Nicht die öffentliche Hand, sondern ein Kunstliebhaber im Alleingang rettet Josef Franks einzigartige „Villa Beer“ in Wien-Hietzing und öffnet sie nach der Restaurierung für alle, die Lust auf eine architektonische Offenbarung der Sonderklasse haben.
Brünn hat seine „Villa Tugendhat“ von Mies van der Rohe, Prag die „Villa Müller“ von Adolf Loos und Wien die „Villa Beer“ von Josef Frank in der Wenzgasse in Wien-Hietzing - drei Monumente moderner Wohnarchitektur mit einem entscheidenden Unterschied: Während Brünn und Prag ihre Häuser hegen, pflegen und als touristisches Kapital erkannt haben, verfiel die Villa Beer über Jahrzehnte. Bis jetzt.
Kunstliebhaber Lothar Trierenberg hatte 2021 genug davon, dass die öffentliche Hand das Haus ignorierte. Als es nach mehreren Eigentümerwechseln wieder einmal zum Verkauf stand und endgültig zum Spekulationsobjekt zu verkommen drohte, stampfte er eine Stiftung zum Erhalt des Hauses aus dem Boden und sicherte es so der Nachwelt.
Villa soll ab 2025 als Museum allen offenstehen
Nach intensiven Beratungen mit Experten und dem Denkmalschutzamt - „ich komme gut mit ihnen aus, die Bewahrung des Hauses ist unser beider Anliegen“, so Trierenberg - haben nun die Restaurierungsarbeiten begonnen. Den Herbst 2025 hat sich Trierenberg als Zieldatum gesetzt, um das Haus als Museum für alle zu öffnen - als „Geburtstagsgeschenk“ zum 140er von Architekt Josef Frank.
Die Würdigung für Frank in Österreich ist überfällig: Er war es, der mit seinem Kollegen Oskar Strnad die „Wiener Schule der Architektur“ begründete - auf den Punkt gebracht mit dem Slogan „das Haus als Weg und Platz“: Man könne sich in Wohnraum nur wohl fühlen, wenn er wie eine kleine Stadt geplant sei, waren Frank und Strnad überzeugt - mit einem stetigen Wechsel zwischen weiten und engen Flächen, mit Wegen und Plätzen zum Verweilen, um für jede Stimmung, Tätigkeit und Verfassung das passende Wohngefühl zu schaffen.
Auch wenn Frank mit kleinen Häusern und kommunalen Wohnbauten unter Beweis stellte, dass er sein Konzept auch abseits großzügiger Villen umsetzen kann - und damit Architekten bis heute als Messlatte dient: Nirgendwo sonst gelang Frank die Umsetzung seines Konzepts so in Perfektion wie in der „Villa Beer“: Ein Spaziergang durch das Haus ist ein einzigartiges Erlebnis und zugleich eine Lektion, was - gute - Architektur kann.
Jeder soll sich wie daheim fühlen können
Die Architektur erlebbar zu machen, ist auch Trierenbergs Anliegen: Es werde „keine offensive Vermarktung“ und nur „einen eher bescheidenen Museumsshop - vor allem Bücher“ geben, verspricht er: „Die Bilder vom Haus sollen nicht inflationär werden“, denn das widerspräche Franks Ziel, dass sich jeder Mensch in seinem Haus fühlt, als sei es nur für ihn da.
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