Handels-Experte:

„Zahlt sich bei uns nicht aus, arbeiten zu gehen“

Wirtschaft
21.12.2022 21:10

Trotz der massiv gestiegenen Preise scheint laut dem Befund des Geschäftsführers des Handelsverbands, Rainer Will, kaum einer mehr arbeiten gehen zu wollen. „Es zahlt sich nicht aus, sich 40 Stunden irgendwo reinzustellen“, erklärt er im Talk mit Katia Wagner. Dass die Bundesregierung die geplante Arbeitsmarktreform abgeblasen hat, bezeichnet er als „pure Frechheit und Verarsche“. Konter gibt es nicht nur von Vertreter der SPÖ, sondern auch von einer Sozialarbeiterin …

So ist sich Marcus Arige, der Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands Wien, sicher, dass es „nicht stimmt, dass man es sich durchs Nicht-Arbeiten besser stellt“. „Die Leute sind motiviert“, lautet sein Befund.

Wollen die Menschen noch arbeiten gehen?
Ebenso findet Petra Schmidt, die Leiterin des Gesundheits- und Sozialen Dienstes beim Roten Kreuz, dass das „Menschenbild“ ein anderes sei. „Die wenigsten Menschen entscheiden sich dafür, nicht arbeiten zu gehen“, sagt sie. Denn auch ein sicherer Arbeitsplatz sei wichtig für die psychische Gesundheit. Allgemein erlebe sie derzeit durch die Teuerungskrise, dass sich nun viele Menschen an Hilfseinrichtungen des roten Kreuzes wenden, „die nie im Leben gedacht hätten, dass es sie treffen wird“.

„Bewerber um Rezeptionisten-Job wollte Homeoffice“
Peter Dobcak, der Fachgruppenobmann der Wiener Wirtschaftskammer, sieht nicht die Arbeitsmotivation als Problem für die Arbeitgeber, sondern dass durch den hohen Stellenwert der „Work-Life-Balance“ der Folgegenerationen viele Arbeitsstunden fehlen würden. Die jungen Menschen würden nur noch maximal 30 Stunden arbeiten wollen. Er berichtet von einem skurrilen Fall eines Unternehmer-Kollegens, dass der Bewerber um einen Job als Rezeptionist gefragt haben soll: „Und, wie schaut’s aus mit Homeoffice?“.

Arige (SPÖ): „Wir haben eine Regierung der Dilettanten“
Arige (SPÖ) nimmt vielmehr die Bundesregierung in die Pflicht. „Wir haben eine Regierung der Dilettanten!“, befindet er. Es sei bisher in seinen Augen viel „Show“ passiert, Geld sei bei den Unternehmen noch keines angekommen. Er fordert einen „Regierungs-Change“, also Neuwahlen. Nur so hätten wir eine Chance auf Reformen. Auf die hofft auch Petra Schmidt vom Roten Kreuz. Die Einmalzahlungen hätten zwar kurzfristig eine Erleichterung gebracht, es brauche aber vielmehr eine nachhaltige Entlastung.

„Bis Jahresende müssen 6000 Geschäfte schließen“
Immerhin seien nach der schweren Pandemiezeit die Umsätze in der Gastronomie wieder erfreulicher gewesen. „Die Lokale sind voll“, ist Peter Dobcak sichtlich zufrieden. Auch das Weihnachtsgeschäft im Handel sei grundsätzlich besser als im letzten Jahr gewesen. Allerdings: „Letztes Jahr hatten wir auch einen harten Lockdown“, erklärt Handelsexperte Rainer Will. Dass laut Umfragen 80 Prozent der Österreicher durch die Inflation ihr Konsumverhalten einschränken würden, sei für Händler spürbar. Seine Prognose für 2023 ist entsprechend düstere: „Bis Jahresende werden es 6000 Geschäfte nicht schaffen und schließen“.

„Katia Wagner - der Talk“ sehen Sie jeden Mittwoch um 20.15 Uhr auf krone.tv und um 23.00 auf ntv Austria. Diskutieren Sie mit und schalten Sie ein!

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