Kiew reagiert mit Hohn

„Putins Mobilmachung ist ein Zeichen von Schwäche“

Ausland
21.09.2022 11:16

Die von Russlands Machthaber Wladimir Putin angekündigte Teilmobilmachung sorgte auf der ganzen Welt für Kopfschütteln und Fassungslosigkeit. Bridget Brink, US-Botschafterin in Kiew, sprach von „einem Zeichen von Schwäche“. Auch ukrainische Regierungsmitglieder reagierten eher spöttisch. Der britische Verteidigungsminister sagte, Putin schicke „Zehntausende seiner Bürger in den Tod - schlecht ausgerüstet und inkompetent angeführt“ ...

„Präsident Putin bricht damit sein Versprechen, keine Teile der Bevölkerung mobil zu machen. Diese Tatsache und die weiterhin illegale Annexion der Ukraine sind Zeichen dafür, dass seine Invasion im Begriff ist, zu scheitern. Keine Propaganda der Welt kann verheimlichen, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen wird“, fand der britische Verteidigungsminister Ben Wallace in einem Statement deutliche Worte.

„Es gibt nur einen Aggressor - Russland!“
Der tschechische Premierminister Petr Fiala twitterte: „Die Teilmobilmachung ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass es in diesem Krieg nur einen Aggressor gibt - nämlich Russland. Wir müssen der Ukraine weiterhin helfen, in unserem eigenen Interesse.“

Der niederländische Premierminister Mark Rutte sah in der Ankündigung Putins „ein Zeichen von Panik“: „Seine Rhetorik in Sachen Nuklearwaffen ist etwas, dass wir schon Tausende Male gehört haben, aber das lässt uns kalt.“ Er empfehle, Ruhe zu bewahren.

„Zeichen russischer Niederlage“
Die US-Botschafterin in Kiew bezeichnete nicht nur die Teilmobilmachung, sondern auch die in den besetzten Gebieten durchgeführten Scheinreferenden als „Zeichen der russischen Niederlage“: „Die Vereinigten Staaten werden niemals die russische Gier nach weiteren Annexionen in der Ukraine akzeptieren.“

Klitschko: „Das wird ihnen nicht helfen“
Auch der Bürgermeister von Kiew, Ex-Boxchampion Vitali Klitschko, äußerte sich dahingehend: „Die Teilmobilisierung und die Nukleardrohungen werden dem Aggressor nicht helfen, die Ukraine zu erobern und zu zerstören. Dieser Tyrann hat damit nur jenen Prozess eingeleitet, der ihn in seinem eigenen Land zerstören wird“, sagte er in Richtung Putin. 

„Läuft doch alles nach Plan, oder doch nicht?“
Der externe Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, fragte am Mittwoch auf Twitter: „Läuft immer noch alles nach Plan, oder doch nicht?“

Der für „drei Tage“ geplante Krieg dauere bereits 210 Tage. Die Russen, die eine Vernichtung der Ukraine forderten, hätten nun unter anderem die Mobilmachung, geschlossene Grenzen, blockierte Konten und Gefängnisstrafen für Deserteure erhalten. „Das Leben hat einen wunderbaren Sinn für Humor“, schloss Podoljak.

Kiew spricht von 150.000 russischen Opfern
Sein Kollege Olexij Arestowytsch interpretierte den Schritt des Kremls dahingehend, dass die hohen Verluste Russland zu dieser Maßnahme zwingen. „Es sind mehr als 100.000 an Getöteten und Verwundeten, eher knapp 150.000“, schrieb Arestowytsch. Dabei seien bereits jetzt die nächsten 150.000 mental abgeschrieben. „Wie gut es doch ist, Russe unter Putin zu sein“, schrieb er ironisch.

Lettland: „Kein Asyl für Wehrdienst-Flüchtlinge“
Der Außenminister von Lettland, Edgars Rinkevics, sagte am Mittwoch, man werde „aus Sicherheitsgründen“ keinen Russen Asyl gewähren, die vor der Mobilmachung fliehen und sich dem Wehrdienst entziehen wollen. Lettland ist der direkte Nachbar Russlands.

Aus Litauen hieß es, man werde die eigenen Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzen, da sich die russische Teilmobilisierung „auch nahe unserer Grenzen abspielt“, twitterte Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas: „Provokationen von russischer Seite werden wir nicht dulden.“

Selbst aus China, einem Russland doch näher stehenden Staat, kamen kritische Töne. So sei die Haltung Chinas in Sachen Ukraine-Konflikt „immer klar gewesen“, betonte ein Regierungssprecher: „Die territoriale Integrität jedes Staates um Rahmen der UN-Abkommen ist zu respektieren. Wir unterstützen alle Anstrengungen zu einer friedlichen Lösung dieses Konflikts.“

Scholz: „Blanker Imperialismus“
Bereits vor der Rede Putins hatte Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz dem russischen Machthaber vor den Vereinten Nationen „blanken Imperialismus“ vorgeworfen und der Ukraine weitere Unterstützung auch mit Waffenlieferungen zugesichert. „Putin wird seinen Krieg und seine imperialen Ambitionen nur aufgeben, wenn er erkennt: Er kann diesen Krieg nicht gewinnen“, sagte Scholz Dienstagabend vor der UNO-Vollversammlung in New York. „Er zerstört dadurch nicht nur die Ukraine, er ruiniert auch sein eigenes Land.“

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