Die Maschinen abdrehen oder nicht? Soll der Patient noch eine Magensonde zur Ernährung oder ein Spenderorgan erhalten, obwohl er selbst damit wohl kaum mehr lange überleben wird? Mit solchen und ähnlichen Fragen über Leben und Tod sehen sich Ärzte und Pfleger konfrontiert.
Derartige Entscheidungen erleichtert seit Jahresbeginn im Linzer Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Hans-Georg Hausmann (49) aus Linz. Der diplomgeprüfte Intensivkrankenpfleger hat als erste Pflegekraft Österreichs die Ausbildung zum Trainer für Ethikberatung absolviert.
Spezialisten beraten über komplizierte Themen
Seit Jahresanfang ist er der erste Ansprechpartner für komplizierte medizinische Fragestellungen. „Es geht nicht immer um Leben und Tod, aber die Fragen sind sehr komplex und verfahren“, berichtet Hausmann. „Die Kollegen kommen zu mir, schildern mir die Situation und teilen mit, welche Vertreter der jeweiligen Disziplinen sie gerne dabeihätten.“
Manchmal wird es auch emotional
Der Ethikberater sorgt dann dafür, dass alle Experten zu Wort kommen, und lässt seine eigene Expertise einfließen. In manchen Fällen werden auch Patienten selbst oder deren Angehörige miteinbezogen. „Da wird es oft emotional, denn den Leuten ist bisweilen noch nicht bewusst, wie ausweglos ihre Situation ist.“
Verantwortung bleibt bei Zuständigen
Daher gibt es im Bedarfsfall auch eine psychologische Betreuung. Das einberufene Komitee versucht dann, einen Konsens zu erreichen oder sich zumindest auf einen gemeinsamen Nenner zu einigen. „Die Entscheidung ist aber nicht bindend, sondern als Entscheidungshilfe für den Zuständigen gedacht. Die Verantwortung liegt nach wie vor bei den behandelnden Medizinern“, betont Hausmann. Pro Jahr werden zwischen 20 und 40 Fälle an ihn herangetragen – Tendenz steigend.
Nur vier Ethikberater in ganz Österreich
In Österreich gibt es aktuell nur vier Personen mit einer solchen Ausbildung, der Bedarf sei aber deutlich größer, denn: „Eine Entscheidung hält Prüfungen leichter stand, wenn man sie gemeinsam mit anderen Medizinern erreicht.“
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Sterben kann lange dauern
„Wir haben Patienten, die liegen teilweise ein Dreivierteljahr bei uns, bis sie Abschied nehmen können. Sterben kann sehr lange dauern“ - das hat ein befreundeter Arzt gesagt, mit dem ich im Laufe der Jahre öfter über die letzten Schritte diskutiert habe. Mediziner sehen sich - freilich je nach Fach - immer wieder mit Fragen konfrontiert, bei denen es um die Essenz des Seins geht. Oft gibt es keine einfachen Antworten, nur das Gefühl einer großen Last. Auch für die Angehörigen ist es schwierig, zu entscheiden, ob ein Leben verlängert werden soll. Jede professionelle Entscheidungshilfe ist da gut.
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