Ist ChatGPT mehr als Schummeln? Der Salzburger FH-Dozent Momo Feichtinger (27) über die großen Chancen und gefährlichen Risiken von künstlicher Intelligenz.
„Krone“: Herr Feichtinger, Sie gehen als Safer-Internet-Trainer in Schulen. Wie gut sind in Salzburg die Schüler auf die Künstliche Intelligenz (KI) vorbereitet?
Momo Feichtinger: Die meisten Schüler verstehen nicht einmal Social Media gut. Diese Plattformen machen die Benutzer mit KI auf ihre Inhalte aufmerksam und abhängig.
Warum lassen so viele Schüler ChatGPT ihre Schulaufgaben schreiben?
Das Problem ist, es geht immer nur ums Schummeln - und sie verwenden es nicht datensicher. Gerade hat mir ein Schüler erzählt, er schickte ein Foto seines Mathe-Prüfungsblatts an den Chatbot ChatGPT - und erhielt die richtigen Antworten.
Welche Chancen gibt es abseits vom Schummeln?
Die KI ist wie die Erfindung des Feuers. Wir müssen lernen, sie sicher zu nutzen und sie zu formen. Diese Technologie versucht, mit maschinellem Lernen menschliche Fähigkeiten nachzuahmen. Wenn Schüler lernen, wie sie Chatbots besser anweisen können, hilft ihnen das in der Schulzeit. Sie kriegen dann bessere Ergebnisse, zum Beispiel von einem künstlichen Coach, der ihnen bei der Suche nach ihrem Thema für die vorwissenschaftliche Arbeit hilft.
Es droht die Gefahr, dass man den KI-Werkzeugen mehr vertraut als seinen eigenen Gedanken und Recherchen.
Momo Feichtinger
Oder sie weisen einen Chatbot so an, dass er ihnen hilft, selbst auf die Antworten auf bestimmte Fragen zu kommen. Da lernt man besonders viel. Es wäre toll, wenn Schulen solche Werkzeuge zur Verfügung stellen würden. Aber Lehrern fehlt die Möglichkeit zur Ausbildung in KI.
Worin sehen Sie die größte Gefahr von KI?
Im möglichen Realitätsverlust. Es droht die Gefahr, dass man den KI-Werkzeugen mehr vertraut als seinen eigenen Gedanken und Recherchen.
Was erwartet uns in nächster Zukunft?
Die Entwicklung ist rasant. Der Meta-Konzern bringt eine Brille heraus, die dir erklärt, was du sieht. In ein paar Jahren werden wir es schräg finden, wenn wir nicht mit dem Handy „plaudern“ können, als hätten wir einen Freund dran.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.