Was unsere kleinen Lieblingsmenschen im Kinderzimmer wirklich brauchen, warum manchmal schon fünfzehn Minuten Qualitätszeit reichen und wieso auch Langeweile sein darf, verrät die Mühlviertler Pädagogin, Mama und Buchautorin Sandra Pichler.
„Viele Eltern meinen es gut, melden ihre Kinder bei diversen Vereinen an, unterstützen sie dabei, schon in jungen Jahren Hobbys auszuüben und organisieren ,Play Dates‘. Dabei sollte jedoch die freie Spielzeit nicht zu kurz kommen“, weiß Pichler. Die Volksschullehrerin und Mamabloggerin (waswirspielen.com) aus dem oberösterreichischen Mühlviertel hat gemeinsam mit der deutschen Sprachtherapeutin Patricia Pomnitz (sprachgold-online.de) kürzlich das Buch „Kinder spielerisch fördern“ veröffentlicht. Aber warum ist es eigentlich so wichtig, Kinder einfach mal Kind sein zu lassen?
Spielen fördert die emotionale Gesundheit
Spielen fördert die Fantasie, Kreativität und Vorstellungskraft - und ganz nebenbei lernen die Minis dabei eine Menge, so die zweifache Mutter: Neue Fähigkeiten werden kennengelernt und erprobt und Probleme gelöst. „Außerdem können Erlebnisse und Beobachtungen verarbeitet werden, was zur emotionalen Gesundheit unserer Kinder beiträgt.“
Funktionsspiele wie Bauen, Malen und Kneten entspannen, fördern die Feinmotorik und eignen sich zum Beispiel gut nach einem anstrengenden Kindergartenvormittag. Am besten werden den Autorinnen zufolge abwechselnd körperliche und intellektuelle Aktivitäten angeboten.
Zeit statt Zeug: Kreativ werden mit Alltagsgegenständen
Und welche Spielsachen dürfen im Kinderzimmer nicht fehlen? „Weniger ist mehr!“, sind sich Pichler und Pomnitz einig. „Gerade Kinder mit viel Spielzeug langweilen sich häufig. Wenn man gar nicht weiß, wo man anfangen soll oder ständig zum nächsten Spiel übergeht, kann man keine Ausdauer lernen."
Empfehlenswert seien daher Materialien, die neugierig machen und die Fantasie anregen. Sehr oft seien das ganz normale Alltagsgegenstände wie Wäscheklammern, Töpfe und Klopapierrollen. Was man daraus alles machen kann, erfahren Eltern in dem Buch, in dem sich - gestützt mit Erkenntnissen aus der Entwicklungspsychologie - mehr als hundert Ideen für kreatives Spielen finden.
Handy weg: Schon 15 Minuten Qualitätszeit sind wertvoll
Es sollte also täglich Zeit für Spiele, Experimente oder gemeinsame Alltagshandlungen wie Kochen eingeplant werden. Aber ist das für berufstätige Eltern überhaupt realistisch? „Die Eltern müssen kein Spielprogramm abarbeiten oder sich stundenlang dazusetzen“, beruhigt Pichler. „Stattdessen kann man eine bestimmte Zeit festlegen und das Kind entscheiden lassen, was man zusammen macht. Während dieser Zeit gilt: Handy und andere Medien weg und dem Kind ungeteilte Aufmerksamkeit schenken! Es reichen manchmal schon fünfzehn Minuten dieser ,Quality Time‘, in der man sich ungestört aufeinander einlässt. Der Aufmerksamkeitstank des Kindes wird in dieser Zeit gefüllt und danach beschäftigt es sich wieder alleine, während man selber seinen Aufgaben nachgehen kann.“
Unser Buch ist eine Schatzkiste voller Spielideen und Aktivitäten für Kinder ab 3 Jahren. Wir möchten Eltern damit ermutigen, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und dabei ganz nebenbei deren Entwicklung zu fördern.
Sandra Pichler
Aber was, wenn es Eltern schwerfällt, sich in die kindliche Welt zu versetzen? Wichtig sei laut Pichler, dass sich Eltern zu keinen Aktivitäten genötigt fühlen. „Es ist in Ordnung, zu sagen, ,Dazu hab ich keine Lust.‘ Du magst keine Rollenspiele? Völlig okay, vielleicht bastelt ihr dafür mehr oder liebt es, Bücher zu lesen. Den Rollenspiel-Part übernimmt vielleicht ein Geschwisterchen oder ein anderer Erwachsener in der Familie.“
„Auch Langweile ist in Ordnung und sogar wichtig“
Außerdem: Kindern darf auch mal langweilig sein! „Eltern sollten das aushalten, ohne sie immer gleich bespaßen zu wollen. Denn aus dem Vakuum, das durch Langeweile entsteht, können sich kreative Ideen und neue Spiele entwickeln.“ Das Buch „Kinder spielerisch fördern“, erschienen im DK-Verlag, ist in allen Buchhandlungen erhältlich.
Über die Autorinnen:
Sandra Pichler ist zweifache Mama, Grundschullehrerin und Bloggerin. Sie teilt auf Instagram Spielideen, Bastel- und DIY Inspirationen sowie kreative Lerntipps. Ganzheitliches Lernen mit allen Sinnen ist eines ihrer Herzensthemen, wozu sie Eltern und Pädagoginnen inspirieren möchte.
Patricia Pomnitz ist akademische Sprachtherapeutin, Therapiewissenschaftlerin, diplomierte Legasthenietherapeutin und Mama einer Tochter. Neben ihrer Arbeit in der eigenen Praxis, erhalten Eltern und Fachkräfte auch online fundiertes Wissen zu den Themen Sprachentwicklung, -störungen und -förderung.
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