Der Inhaber eines gehobenen Wirtshauses in Toplage in der Landeshauptstadt schüttelt ungläubig sein Haupt. Vor Jahren hat er vom Arbeitsmarktservice AMS noch jede Woche haufenweise Anfragen arbeitssuchender Personen mit Gastronomie-Ausbildung zugeschickt bekommen. Heute läuft es andersrum: Erst auf Nachfrage erhält der Gastronom vom AMS eine karge Liste mit verfügbaren Köchen, Kellnern und Co. Diese müssen persönlich kontaktiert werden. „Wenn man dann quasi bettelt, ob der- oder diejenige nicht zumindest vorbeischauen wollen, hört man unglaubliche Ansagen, wie: Ich bin gerade beim IKEA einkaufen, ich liege am See und habe keine Lust. In vielen Fällen wird gar nicht abgehoben, oder zurückgerufen!“
Der Frust in den Wirtshäusern und Gasthöfen wird stetig größer. Und er ist sicher auch ein Grund, warum im Jahr 2022 österreichweit bis dato alle zwei Tage drei Gaststätten zusperren.
„Die Arbeitskräfte können fordern, was sie wollen“
Für Walter Veit, Präsident der Hoteliers-Vereinigung, ist die Entwicklung gefährlich. Der Personalmangel führe bereits dazu, dass aktive Arbeitskräfte in eine immer bessere Verhandlungsposition rücken. Viele offene Stellen also, aber wenig verfügbares Personal. „Die Arbeitswilligen können fordern, was sie wollen“, sagt Veit. Was zur Folge hat, dass die Arbeitskraft immer teurer wird. Und für viele Wirtshäuser von nebenan vielleicht zu teurer. Von den Folgen der Inflation ganz zu schweigen.
„Das Wirtshaus ums Eck, in dem man kurzfristig auf ein Bier und ein Schnitzel gehen kann, wird wegbrechen“, fürchtet Veit. „Wir werden auf der einen Seite nur noch die automatisierte, billige Systemgastronomie und auf der anderen Seite das Luxussegment haben, das sich aber keiner leisten kann.“
Das Wirtshaus-Sterben steht auf der einen Seite – auf der anderen trifft es auch die Hotel-Branche: „Speziell die kleinen Betriebe, die bleiben auf der Strecke“, fürchtet Veit.
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