Im August will Gemeinde Grünbach in Oberösterreich den geerbten Vierkanter schleifen. Weil der letzte Wille des Erblassers ignoriert wird und das Kulturgut in Gefahr ist, formiert sich heftiger Widerstand.
Der „Krone“-Bericht über den bevorstehenden Abriss eines 320 Jahre alten Erbhofes in Grünbach schlägt weit über die Grenzen der 1900-Einwohner-Gemeinde hinaus hohe Wellen. 2020 hat der ehemalige Briefträger Nikolaus Neuhauser seinem Heimatort den Hof, 6000 Quadratmeter Grund und ein Sparbuch mit 190.000 Euro hinterlassen.
Pläne für 56 Wohnungen
Seinem testamentarisch festgehaltenen Wunsch, den Hof zu erhalten, will die Gemeinde aber nicht nachkommen. Laut Ortschef Stefan Weißenböck (VP) würde die Renovierung zwischen 500.000 und einer Million Euro kosten. Sein Ziel ist es, das Areal zu einem Quadratmeterpreis von rund 150 Euro an eine Wohnbaugenossenschaft zu verkaufen. 56 neue Wohnungen sollen errichtet werden.
Online-Petition ins Leben gerufen
Das will unter anderem auch der Linzer Erich Gusenbauer verhindern. Er rief die Online-Petition „Stopp! Kein Abriss des 320 Jahre alten Erbhofes in Grünbach“ ins Leben. Binnen 24 Stunden haben über 300 Personen ihre Unterstützung zugesagt. Fast die Hälfte hat auch einen Kommentar abgegeben. „Das Zerstören geht rasch, wiederaufbauen kann man das Zerstörte nicht mehr. Die Gemeinde sollte dieses historische Juwel restaurieren und selbst als Ort für Begegnungen nutzen“, meinte ein Unterstützer aus Wien.
Der Bürgermeister meint, dass wir rasch abreißen sollten, weil der Kran von der Nachbarbaustelle günstig zur Verfügung stünde.
SP-Gemeindevorstand Stefan Klambauer
Auch SP übt Kritik
Auch der Grünbacher SP-Gemeindevorstand Stefan Klambauer übt Kritik am Schleifen des Erbhofs: „Der Bürgermeister meint, dass wir rasch abreißen sollten, weil der Kran von der Nachbarbaustelle günstig zur Verfügung stünde. Wer sagt, dass für einen Abbruch unbedingt ein Kran nötig ist? Und wenn dem so sei, gibt es 2023 keine Kräne mehr?“
Er fragt sich auch, warum die Gemeinde die Abrisskosten von 38.000 Euro übernehmen soll. „Wer den Hof kaufen will, soll auch für die weiteren Kosten aufkommen.“
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