Schönste Wanderrouten

Die Riesen der Silvretta im goldenen Licht

Vorarlberg
14.10.2023 15:45

In herbstlichen Farben präsentiert sich das atemberaubende Hochgebirge. Vom Bielerkopf in der Silvretta eröffnet sich vor einem eine wunderbare Aussicht auf die umliegenden Gipfel.

„Oktober ist das Blatt, das fällt. Aber auch die weiten Horizonte bei klarer Sicht und der ferne Hügel, der ins Blickfeld rückt.“ (Hal Borland). Es gibt zahlreiche Gedichte, Zitate und Sprüche, die den zehnten Monat des Jahres zum Inhalt haben. Mit dem Begriff „goldener Oktober“ wird zudem eine Schönwetterperiode bezeichnet (wobei die Temperatur nur eine untergeordnete Rolle spielt), die sich meist zwischen dem zehnten und dem zwanzigsten des Monats einstellt. Heuer werden wir bereits seit Anfang des Monats mit einer anhaltenden Hochdruckphase verwöhnt.

Im Hochgebirge ist die Vegetation karg, umso spektakulärer sind dafür die Farben und die Konturen - gerade im Herbst! (Bild: Bergauer)
Im Hochgebirge ist die Vegetation karg, umso spektakulärer sind dafür die Farben und die Konturen - gerade im Herbst!

Eigentlich ist der Oktober der perfekte Wandermonat - auch oder gerade, weil die Hauptsaison vorbei ist. In den Bergen weht bereits ein kühler Wind, der aber noch keine Ahnung des Winters in sich trägt. So lassen sich auch sonnenexponierte Hänge gut bewältigen. Es ist ruhiger, viele Lifte haben ihren Betrieb bereits eingestellt, der Sommerurlaub ist zu Ende und in der Höhe wandelt man oft auf einsamen Pfaden. Wer gerne draußen unterwegs ist, für den ist der Oktober ein Wonnemonat. Die Sicht ist klar, die Kraft der Sonne gedämpft und die Natur bringt die herrlichsten Farbtöne hervor.

Ein letztes Mal ins Hochgebirge
Und daher geht es heute noch einmal über die Silvretta-Hochalpenstraße, bevor diese bedingt durch winterliche Witterungsverhältnisse für den öffentlichen Verkehr gesperrt wird. Ausgangspunkt der Wanderung ist die Bielerhöhe, direkt beim Silvretta-Stausee. Das Restaurant hat bereits geschlossen und es sind deutlich weniger Busse und Ausflügler anzutreffen als mitten im Sommer. Die Straße wird gequert und es geht hinter dem Hotel Piz Buin vorbei bis zur Barbarakapelle. Ursprünglich ließen die Vorarlberger Illwerke das kleine Gotteshaus in den Jahren 1965/67 im Gedenken an die bei den Kraftwerksbauten verunglückten Arbeiter errichten. Im Jahr 2008 wurde an einer Seitenwand zudem eine Gedenktafel angebracht, die ausdrücklich an die verstorbenen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs erinnert. Die anfangs klarverglasten Rechteckfenster erhielten im Laufe der Zeit bleiverglaste farbige Bildwerke. Je nach Sonnenstand kreieren diese eine besondere Atmosphäre im Inneren der Kapelle. Ein kurzer Abstecher zum Innehalten ist daher empfehlenswert.

In der Silvretta lässt sich die Natur zu dieser Jahreszeit in aller Ruhe genießen. (Bild: Bergauer)
In der Silvretta lässt sich die Natur zu dieser Jahreszeit in aller Ruhe genießen.

Danach wird beim Gotteshaus rechts abgebogen und man folgt dem Pfad bis zur Hinweistafel, auf der die Wege zum Flamjöchle und zum Bielerkopf angeschrieben sind. Letzterer ist das Ziel und so geht es nun für gut eine Stunde mitunter steil bergan. Mit jedem gewonnenen Höhenmeter erhält man einen besseren Überblick über die unmittelbare Gegend. Nach dem heißen Sommer und den bislang sehr milden Temperaturen im September und Oktober sind die Hochmoorwiesen ausgetrocknet. Dunkel verfärbte Kreise erinnern an die zahlreichen kleinen Tümpel, die man normalerweise hier findet. Blaubeer-, Preiselbeer-, sowie Rauschbeerensträucher säumen den Weg. Diese Sträucher bevorzugen alle saure, nährstoff- und basenarmen Böden und gedeihen daher in Moor- und Bergheiden sowie in frischen Laub- und Nadelwäldern.

Eine Flechte, die über 1000 Jahre alt werden kann
Je höher man steigt, desto karger wird der Bewuchs. Im Gebiet um den Bielerkopf (2389 Meter) stechen besonders die leuchtend-gelben bis fast neongrünen Gewächse ins Auge, welche sich auf den verstreut liegenden Felsblöcken ausgebreitet haben. Es handelt sich hierbei um Exemplare der Landkartenflechte, welche direkt auf nacktem Gestein gedeihen. Wie viele Flechten hat auch diese ein extrem langsames Wachstum und vergrößert sich nur um etwa 0,25 bis 0,6 Millimeter pro Jahr radial nach außen.

Daten & Fakten

Typ: Gipfeltour Dauer: ca. 2,5 Stunden (reine Gehzeit zum Gipfel und retour ohne Varianten)
Ausgangspunkt: Parkplatz Bielerhöhe
Aufstieg: rund 420 Höhenmeter (bis Bielerkopf)
Ausrüstung: Bergschuhe mit guter Profilsohle, Wanderstöcke (für den Abstieg), Tagesrucksack mit Getränk und Jause, dem Wetter angepasste Kleidung, Sonnenschutz
Anforderungen: gute Grundkondition (steil), Trittsicherheit
Anmerkung: blaue Wegmarkierungen kennzeichnen in Vorarlberg die schwierigeren Varianten gegenüber den roten Markierungen
Warnhinweis: beim Abstieg wieder den direkten Weg wählen und die Variante über „Moasböda“ bis Bielerhöhe meiden - Absturzgefahr!
Einkehrmöglichkeit: keine, die Saison ist beendet Öffentl. Verkehrsmittel: Buslinie 650 vom Bahnhof Schruns bis zum Silvretta-Stausee

Die Landkartenflechte kann ein fast unglaubliches Alter von über 1000 Jahren erreichen und wird daher oftmals zur Datierung des Rückgangs von Gletschern genutzt - ist die Wachstumsrate an einem Standort bekannt, kann anhand der größten Flechten in dem betreffenden Gebiet berechnet werden, wie lange die letzte Eisbedeckung eines Felsens zurückliegt. Am Gipfelkreuz angekommen, hat man eine grandiose Aussicht - auf den Silvrettastausee, ins Bieltal und die umliegenden Gipfel wie beispielsweise das Hohe Rad oder den Hennekopf. Wer möchte, kann noch weiter auf das Flamjöchle wandern (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich).

Preiselbeere

Die Preiselbeere gehört zur Gattung der Heidelbeeren und ist sowohl in Eurasien als auch in Nordamerika verbreitet. Zwischen der wilden Variante und der „Kulturpreiselbeere“ gibt es große Unterschiede. Bei Letzterer handelt es sich eigentlich um eine Großfruchtige Moosbeere (auch Cranberry genannt). Diese verfügt über eine andere Wuchsform als die Preiselbeere und einen deutlich anderen Geschmack. Es werden aber auch echte Preiselbeeren gärtnerisch angebaut, um die Früchte zu ernten. Der Name Preiselbeere stammt wahrscheinlich aus dem Slawischen und leitet sich von „brusina, brusnice“ für „braunrot“ (die Farbe der Beeren) ab. Die Pflanze wächst als immergrüner, kompakter sowie aufrechter bis kriechender Zwergstrauch, wobei die Wuchshöhe zwischen zehn bis 40 Zentimeter variieren kann. Ab Ende Mai bis Anfang August öffnen sich die Blütenknospen, die Blüten sind weiß bis rosafarben. Fünf bis sechs Wochen nach der Befruchtung reifen die zunächst weißen und dann leuchtend-roten Beeren heran. Die Preiselbeere weist die für (fast) alle Arten der Heidekrautgewächse typischen Merkmale auf: die Symbiose mit Wurzelpilzen sowie Kalkfeindlichkeit. Die Pflanze gedeiht auf sauren, basenarmen Böden am besten. Preiselbeeren werden seit prähistorischen Zeiten vom Menschen gesammelt. Vor allem in den Wintermonaten dienten die Früchte als wichtige Vitamin- und Nährstofflieferanten, da sie von allen vergleichbaren Beeren am längsten haltbar sind.

Retour sollte wieder derselbe Weg wie für den Aufstieg gewählt werden. Es ist beim Gipfelkreuz zwar auch die Variante über “Moasböda" bis zur Bielerhöhe angeschrieben, aber diese Strecke sollte unbedingt gemieden werden. Leider befindet sich kein Warnschild beim Wegweiser am Bielerkopf. Dieses wäre angebracht, denn der ungesicherte, hochalpine Steig befindet sich in einem überaus schlechten Zustand: Ganze Abschnitte sind ausgewaschen bzw. abgerutscht, zudem ist der Pfad teils nur einen Fuß breit, dementsprechend groß ist die Absturzgefahr. Wer sich also für einen Abstecher zum Flamjöchle entscheidet, ist gut beraten, anschließend wieder Richtung Bielerkopf retour zu wandern und über den bereits bekannten Hauptweg abzusteigen.

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