Tragödie in Trieben

Chef erschossen: Polizist wird Prozess gemacht

Steiermark
17.02.2024 06:00

Nach den tödlichen Schüssen auf der Dienststelle in Trieben (Steiermark) wird am Dienstag in Leoben dem Todesschützen der Prozess gemacht. „Wird er endlich sein Schweigen brechen?“ - diese Frage stellt man sich unter anderem im Ort. 

Am 27. Februar 2023 stand der beschauliche Ort Trieben unter Schock. Gegen 7.45 Uhr fielen ausgerechnet in der Polizei-Dienststelle vier Schüsse. Drei davon trafen den damaligen Postenkommandant (59) und dreifachen Familienvater. Jeder einzelne für sich war tödlich.

Anzeige wegen Amtsmissbrauch drohte
Warum musste es so weit kommen? Der Getötete drohte dem Schützen zuvor mit einer Anzeige und einem Disziplinarverfahren wegen Amtsmissbrauchs, weil er einen Arbeitsunfall zwar aufgenommen, aber nicht protokolliert und weitergeleitet hatte. Für einige Minuten verließ der nun Angeklagte den Raum und kehrte mit furchtbaren Absichten zurück. Ob man die Sache nicht anders regeln könne, lautete dessen Frage an seinen Vorgesetzten. Als dieser verneinte, zog er seine Glock 17 und drückte viermal ab. „Nimm mich fest, ich habe den Chef erschossen“, stellte er sich gleich danach einem Kollegen. Eine weitere Beamtin hörte die Schüsse und schlug Alarm.

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Das Geschehene lebt wieder mehr auf. Die Mannschaft stellt sich dem, wir reden sehr viel. Wir gehen gut damit um.

Triebens Polizei-Kommandant Gerhard Kals

Zu den tödlichen Schüssen ist der 47-Jährige geständig. Zum Tatmotiv schweigt er aber eisern. Auch sein Anwalt wollte auf „Krone“-Anfrage keine Stellungnahme abgeben. 

Bricht der Angeklagte nun sein Schweigen?
Am kommenden Dienstag wird ihm der Prozess in Leoben gemacht. „Wird er vor den Geschworenen sein Schweigen brechen?“ Diese Frage stellen sich aktuell viele. Auch in Trieben rückt wegen des herannahenden Prozesses das Geschehene wieder in den Vordergrund. „Jeder redet wieder darüber, es köchelt alles wieder auf“, bestätigt Bürgermeister Helmut Schöttl (SPÖ).

Auch Gerhard Kals, seit Herbst der neue Kommandant der hart geprüften Dienststelle und deren Mitarbeiter, bestätigt das. „Das Geschehene lebt wieder mehr auf. Die Mannschaft stellt sich dem, wir reden sehr viel. Wir gehen gut damit um.“ 

Ob mit dem Prozess, der an diesem Tag auch mit einem Urteil zu Ende gehen soll, wieder mehr Normalität einkehren wird? Auch das ist wohl eine Frage der Zeit. Wunden heilen, Narben aber bleiben. 

„Es war nur eine Frage der Zeit“
Der mutmaßliche Mörder war im Paltental „bekannt wie das schlechte Geld“, erzählt man sich. Die Triebener kannten ihn, wollten bei ihm aber lieber nicht „anstreifen“. „Er galt als manisch-depressiv, war einmal himmelhoch-jauchzend, dann wieder zu Tode betrübt“, schilderte ein ehemaliger Kollege nach der schrecklichen Bluttat der „Krone“. 

Verhaltensauffällig sei er gewesen und habe mehrmals geäußert, mit seinem Leben nicht zufrieden zu sein. Als der Polizist einmal sogar mit Selbstmord drohte, schrillten bei seinen Kollegen die Alarmglocken: „Weil er ja eine Waffe trug, haben wir das mehrfach den Dienstbehörden gemeldet.“ Der Polizeiarzt sei aber nie aktiv geworden.

„Tickende Zeitbombe“
Auch die „Nichtbefolgung von Dienstpflichten“ habe man mehrmals den Vorgesetzten in Graz gemeldet, immer wieder seien Beschwerden wegen „aus dem Ruder geratenen Amtshandlungen“ eingetrudelt. Von einer „tickenden Zeitbombe“ sprach man kurz nach der Bluttat in Trieben, es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, dass „etwas passiere“: „Der Polizist hat Leute angeschrien und einem Autofahrer eine Watsch’n gegeben.“ Und man berichtete der „Krone“ auch von der schwierigen Kindheit des 46-Jährigen: Er sei von seinem Vater, einem Jäger und Waffennarr, verprügelt und mit dem Umbringen bedroht worden. Immer wieder sei der Vater von der Familie weggewiesen worden.

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