333 Drogen-Deals

Lebenslange Haft für Mafia-Boss „Dexter“ in Wien

Gericht
01.12.2023 20:03

Umringt von Justizwachen in Vollmontur sitzt der angeklagte Mafia-Boss „Dexter“ im Landesgericht Wien - in 333 Fällen sei er in Drogen-Deals mit kiloweise Kokain und Heroin involviert gewesen. Dafür kassiert er nun die Höchststrafe: lebenslange Haft!

„Als Erstes möchte ich einmal den Geschworenen danken für ihre Geduld“, beginnt Staatsanwalt Jörg Santin im Wiener Landesgericht sein Schlussplädoyer. Denn die Laienrichter haben viel Durchhaltevermögen bewiesen: Nach dem Prozessauftakt Ende September musste sie nichts als tagelange Verlesungen von Chatnachrichten über sich ergehen lassen.

Führendes Mitglied der serbisch-montenegrinischen Mafia
Denn genau diese Chatnachrichten sollen beweisen, dass der angeklagte Serbe alias „Dexter“ - ein führendes Mitglied einer serbisch-montenegrinischen Bande - in hunderte Fälle von Drogenbeschaffungen und -übergaben involviert sein soll. Es geht um eine halbe Tonne Kokain und 100 Kilogramm Heroin. Insgesamt 333 Fakten sind in der Anklage aufgelistet.

Dementsprechend lange dauerte auch das Verlesen der Fragen, die an die Geschworenen am Urteilstag gestellt werden. Zwar sind es nur zwei, jedes Drogengeschäft muss jedoch einzeln erwähnt werden. Dreieinhalb Stunden liest sie Richter Wolfgang Etl im vollen Gerichtssaal vor, bis die Staatsanwalt und Verteidigung zu ihren Schlussplädoyers kommen.

Überwachungsmethoden „wie in der DDR“
Die Chatnachrichten spielen auch für Anwalt Werner Tomanek die zentralste Rolle in dem langwierigen Prozess. Die Beschaffung und Verwendung der Daten sei nach dem Verteidiger überaus fraglich. Laut der österreichischen Strafprozessordnung bräuchte es nämlich einen dringenden Tatverdacht, um die Überwachung von verschlüsselten Nachrichten zu rechtfertigen. Der wäre beim Tatzeitpunkt nicht gegeben gewesen. Die Beweismittel seien so rechtswidrig erlangt worden. „Das ist ein Machtinstrument. Das ist wie in der DDR die strukturelle Öffnung der Post“, vergleicht Tomanek.

„Man hat mich behandelt, wie einen Terroristen“
Und auch der angeklagte „Dexter“ zeigt sich in seinen Schlussworten empört: „Mir wird hier verfassungswidrig der Prozess gemacht. Man hat mich behandelt, wie einen Terroristen“ - deutet er auch auf die vier schwerbewaffneten Justizwachbeamten im Verhandlungssaal und zwei vor der Tür hin. An seiner leugnenden Verantwortung, er sei nur der Manager eines kleinen Cafés im serbischen Belgrad, hält der 35-Jähriger weiterhin fest: „Wo befinden sich denn diese Millionen und Immobilien oder Autos. Sie wissen ja, wie Mafia-Bosse leben“ , lässt er übersetzen.

Die brauchen die Geschworenen aber nicht zu sehen, um den auch wegen Mordes vorbestraften Mann des Drogenhandels im großen Stil schuldig zu sprechen - auch die Verlesung des Wahrspruchs dauert Stunden. Sogar eine Pause wird den zwei abwechselnd vortragenden weiblichen Geschworenen gegeben. Wegen dieses Umfangs bleibt dem Richtersenat keine andere Wahl: lebenslange Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Bereits Ende letzten Jahres wurde der Serbe in Wien zu elf Jahren Haft wegen schweren Raubes verurteilt - bereits rechtskräftig. In seinem Heimatland verbüßte er bereits eine elfjährige Freiheitsstrafe wegen Mordes. Es laufen gegen „Dexter“ auch noch zahlreiche Ermittlungsverfahren, die er aus dem Gefängnis heraus verfolgen wird ...

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