Wegen des Klimawandels setzt das Blühen und Grünen um Wochen zeitiger ein. Wir sind heuer schon mittendrin im Frühling. Erkennbar ist das zum Beispiel daran, dass wieder erste Zitronenfalter fliegen.
Erste „aufgetaute“ Zitronenfalter gaukeln durch die milde Lenzluft, nachdem sie mit körpereigenem „Frostschutzmittel“ den Winter an Zweigen als kleine „Eiszapfen“ überlebt haben. Und auch die Vögel des Waldes künden mit Balzgesängen vom Frühlingsbeginn. Im Pielachtal (NÖ) wiederum treiben naturrituell die Dirndln an. Erkennbar sind die markanten Kornelkirschen des Naturparadieses an ihren zartgelben Blüten. Pflanzen wie diese dienen Ökologen, Meteorologen und auch Pomologen (Obstbaumkundlern) als Anzeiger für das Ende der Schnee- und Kältegrimmigkeit.
„Generell lässt sich in den vergangenen Jahrzehnten ein immer früherer Blühbeginn vieler Pflanzen feststellen. So hat sich der Blühbeginn der Hasel in Österreich seit 1950 um rund zwei Wochen nach vorne verschoben, in Lagen über 800 Meter sogar um rund drei Wochen“, analysiert der erfahrene Wiener Klimatologe Konstantin Brandes vom privaten Wetterdienst Ubimet „celsiusscharf“ die Frühlingsgefühle unserer Flora. Wie sich die Pflanzen entwickeln, hänge – so Experten – natürlich hauptsächlich von den vorherrschenden Temperaturen ab. Sobald es im Frühjahr genügend warm ist, fahren sie ihre Systeme hoch, bilden erste Blüten oder beginnen mit dem Blattaustrieb.
Wir beobachten schon seit Längerem in der Natur eine markante Verschiebung der Klimazonen. Die kalte Jahreszeit weicht immer früher dem Frühling. Freilich kann es auch im Mai noch Wintereinbrüche geben.
Konstantin Brandes, Ubimet-Meteorologe
Besonders das Beispiel der Hasel zeigt also, dass die dafür erforderlichen Grade immer früher erreicht werden als noch vor 70 Jahren. „Dass Pflanzen immer früher ihre Winterruhe beenden, ist eine Reaktion auf die steigenden Temperaturen in ihrer Umwelt“, sagt Brandes.
In den von ihm für die „Krone“ herausgefilterten Daten lässt sich auch eine Verfrühung bei den heimischen Obstkulturen feststellen. Demnach entfalte sich das weiße Blütenmeer der heimischen Obstbäume rund zwei Wochen früher als noch 1950. In den Weinbergen entwickeln sich Blüten sogar drei Wochen früher.
Pflanzen vermehrt durch Frostschäden bedroht
Wer sich jetzt etwa an den ersten aufspringenden Marillenknospen erfreut, sollte sich aber der Gefahr von Frostschäden bewusst sein. Denn durch die Erderwärmung steigen auch die Tiefsttemperaturen an – aber leider nicht so schnell, um mit den immer früher blühenden Pflanzen Schritt zu halten. Ubimet-Warnung: Auch in Zukunft ist im April und teils im Mai noch mit Nachtminusgraden zu rechnen. Diese Spätfröste können vor allem in den Obsthainen zu Ernteausfällen führen. Dieses Wetterrisiko wird in der Zukunft massiv steigen.
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