden.

Aber auch die Funktionalität von Luftabwehrsystemen, wie das europäische Gemeinschaftsprojekt Sky Shield, könnte empfindlich eingeschränkt werden:

Der internationale Weltraumvertrag von 1967, den sowohl Russland als auch die USA unterzeichnet haben, verbietet den Unterzeichnern, „Objekte mit Kernwaffen oder anderen Massenvernichtungswaffen in die Erdumlaufbahn zu bringen“. Vor allem Russland hat die USA in den vergangenen Jahrzehnten vor den vereinten Nationen immer wieder dafür kritisiert, den Weltraum bewaffnen zu wollen. Der Tenor dabei: Das sei ein extrem gefährlicher Trend!

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