Um die Energiewende zu schaffen, muss Kärnten noch viel tun: Experten berechnen, dass 1000 Hektar mit Photovoltaikflächen nötig wären - eine Herausforderung.
Es ist 5 vor 12. Das lehrt uns nicht nur die Energie- und Versorgungskrise durch den Ukrainekrieg, sondern auch der Klimawandel, den wir alle schon zu spüren bekommen. „Um dem entgegenzuwirken und aus der Abhängigkeitsfalle zu entkommen, müssen wir dringend einen Mix aus alternativen Energien für Kärnten schaffen“, weiß auch Landeshauptmann Peter Kaiser und plant eine Offensive, um die Bewilligungsverfahren zu beschleunigen.
Atomstrom und Kohle oder Sonne, Wind und Wasser?
„Wir müssen uns entscheiden, ob wir Kohle und Atomstrom wollen – oder erneuerbare Energie.“ Bisher war die Politik ja eher zurückhaltend – sowohl bei der Windkraft gibt es viele Widerstände als auch bei der Freiflächen-Bewirtschaftung mit Photovoltaikanlagen, die aus Umweltschutzgründen skeptisch gesehen werden.
Das könnte sich nun ändern. „Wer glaubt, es reicht, wenn alle Häuslbauer brav aufs Dach Photovoltaik-Anlagen bauen, irrt leider“, warnt Kelag-Vorstand Danny Güthlein. Um die geplante Dekarboniserung, also den Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen, bis 2040 nur ansatzweise zu bewältigen, sei seiner Einschätzung nach ein gewaltiger Kraftakt in Kärnten von Nöten. „Wasserkraft allein deckt unseren Bedarf nicht. Vor allem im Winter haben wir ein Energiedefizit und stehen vor einem Importproblem. Ohne eigenen Windstrom wird es nicht gehen. Und auch nicht ohne Sonnenstrom im Sommer. Nur so können wir irgendwann unabhängig werden.“
Klagenfurt wurde als einzige österreichische Stadt von der Europäischen Kommission unter 100 Klima-Vorzeigestädte gewählt. Auf dem Weg zur Klimaneutralität wurde daher auch das Kelag-Millionenprojekt am Südring unterstützt.
Riesige Freiflächenanlagen mit Zigtausenden Modulen wären gefragt. Konkrete Zahlen nennt Güthlein im „Krone“-Gespräch auch: „Wir reden von mindestens 1000 Hektar – und das nur in der ersten Ausbaustufe.“ Zum Vergleich: Das sind etwa 1400 Fußballfelder voll mit PV-Paneelen – das Kelag-Projekt in Klagenfurt (siehe Bericht links) umfasst als Kärntens neueste Anlage gerade einmal 4,5 Hektar und ersetzt nur die Leistung von 830 PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern.
Wir müssen brachliegende Freiflächen für PV-Anlagen nutzen, vor allem dort, wo es ökologisch sinnvoll ist. Sonst werden wir keine sichere und nachhaltige Energie-Versorgung für Kärnten schaffen.
Kelag-Vorstand Danny Güthlein warnt davor, dass Sonnenstrom von Hausdächern in Kärnten nicht ausreichen wird
Bodenvernichtung und Belastung für Natur
Problematisch bleibt auch die Bodenvernichtung, wie Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider erinnert: „Wir haben nicht so viele Flächen, wo solche Anlagen möglich sind, ohne in die Natur einzugreifen.“ Landeschef Kaiser lässt daher mit einer weiteren Idee aufhorchen, wie im sonnigsten Bundesland Sonnenenergie gewonnen werden könnte: „Wir könnten wie in anderen Ländern Parkflächen vor Einkaufszentren überdachen und mit PV-Modulen ausrüsten.“
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