Laut Christian Eile, dem Caritas-Bereichsleiter von Menschen in Not, steht Europa - auch Österreich - eine Flut an Kriegsflüchtlingen bevor. Nicht nur wegen des Krieges selbst, sondern wegen der Kälte und mangelnden Wärmeversorgung.
„Krone“: Herr Eile, der Krieg in der Ukraine ist nach derzeitigem Stand noch lange nicht vorbei. Werden weiterhin Flüchtlinge nach Österreich bzw. Kärnten kommen?
Christian Eile: Damit müssen wir rechnen. Nicht wegen des Krieges selbst, sondern wegen der Zerstörung der zivilen Infrastruktur. Sämtliche Heizwerke wurden bombardiert. Die Wärme- sowie die Stromversorgung ist nicht bzw. kaum gegeben - und jetzt wird es kalt, der Winter kehrt ein. Schon jetzt hausen die Menschen in kalten Wohnungen. Auch Hilfesuchende, die in Polen oder Moldawien untergebracht sind, drängen zu uns, weil dort die Unterkünfte meist nicht winterfest sind.
Also haben wir mit einem Ansturm zu rechnen?
Man kann keine Zahl nennen, das wäre Kaffeesatzleserei. Was ich sagen kann, ist, dass die Befürchtungen auf Bundes- sowie auf Landesebene groß sind, und sich extrem viel bewegen wird!
Die Ukraine-Flüchtlinge werden im Winter zu uns kommen und benötigen auch weiterhin ganz dringend unsere Hilfe.
Ernst Sandriesser, Caritas-Direktor
Mit welchen Herausforderungen haben wir dann zu kämpfen oder sind wir darauf vorbereitet?
Dem Land fehlt es an Grundversorgungsplätzen. Aktuell haben wir etwa 3600 Flüchtlinge bei uns, 5900 müssten wir laut Bund aufnehmen. So viele Plätze hat es im Flüchtlingsjahr 2016 gegeben. Mittlerweile wurden Quartiere aber wieder geschlossen. Kärnten ist also quasi unvorbereitet. Außerdem sind entsprechende Rahmenbedingungen kaum gegeben. Der Quartiergeber müsste vonseiten des Landes besser unterstützt werden. Ein höherer Tagsatz pro Flüchtling, aktuell liegt er bei 25 Euro, wird schon seit Langem gefordert. Dazu kommt die Preisexplosion. Verständlich, dass aktuell kaum jemand seinen Betrieb für Flüchtlinge zur Verfügung stellen will.
Der Großteil der Kriegsflüchtlinge will wieder zurück in die Heimat, ist das aktuell auch so?
Viele sind wieder in die Ukraine zurückgekehrt, dann aber wieder zu uns gekommen, weil der Krieg weitergeht. Arbeitsmarktdaten zeigen außerdem, dass sich viele Ukrainer bei uns für Stellen bewerben. Es kann also Jahre dauern, bis sie sich wieder auf den Heimweg begeben. Einige wiederum wollen bei uns ein neues Leben beginnen.
Die Caritas sammelt weiterhin Spenden. Was wird aktuell benötigt?
Warme Kleidung, Sach- sowie Geldspenden. Nicht nur für Flüchtlinge, auch für heimische Bedürftige und Obdachlose.
Auch das Caritas-Kältetelefon ist wieder aktiv.
Ab 1. November. Wenn obdachlose Menschen gesehen werden, bitte nicht zögern und uns unter der Nummer 0463/39 60 60 kontaktieren. Auch ihnen muss dringend geholfen und Wärme geschenkt werden!
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).