Wiens Haus der Geschichte hat zu wenig Platz, soll aus der Neuen Burg ausziehen und die Räume dem Weltmuseum zurückgeben. Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer schlägt jetzt vor, im MuseumQuartier das Dach für das Haus der Geschichte auszubauen.
Rumoren in der Bundesmuseenlandschaft. Politiker möchten Wiens Museen - wie die Bundestheater - einer Art Holding unterstellen. Ein Verwaltungsapparat müsste aufgebaut werden, der hoch bezahlte neue Posten schaffen würde - und natürlich viel Geld kostet. Geld, das man besser den notorisch unterdotierten Museen zur Verfügung stellen sollte!
Noch liegt alles in ministeriellen Schubladen. Denn jetzt geht’s fürs Erste um die Zukunft des Hauses der Geschichte (HdGÖ). Interessante Projekte werden diskutiert, etwa fürs Palais Epstein neben dem Parlament. Doch als die Politik forderte, das Haus 2018 zum 100-Jahre-Jubiläum der Republik zu eröffnen, entschied man sich in Zeitnot für eine Husch-Pfusch-Lösung: eine Schau im Corps de Logis der Neuen Burg. Wissend, dass dieses Museum auf rund 700 Quadratmetern bald zu klein sein würde. Das Museum unter Leitung Monika Sommers konnte 2022 immerhin 70.000 Besucher begrüßen. Jetzt wird aber eine HdGÖ-Erweiterung fällig. Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer möchte als Lösung eine Übersiedlung des HdGÖ ins MuseumsQuartier, in einen Dachausbau des Hofs 2, durchbringen. Kosten für etwa 2000 Quadratmeter: rund 11 Millionen Euro. Eine denkbare, praktikable Lösung. Vorausgesetzt, dass man den Platz entsprechend bewirbt.
Eine Lösung, die eine Katastrophe verhindert: einen Neubau des HdGÖ auf dem Heldenplatz! Denkmalamt und Burghauptmannschaft sind über das Projekt empört. Das Weltmuseum, eine der bedeutendsten ethnologischen Sammlungen (in akuter Platznot), wäre glücklich. Bekäme es doch weggenommene Säle zurück. Und Dr. Haag könnte endlich die berühmten Riesenplatten des Heroon von Trysa aufstellen. Dass das alles Symptome eher konzeptloser Museumspolitik sind, ist schwer zu widerlegen. Andere Metropolen bauen Museen, wir pfuschen an Konzepten um ein paar Quadratmeter.
Merkwürdiges am Rande: Chefin Sabine Haag ist auf „ihr Kunsthistorisches“, eines der bedeutendsten Museen der Welt, stolz. Es ist eine der herausragenden Visitekarten Wiens. Sie ist stolz wie der Wiener Max Hollein auf sein New Yorker Metropolitan Museum oder Laurence des Cars auf den Louvre. Umso merkwürdiger, dass ein rosa Blättchen die berühmte Hofjagd- und Rüstkammer des KHM als „Produkt austrofaschistischer Museumspolitik“ abqualifiziert und Dr. Haag für ein „Faible des Kunsthistorischen für imperiale Showrooms“ kritisiert.
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