Rücktritt mit Tränen

Affäre mit Mädchen (16): CDU-Politiker nimmt seinen Hut

Ausland
14.08.2011 22:24
Neun Monate vor der Landtagswahl im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein tritt CDU-Spitzenkandidat Christian von Boetticher zurück und stürzt die Partei damit in eine massive Führungskrise. Der Grund für diesen Schritt ist eine Affäre des 40-Jährigen im vergangenen Jahr mit einer damals 16-Jährigen. Wie von Boetticher am Sonntag nach einer CDU-Vorstandssitzung in Kiel weiter sagte, legt er auch sein Amt als Landesvorsitzender der Nord-CDU nieder.

"Ja, es ist wahr, ich hatte mich im Frühjahr 2010 in eine junge Frau verliebt und bin mit ihr mehrere Monate zusammen gewesen", sagte der CDU-Politiker, ohne das genaue Alter seiner damaligen Freundin zu nennen. Diese "ungewöhnliche Liebe" sei vom Umfeld "akzeptiert worden".

Er habe keinen privaten, aber den politischen Fehler gemacht, "die Bedeutung einer solchen Beziehung für eine etwaige Spitzenkandidatur nicht bedacht zu haben", so von Boetticher unter Tränen. "Es war schlichtweg Liebe" - auch wenn eine solche Beziehung bei vielen Menschen auf moralische Vorbehalte stoße.

Affäre sorgte für Unmut und Unverständnis
Nachdem die Beziehung in der Partei bekannt geworden war, waren in den vergangenen Tagen immer mehr Unmut und Unverständnis aufgekommen, obwohl die Beziehung bereits seit über einem Jahr wieder beendet ist. Am Samstag und Sonntag wuchs der Druck auf von Boetticher massiv, seine Spitzenämter niederzulegen. Mit seinem Rücktritt zieht er nun die Konsequenz aus dem inzwischen beendeten Verhältnis, das rechtlich zulässig ist.

Es lägen "keine Rechtsverstöße vor", sagte auch ein persönlicher Berater von Boettichers. Es könne allenfalls um moralische oder politische Beurteilungen gehen. Im Frühjahr 2010 - also weit vor seiner Kür zum Spitzenkandidaten - habe von Boetticher die Beziehung beendet.

Der geschäftsführende Landesvorstand der CDU Schleswig-Holstein nahm die Entscheidung von Böttichers in einer Erklärung "mit Respekt zur Kenntnis". Von Boetticher habe "deutlich gemacht, dass er die moralische Komponente falsch eingeschätzt hat". Die Konsequenzen dienten "vor allem dem Schutz seiner Privatsphäre".

Nord-CDU hat nunmehr schweres Führungsproblem
Für die gemeinsam mit der FDP in Kiel regierende Nord-CDU ist die nunmehrige Entwicklung ein Dreivierteljahr vor der Wahl ein harter Schlag. Zwar gab es parteiintern immer wieder auch Kritik an von Boettichers Führungsstil, aber mit seiner Kür zum Spitzenkandidaten Anfang Mai - mit 87 Prozent - schien für ihn alles klar zu sein. Von Boetticher sollte am 4. November in Lübeck als Spitzenkandidat offiziell bestätigt werden.

Einflussreiche Christdemokraten sahen in ihm aber nie den aussichtsreichsten CDU-Kandidaten für die Landtagswahl. Vor allem Wirtschaftsminister Jost de Jager war im Gespräch als möglicher Alternativkandidat, aber auch Landtagspräsident Torsten Geerdts. Möglicherweise rückt jetzt auch der frühere Landes- und Fraktionsvorsitzende Johann Wadephul, derzeit Bundestagsabgeordneter, wieder ins Visier.

Auf wen es auch zuläuft - die Nord-CDU hat nun ein schweres Führungsproblem. Eine Umfrage im Mai sah die Partei noch knapp mit 33 zu 31 Prozent vor der SPD, die mit dem Kieler Oberbürgermeister Torsten Albig als Spitzenkandidat die Wahl ansteuert. Albig setzt auf ein Bündnis mit den Grünen, wofür die Chancen nach derzeitigem Stand gut erscheinen.

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