Dürre in Afrika

UNO erklärt Lage in Somalia offiziell zur Hungersnot

Ausland
20.07.2011 17:44
Die Hungerkatastrophe am Horn von Afrika nimmt entsetzliche Ausmaße an. Wegen der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren hungern nach Angaben der Vereinten Nationen inzwischen mehr als elf Millionen Menschen. Das UN-Welternährungsprogramm WFP in Rom erklärte am Mittwoch die dramatische Lage in der gesamten Region offiziell zur Hungersnot. Die Experten rechnen mittlerweile mit einer der größten Hilfsaktionen in der Geschichte der Vereinten Nationen.

Zuvor hatte auch bereits der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in Somalia, Mark Bowden, erstmals von einer Hungersnot gesprochen. Der Schritt sei wegen der "schockierenden Schwere der somalischen Krise" nötig geworden, sagte Bowden am Mittwoch in Nairobi. Eine Hungersnot wird dann ausgerufen, wenn mehr als 30 Prozent der Kinder unterernährt sind und täglich zwei von 10.000 Menschen durch die Lebensmittelknappheit ums Leben kommen. Bisher war die Lage als "Emergency" - Notsituation - eingestuft worden. Diese liegt eine Stufe unter einer Hungersnot.

Nach den Worten von WFP-Direktorin Josetta Sheeran kämpft die Organisation am Horn von Afrika seit sechs Monaten gegen die Auswirkungen der Dürre. "Die Schwere und Weitläufigkeit der Krise verbunden mit der Unmöglichkeit für die Hilfsorganisationen, alle betroffenen Gebiete zu erreichen, hat die Krise jetzt zu einer schweren Hungersnot gemacht, die schnelles Handeln erfordert."

"Menschen finden keine Lebensmittel mehr"
Bowden zufolge liegt die Sterblichkeitsrate in Teilen Südsomalias bereits bei sechs Menschen auf 10.000 Einwohner. "Die Menschen sind nicht mehr in der Lage, Lebensmittel zu finden." Insgesamt seien bereits 3,7 Millionen allein in Somalia von der Krise betroffen. "Zehntausende sind schon gestorben, die meisten von ihnen Kinder", betonte Bowden. Diese verzweifelte Situation erfordere ein sofortiges Eingreifen, um Leben zu retten.

In den nächsten zwei Monaten würden 300 Millionen Dollar (212 Millionen Euro) gebraucht, um die Folgen der Dürre zu bekämpfen, aber diese Summe werde wahrscheinlich noch steigen. "Die kommenden zwei Monate sind besonders kritisch, aber wir müssen uns auch auf langfristige Hilfen vorbereiten." 

Wie das WFP bekannt gab, sei eine Luftbrücke geplant, um kalorienangereicherte Kekse und andere Nahrungsmittel für unterernährte Kinder, Mütter und Schwangere auf dem Luftweg nach Südsomalia zu befördern. Es könnte die größte jemals unternommene Hilfsaktion des WFP werden, sagte Sheeran. Vor Ort sollen die Hilfsgüter von nationalen und internationalen Organisationen verteilt werden. Hilfsaktionen in Somalia gehören dem WFP zufolge zu den riskantesten auf der Welt. Nach Angaben von Sheeran kamen seit 2008 14 Mitarbeiter der Organisation in Somalia ums Leben.

Flüchtlingslager bereits überfüllt
In Äthiopien ist auch ein drittes, erst vor wenigen Wochen eröffnetes Flüchtlingslager für die Dürre-Opfer aus Somalia bereits voll. Mit fast 25.000 Menschen sei das Lager Kobe seit vergangenem Samstag voll ausgelastet, sagte UNHCR-Koordinator Jo Hegenauer bei einem Besuch in der Region. "Ein weiteres Camp ist schon in Vorbereitung", betonte er. Die Sterblichkeitsrate in den Zentren an der somalischen Grenze sei extrem hoch, "besonders bei Kleinkindern".

Ein Mitarbeiter des Welternährungsprogramms sagte, erst vor wenigen Tagen sei mitten in Kobe ein Friedhof entdeckt worden, auf dem die Flüchtlinge offenbar ihre verstorbenen Familienangehörigen beigesetzt hätten. "Die ankommenden Menschen sagen uns immer wieder, dass sie großen Hunger haben", erklärte Hegenauer. Das WFP verteilt als Erstversorgung unter anderem mit Vitaminen und Mineralien angereicherte Lebensmittel, während "Ärzte ohne Grenzen" die unterernährten Kinder medizinisch versorgt.

Insgesamt leben derzeit über 112.000 Menschen in den drei äthiopischen Camps in der Region Dolo Ado. Die meisten von ihnen sind Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren. Wie ihre Zukunft aussieht, ist ungewiss. "Die internationale Gemeinschaft wird irgendwann über ihr Schicksal entscheiden, aber traditionell bleiben die Somalier sehr lange in den Flüchtlingscamps", sagte Hegenauer. 

Spendenkonto der Caritas: PSK 7700004, BLZ 60000

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