Den Vögeln beim Zwitschern zuhören, sich die zarten Jänner-Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen lassen: Das wäre bei dem milden Wetter vergangenes Wochenende auch der Plan von Renate und Norbert Karl gewesen. Doch kaum hatte der frühere Elektriker seine Balkontür in der Schulstraße 4 in Gnigl (Salzburg) aufgemacht, zog es das Ehepaar schon wieder zurück in die Zweizimmerwohnung.
Seit über fünf Jahren ärgert sich der Pensionist über seine Wohlfühloase, die keine mehr ist: „Es hat 2014 einen Wasserschaden, ein paar Stöcke über uns gegeben. 2019 hat dann nicht nur unser Balkon zu rosten begonnen. Die Fliesen haben sich gewölbt.“
Die letzte Nachricht haben wir am 24. Jänner erhalten: Bei der GSWB gibt es für die Sanierung 2024 nicht genug Geld.
Norbert Karl, GSWB-Mieter
Alle Vorgänge dokumentiert
„Auf Anfrage bei der GSWB wurde uns mitgeteilt, alles werde bis 3. Juni im selben Jahr erledigt“, verweist Karl auf seine blaue Mappe, in der er alle Vorgänge dokumentiert hat. Sogar die damalige Auftragsnummer A-21207 kann er auswendig aufsagen.
Immerhin: Im Juni 2020, ein Jahr später als angekündigt, wurden zwei Stück Naturfliesen ausgetauscht. Gegen den Rost an der Unterkonstruktion und am Balkon darüber wurde nichts gemacht. Längst ist der Balkonboden, weil sich die Fliesen wieder bewegt haben, wieder uneben.
„Haben uns weiter beschwert“
An den Rändern sieht man durch immer größer werdende Spalten auf das Grün der Wiese darunter. Ihre einstige Sonnentankstelle wollen die Karls gar nicht mehr betreten. „Wir haben uns weiter beschwert. Es ist ja nicht das Einzige, was in dem Haus nicht passt“, erzählt Norbert Karl. „Immer wurde gesagt, es passiert was, geschehen ist aber nichts.“
„Irgendwann muss Balkon ganz getauscht werden“
Als die Karls Anfang der Woche von den geleakten internen Mails der Wohnbaugenossenschaft GSWB gelesen haben, die eine Täuschung des Kontrollamts vermuten lassen, wandte sich die Pensionisten an die „Krone“. „Vielleicht wird da ja mit System alles auf die lange Bank geschoben, fehlt es an Geld? Es ist jedenfalls dumm, so eine Kleinigkeit nicht sofort zu beheben. Der Schaden wird so nur größer – irgendwann wird der keine 25 Jahre alte Balkon komplett ausgetauscht werden müssen.“
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