Doppel-LP zum 75er

Willi Resetarits: Erinnerung an den Unvergessenen

Musik
30.11.2023 09:00

Mehr als 50 Jahre prägte Willi Resetarits nicht nur die österreichische Kunst- und Kulturszene nachhaltig. Der überzeugte Humanist verstarb im April 2022 und würde am 21. Dezember seinen 75. Geburtstag feiern. Mit dem Doppelalbum „Willi Resetarits & seine Bands“ kann man nun seine legendären Geburtstagskonzerte zum 70er nachhören - und sich dabei vergewissern, dass seine Botschaften kein Ende haben.

(Bild: kmm)

Manche Lücken lassen sich nicht füllen, sie bleiben auf ewig offen. Lücken dieser Art sollte man aber nicht ausschließlich mit Trauer und Wehmut betrachten, sondern in bester Erinnerung behalten und, wenn notwendig, auch als Mahnung dafür sehen, dass ein Mensch und seine Wirkung eben nicht so einfach zu ersetzen sind, wie uns die Gesellschaft das oft vormachen will. Als Willi Resetarits, mehr Humanist als Musiker, im April 2022 nach einem Treppensturz plötzlich verstarb, starb auch eine kräftige Portion Menschlichkeit, die gerade in Zeiten wie diesen von ungemeiner Wichtigkeit war. Eineinhalb Jahre nach seinem Tod hat sich die Welt in sehr vielen Bereichen noch um ein kräftiges Stück verschlechtert. Willis mahnende Stimme, deren Wirkkraft aber niemals belehrende Strenge, sondern Einfühlsamkeit und thematische Kompetenz war, fehlt gerade in diesen Tagen der gesellschaftlichen Orientierungslosigkeit besonders.

Schöner Rückblick
Am 21. Dezember hätte Willi Resetarits seinen 75. Geburtstag gefeiert und dafür hätte er sich mit seinen Liebsten und langjährigen Weggefährten sicher etwas Feines einfallen lassen. Neben der wohligen Erinnerung an einen menschlich, wie auch künstlerisch ganz Großen wird uns nun aber auch ein Tondokument zu seiner 70er-Feier vorgelegt, die das langjährige und vielseitige Wirken Resetarits‘ noch einmal würdig ins Zentrum stellt. Unter dem Banner „Willi Resetarits & seine Bands“ gab es - leicht verspätet - am 4. und 5. Jänner 2019 zwei restlos ausverkaufte Konzerte in der Wiener Stadthalle F, bei denen Wegbegleiter, Freunde und Lebensmenschen aus mehr als 50 Jahren Musikhistorie vorstellig waren.

Dass die beiden Konzerte damals unter der Schirmherrschaft von Erich Schindlecker und Roswitha Hofer-Resetarits in Bild und Ton aufgezeichnet wurden, ist ein später Glücksfall. Nicht nur können sich damals Anwesende zur Adventzeit noch einmal in wohliger Nostalgie suhlen, all jene, die nicht mehr zu Karten kamen oder einen bunten Querschnitt der stilistisch bunten Karriere Resetarits‘ hören möchten, werden mit diesem auf zwei Platten gepressten Liveprodukt perfekt bedient. Die Reise beginnt etwa mit der frühen Popgruppe The Odds und dem Evergreen „Sunshine Of Your Love“. Nicht fehlen dürfen auch die legendären Schmetterlinge und wenn der Stubnblues den “Flordsdorfer Bahnhof“ anstimmt, dann steigt die Stimmung natürlich in lichte Höhen.

Treffen der Freunde
Willis feine Stimme kommt vor allem in den leiseren Momenten besonders gut zur Geltung. „Drei Gedichta fia d Moni“ mit der Schorny Bande ist etwa so ein magischer Moment, der den ersten der beiden Abende zu einem ganz besonderen gedeihen ließ. Sehr gelungen ist auch der Einsatz von Tini Kainrath bei „Der Mond“ und „Alanech fia Dii“, während er mit seinen Brüdern Lukas und Peter wirkmächtig die „Krowotten“-Hymne „Ja sam junak“ anstimmt. Dass Ostbahn-Kurti in dieser Aufzählung nicht fehlen darf, ist logisch und auch die Gästeriege über alle Zweifel erhaben. Gerald Votava, Erich Buchebner, Christian Eigner, Geri Schuller, Wolfgang Puschnig, Ernst Molden, Hannes Wirth, Walther Soyka, Matthias Schorn und Wenzel Beck gehören dazu. Und natürlich Resetarits‘ legendärer Se Penguins-Partner und STS-Drittel Schiffkowitz, mit dem er das steirische Volksmusik-Kultstuck „Oh du Kirchlein am Berg von Strassengel“ des Harmonikaspielers Franz Gspurning präsentiert.

Die beiden Geburtstagskonzerte sind nicht nur eine Zelebration der Person Resetarits, sondern vor allem seiner Musik und der zeitlosen Botschaft von Empathie und Zusammenhalt, die auch diese beiden Abende umklammert hielt. Laut seiner Witwe Roswitha war es Willis Plan, die beiden Konzerte durchzuhören, zu sortieren und dann zu veröffentlichen. Dass diese Arbeit nun sein engster Kreis übernehmen musste, ist vielmehr schön als traurig, weil es das Vermächtnis noch einmal aufleben lässt. 

Wie sehr Willi Resetarits seine bloße Körperlichkeit überstrahlt, zeigt nicht zuletzt, dass ab 2024 beim Wiener Flüchtlingsball ein “Willi-Resetarits-Preis" vergeben wird und eine Wohnhausanlage in Wien-Favoriten seinen Namen trägt. Somit schon jetzt - Happy Birthday zum 75er. Wo auch immer du ihn würdig feiern wirst.

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