






Bei „Best of Business“ brachten fünf internationale Spitzenredner dem Fachpublikum ihr geballtes Wissen näher. Von Genetik über das Gehirn bis Geiselnahmen war alles dabei.
„Wir erleben gerade eine enorme Krise, aber - so platt es klingt - das ist auch eine Chance“, eröffnet Oliver Gassmann das Businessevent im Casineum Velden. „Speziell für die Digitalisierung. Aber Chat-GPT ist kein Selbstläufer. Wenn wir diesen dummen Kollegen gut nutzen wollen, müssen wir uns damit auch beschäftigen.“
Lösungskompetenz und Individualität
Doch auch der Mensch kam in Velden nicht zu kurz. Dafür sorgte erst äußerst unterhaltsam der Genetiker Markus Hengstschläger von der Uni Wien. „Wenn wir uns nur an Daten orientieren, ist das ein Fehlweg. Individualität ist gerade bei besonderen Situationen die bessere Lösung“, erklärt der Experte. „Wir brauchen dringend mehr Flexibilität, um zukünftige Krisen meistern zu können.“ Er warnte mit anschaulichen Beispielen und treffsicheren Pointen vor den möglichen Problemen, die auftreten, wenn man sich zu sehr am Durchschnitt orientiert.
Unser Hirn bestimmt das Verhalten
Auch der Verkaufsexperte Karsten Brocke widmete sich unseren Stärken und Schwächen: „Wir müssen darauf schauen, wie wir denken. Wir müssen alles hinterfragen und nicht nur folgen.“ Passend zu seinen Erkenntnissen aus der Hirnforschung hielt er auch das Publikum dauernd auf Trab: „Wenn eine Aussage oder eine Frage länger als sieben Sekunden ist, schaltet unser Hirn ab. Da verliert man schnell die Aufmerksamkeit eines Kunden. Auch ohne Aha-Effekt klappt nichts.“
Innovation als schwieriger Prozess
Um neue Strategien ging es dann bei Kurt Matzler, der vor dem eigenen Widerstand gegen Wandel warnte: „Ohne eine externe Perspektive sind die Erfolgsaussichten deutlich schlechter.“ Wenn Matzler Unternehmen berät, setzt er deshalb „kill the concept“ als Methode ein. „Das Projekt wird von internen und externen Experten auf alle Schwächen durchleuchtet und sie erstellen gefährliche Konkurrenzprojekte“, erklärt er den Prozess. „Daraus entsteht dann ein neues Konzept, das resilienter ist.“
Verhandlungen im Grenzbereich
Doch das absolute Highlight kam erst am Ende. Der - von der „Krone“ präsentierte - international bekannte Verhandler Matthias Schranner erklärte anhand einer echten Geiselsituation, was man bei Verhandlungen im Grenzbereich alles falsch machen kann. „Kompromisse, Witze oder sogar Verständnis - all das führt zur Eskalation. Egal, wie man es schafft: Man muss ruhig bleiben und darf nie die Kontrolle über die Situation verlieren.“ Auch für die aktuellen Lohnverhandlungen hat er einen Tipp: „Echte Profis steuern die Öffentlichkeit und nennen keine Zahlen - das verringert den Verhandlungsspielraum.“
Aber auch von seinem größten Fehler erzählte Schranner dem gefesselten Publikum. „Einmal sollte ich auf einer Süßwaren-Messe einen Vortrag machen und ich habe auch meine Familie mitgenommen“, erinnert sich der Verhandlungsprofi. „Da saßen dann meine Kinder in dem Vortrag und hörten mir genau zu - nach diesem Tag hatte ich bei familiären Verhandlungen keine Chance mehr“, lacht Schranner.
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