21.01.2023 06:30

„Erzählen lieber Mist“

Finanzbildung? „Von der Politik nicht gewünscht“

Wir alle spüren es: Das Börserl wird immer leerer. „Die Rekord-Inflation war auf jeden Fall vorhersehbar“, sagt Finanzmathematikerin und Investorin Larissa Kravitz. Die Corona-Pandemie und der Krieg seien aber lediglich Brandbeschleuniger gewesen. Ursache des finanziellen Übels sei die Europäische Zentralbank (EZB) mit der Produktion von „regelrechten Geldschwemmen“. Jetzt heißt es eigenverantwortlich handeln: „Es gibt genug Möglichkeiten, seine finanzielle Situation zu verbessern.“ Doch eines sei klar: Die Politik habe kein Interesse daran, dass sich die Bevölkerung am Finanzmarkt auskennt ...

„Sind Menschen finanziell gut gebildet, kann man ihnen keinen Mist mehr erzählen“, begründet Kravitz die Zurückhaltung der Politik zum Thema Finanzbildung. Es gebe politische Gruppen, die absichtlich „ökonomische Fake News“ streuen. Staatlich geförderte Initiativen, die gäbe es zwar auch. Ob sie entsprechend umgesetzt werden, steht aber auf einem anderen Blatt.

Ursache allen Übels: Das „billige Geld“ der EZB
Mehrere Faktoren hätten den Inflationsdruck stark erhöht: Auf der Hand liegt die Corona-Pandemie und der Krieg. Doch einer der Hauptgründe liegt noch weiter zurück: „In der Niedrig- und Negativzinsphase gab es eine regelrechte Geldschwemme seitens der EZB“, so die Finanzmathematikerin. Das „billige Geld“ floss dann in Immobilien und die Aktienmärkte - und kurbelte die Inflation kräftig an. Die EZB habe ihre eigenen Kompetenzen stark erweitert und sei so zur „indirekten Staatsfinanzierung“ geworden. „Das war nie so vorgesehen“, resümiert Kravitz.

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Sind Menschen finanziell gut gebildet, kann man ihnen keinen Mist mehr erzählen.

Investorin Larissa Kravitz über den Grund, warum Finanzbildung politisch nicht gewünscht ist

„Staat hat einfachere Selbstbereicherungsmaßnahmen“
Das Gießkannen-Prinzip der Anti-Teuerungsmaßnahmen sieht sie kritisch: „Das pusht ja den Konsum und damit die Inflation.“ 2022 hat gezeigt: Sie hat recht. Dass es sich bei den Einmalzahlungen letztlich um eine Selbstbereicherungsmaßnahme der Regierung handeln würde, winkt sie schmunzelnd ab: „Der Staat hat einfachere Selbstbereicherungsmaßnahmen.“ Die zentrale Frage sei eher, wie Österreich die Staatsschulden abbauen kann. „Denn jetzt können sich Staaten nicht mehr mit Negativzinsen finanzieren.“

Sparquote von 9,6 Prozent: „Aber bitte nicht am Bankkonto!“
Der Vollkasko-Mentalität vieler Menschen kann die Vermögensberaterin nichts abgewinnen: „Es gibt viele Möglichkeiten seine finanzielle Situation zu verbessern. Wir haben es selbst in der Hand“, ist Kravitz überzeugt. Ausnahme: Kinder, ältere Menschen, die schon lange in Pension sind, „oder schwer Kranke“. Der erste Schritt sei eine „Finventur“, also eine Bestandsaufnahme der letzten zwölf Monate.

Und dann heißt es: Investieren! Österreich hat eine Sparquote von 9,6 Prozent. „Die Quote ist gut - aber bitte nicht am Bankkonto!“ Denn dort wird das Ersparte von der Inflation radikal aufgefressen. Dann also doch lieber investieren - und das so schnell wie möglich: „Man kann nicht früh genug anfangen zu investieren“ - der beste Freund dabei: der Zinseszins.

Welche Investments die Investorin empfiehlt und wie Ihnen ein Marmeladenglas dabei helfen kann, sofort Geld zu sparen, sehen Sie im Video oben! Die krone.tv Live-Talk gibts immer montags bis freitags ab 9:30 Uhr. 

Was denken Sie über die aktuelle Finanzpolitik? Kommt finanzielle Bildung in Österreich absichtlich zu kurz? Kommentieren Sie mit!

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