Der Klimawandel hat die Welt fest im Griff - es wird wärmer und wärmer. Nun könnte das Wetterphänomen El Niño die Klimakrise noch weiter verstärken. Der menschliche Beitrag zu den steigenden Temperaturen ist dennoch deutlich größer.
Es sorgt zum einem für eine auffallende Erwärmung des Pazifik vor der südamerikanischen Küste und infolge für Wetterstörungen mit massiven Regenfällen in Amerika sowie Dürre in Asien und anderen Teilen der Welt. Starke und verheerende El Niños gab es etwa 1982/83 und 1997/98 und zuletzt 2016, dem bisher wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen vor über 140 Jahren. Das erwärmte Meereswasser sorgte vor sieben Jahren auch dafür, dass das Great Barrier Reef in Australien laut der James-Cook-Universität damals die schlimmste je erfasste Korallenbleiche (siehe Bild unten) zu verkraften hatte.
1,5-Grad-Marke womöglich bald überschritten
Die Weltwetterorganisation (WMO) bezifferte nun die Wahrscheinlichkeit einer neuen Phase des El Niño ab dem Spätsommer 2023 mit 80 Prozent. Dies könnte dann einen Beitrag dazu leisten, dass in den kommenden fünf Jahren die Erderwärmung erstmals in einem Jahr im globalen Durchschnitt um 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen könnte - damit wäre die 1,5-Grad-Marke der Pariser Klimaziele also sogar noch vor den 30er-Jahren überschritten, wie aus den Prognosen des „Global Annual to Decadal Climate Update“ der WMO vom 18. Mai hervorging.
„Nachdem die Periode Jänner bis April 2023 zur viertwärmsten seit Beginn der Messungen gehört, beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass 2023 das bisher wärmste Jahr 2016 übertrifft, nur mehr etwa 30 Prozent“, sagte Andreas Fink, Professor für Meteorologie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) anlässlich dieser Prognose gegenüber dem deutschen Science Media Center (SMC). Abhängig von der Stärke des El-Niño-Ereignis 2023/2024 und dessen Dauer im Jahr 2024 könnte aber schon das kommende Jahr 2016 übertreffen - ob dies eintritt, kann jedoch noch nicht abgeschätzt werden.
Eines steht laut Fink jedoch schon jetzt fest: „Der Einfluss des El-Niño-Ereignisses darauf, dass die nächsten fünf Jahre (2023 bis 2027) mit 98-prozentiger Wahrscheinlichkeit die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen werden, ist geringer als der Effekt der vom Menschen verursachten Erwärmung der globalen Mitteltemperatur.“
El Niño kann auch positive Effekte haben
Die NOOA berichtete Ende Mai in einer Aussendung, dass El Niño bei seinem Auftreten zudem auch einen positiven Effekt haben kann, indem die Aktivität der atlantischen Hurrikane unterdrückt wird. Jedoch sehen die Prognosen auch andere Entwicklungen als wahrscheinlich an. Laut dem Climate Prediction Center besteht einerseits eine 40-prozentige Möglichkeit auf eine nahezu normale Saison. Aber es gibt auch eine 30-prozentige Chance auf eine überdurchschnittliche und eine ebenso große Chance auf eine unterdurchschnittliche Saison.
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