Ex-Formel 1-Pilot Karl Wendlinger feiert heute seinen 55. Geburtstag und plauderte mit der „Krone“ über Verstappen, Fußball und Kosten.
Ab Ende der 80er-Jahre bildete Karl Wendlinger mit Heinz-Harald Frentzen und Michael Schumacher ein hoffnungsvolles Gespann, bestritt am Ende 41 Grand Prix in der Formel 1. Am Mittwoch feiert der Tiroler seinen 55. Geburtstag, spricht über seinen bittersten Moment, Max Verstappen, seinen Sohn Jonas und die Kosten-Explosion.
„Krone“: Wie intensiv verfolgten Sie die heurige Formel-1-Saison?
Karl Wendlinger: Mich interessierte es nach wie vor sehr, aber jedes Rennen schaute ich mir nicht an. Weil es sich auch zeitlich nicht immer ausging.
Wird Max Verstappen 2024 zu stoppen sein?
Angesichts der gravierenden Dominanz von Red Bull ist es schwer vorstellbar. Andererseits gab es in der Formel 1 immer wieder Teams, die etwas fanden und einen großen Schritt vorwärts machten. Doch Max bleibt der große Favorit.
Wie groß stehen die Chancen, dass Österreich eines Tages wieder einen Fahrer in der Formel 1 haben wird?
Chancen sind immer da. Es gibt Red Bull mit dem Förderprogramm oder junge Leute wie Charlie Wurz in der Formel 3. Klar ist es ein weiter und sehr teurer Weg.
Sie meinten bereits anlässlich ihres 50ers: „Der Unfall 1994 in Monte Carlo bewegt mich nicht mehr großartig.“
Ich kann mich bis heute an nichts erinnern. Klar bewegt es mich immer wieder mal, wenn ich darauf angesprochen werde oder daran denke. Aber wenn keine bewusste Erinnerung da ist, ist es nicht so, dass man sich darüber den Kopf zerbricht.
Blieben für Sie dennoch Fragen offen?
Irgendwann hätte ich gerne gewusst, warum ich das Auto verloren hatte. Aber darauf werde ich nie kommen, und das ist okay so.
Mit welchen früheren F1-Kollegen sind Sie in Kontakt?
Regelmäßig mit keinem. Klar sehe ich Gerhard Berger ab und zu, wir sind ja nur ein paar Kilometer getrennt. Heinz Harald Frentzen habe ich ab und zu getroffen, das letzte Mal ist ein Zeitl her.
Wann treten Sie heute noch das Gaspedal durch?
Nie, diese Zeiten sind vorbei. Ich bin seit mehr als 10 Jahren bei AMG als Marken-Botschafter angestellt und für Autofahr-Veranstaltungen zuständig. Da fahren wir mit einem GT3-Rennboliden auf Strecken, doch nie als Rennen.
Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an ihren früheren Teamkollegen Michael Schumacher denken?
Es stimmt mich nachdenklich. Er war jahrzehntelang im Motorsport unterwegs, hat sich, bis auf einen Beinbruch in Silverstone, nie was getan. Dann passiert es beim Skifahren, auf so lapidare Weise. Unglaublich!
Ihr Sohn Jonas ist im Profi-Fußball und bei Zweitligist SV Ried gelandet - inwiefern unterstützen Sie ihn dabei?
Inzwischen kann ich ihm nur noch beistehen, denn ich kenne mich im Fußball nicht aus. Es war von klein auf sein Ziel, Profi-Fußballer zu werden, das hat er geschafft. Jetzt werden wir sehen, wie es weiter geht.
Sind Sie froh, dass er nicht auf ihren Spuren wandelt?
Froh würde ich nicht sagen. Er ist 1,92 Meter groß, das war bei meinen 1,87 Meter schon ein Problem im Motorsport. Als mein Vater mit mir mit dem Kart begann, hat es auch was gekostet, war aber überschaubar.
„Nichts ist selbstverständlich. Schumis Schicksal zeigt, wie schnell es gehen kann.“
Karl Wendlinger
Im Gegensatz zu heute.
Da ist allein der Kartsport sauteuer. Wenn du ein Pech hast, ist dein Kind ein Talent, dann musst es in der internationalen Kart-Meisterschaft dermaßen fördern, dass es schon nimmer zahlen kannst. Gut, dass Jonas Fußballer ist (lacht).
Wären Sie mit den Anforderungen von heute jemals Formel-1-Pilot geworden
Nein, unmöglich! Damals begann ich mit 18 Jahren mit Autorennen, da haben wir einen gebrauchten Formel Ford 1600 gekauft, ihn selbst eingesetzt. Das geht heute alles nicht mehr. Du musst als 16-Jähriger Formel 4 fahren, es kostet, wurde mir gesagt, 350.000 Euro pro Jahr inklusive der Testfahrten. Das ist irre.
Ihr Wunsch zum 55er?
Das alles weiter so gut läuft. Ich habe als Markenbotschafter bei AMG einen tollen Job, mir geht es gut. Doch nichts ist selbstverständlich. Schumis Schicksal zeigt, wie schnell es gehen kann.
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