Die Albertina zeigt ab 15. September die Ausstellung „Michelangelo und die Folgen“ - eine faszinierende Spurensuche durch die Kunstgeschichte.
Eine „Schule für die Welt“, so bezeichnete der Florentiner Bildhauer und Goldschmied Benvenuto Cellini im 16. Jahrhundert den berühmten Karton Michelangelos zur „Schlacht von Cascina“. Wohl ohne zu ahnen, wie das Körperbild, das „Il Divino“, der Göttliche, hier erschaffen hatte, tatsächlich über Jahrhunderte hinweg für Künstlergenerationen „zum unüberbietbaren Maßstab des idealen Männeraktes“ wurde, so Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder im „Krone“-Interview. „Zum ersten Mal nach dem Mittelalter wurde hier das ästhetische Ideal der Antike wiederentdeckt.“
Durch rund 400 Jahre Kunstgeschichte
Der Karton selbst ging verloren, „nur wenige Zeichnungen sind erhalten geblieben“, so Schröder. Die im Besitz der Albertina befindlichen Zeichnungen werden nun - neben zahlreichen anderen Schlüsselwerken Buonarrotis - zum Ausgangspunkt der Ausstellung „Michelangelo und seine Folgen“ - eine Spurensuche durch rund 400 Jahre Kunstgeschichte. Vorbesitzer der Zeichnungen war übrigens im 17. Jahrhundert niemand Geringerer als Peter Paul Rubens, der sich von ihnen ebenfalls inspirieren ließ.
Man trifft auf Raffael, auf Albrecht Dürers „Adam und Eva“, eine „Ikone des idealen neuzeitlichen Menschenbildes“, auf Rembrandt, der Michelangelos Idealbild den Menschen in seiner kompromisslosen, ungeschönten Echtheit entgegenstellte. Und letztendlich auf den endgültigen Bruch mit dem Göttlichen: Klimt und Schiele, die sich in ihrem Körperbild „von Michelangelo befreien“.
Und auch die Frau völlig neu betrachteten. Denn über Jahrhunderte hinweg war das Menschenbild männlich geprägt. „Auch Michelangelo studierte einen Mann für seine Frauenbilder“, so Schröder. „Der Mann als Held ist nackt. Der Frauenkörper hingegen war die unbekannte Rückseite des Mondes. Sie wurde als Hexe, als Venus abgebildet, in ihren Tugenden war sie stets verhüllt.“
Und auch das zeigt die Ausstellung - was die „Schule für die Welt“ da seit Michelangelo gelernt hat . . .
Nähere Informationen zu „Michelangelo und die Folgen“ finden Sie hier.
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