Darabos (weitere Bilder) hatte am Sonntag angekündigt, dass Krypta und Weiheraum am Äußeren Burgtor bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober Stätten des "würdigen Totengedenkens" an die Weltkriegs-Gefallenen werden sollen - ohne Referenzen an Kriegsverbrecher und an das Nazi-Regime. Dies solle eine Arbeitsgruppe unter Leitung der Militärhistorischen Denkmalkommission in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und der Burghauptmannschaft in die Hand nehmen. Dafür wurden auch die neun Totenbücher des Zweiten Weltkrieges zur wissenschaftlichen Prüfung dem Kriegsarchiv übergeben.
Ein Großteil der Ausstellungs- und Erinnerungsstücke wurden aus Krypta und Weiheraum entfernt, die Vitrinen wurden abgebaut, ihr Inhalt wird zwischengelagert. Außerdem wird laut Darabos die Marmorstatue des "toten Soldaten" genau untersucht. Mit Röntgen- und Ultraschalltechnik sowie Knopflochkameras soll das Gerücht aufgeklärt werden, dass der Bildhauer Wilhelm Frass darin 1935 eine Hülse mit einer Nazi-Huldigungsschrift versteckt habe.
Vallaster-Streichung "bitte eine Selbstverständlichkeit"
Darabos mutiere zum "vergangenheitspolitischen Selbstverteidigungsminister" und reagiere immer nur auf Zurufe der Grünen, kritisierte Walser nun bei einer Pressekonferenz. Die Streichung von Vallaster sei doch "bitte eine Selbstverständlichkeit". Die Regierung, insbesondere Darabos, sei durch "Untätigkeit" in den vergangenen Monaten mitschuldig geworden, dass der Heldenplatz eine Art "Spielplatz für die Ewiggestrigen" geworden sei.
Einzelne Kriegsverbrecher aus den Totenbüchern zu streichen, greife zu kurz, betonte Walser. Notwendig sei vielmehr ein Gedenken an jene, die für ein freies und demokratisches Österreich gekämpft haben. Dementsprechend brauche es eine komplette Neugestaltung unter Einbeziehung internationaler Experten. Vier Monate zur Überarbeitung der Gedenkstätte seien einfach zu wenig.
Auch der außerordentliche Universitätsprofessor Walter Manoschek vom Institut für Staatswissenschaft an der Universität Wien meinte, Namen zu streichen sei "gut gemeint", gehe aber am Kern des Problems völlig vorbei. Bei einem offiziellen Denkmal an Helden habe ein Gedenken an Wehrmachts- und SS-Angehörige keinen Platz.
Israelitische Kultusgemeinde erfreut über "rasche Reaktion"
Die Israelitische Kultusgemeinde wiederum begrüßte am Montag in einer Aussendung die "rasche Reaktion" von Darabos auf die Aktivitäten eines breiten Bündnisses aus Zivilgesellschaft, Religionsgemeinschaften und Politik, in denen eine Umgestaltung der Krypta gefordert werde. Die Streichung von Vallaster und der Auftrag zur Erarbeitung eines neuen Gedenkkonzeptes seien "begrüßenswerte Zeichen, dass die Republik sich ihrer Geschichte in aufrichtiger Weise stellt".
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