Bernd Wiesberger:

„Ich kann die geopolitische Lage nicht ändern“

Sport-Mix
08.06.2022 20:00

Bernd Wiesberger startet am Donnerstag als einer von 48 Spielern in London in das erste Turnier der umstrittenen LIV Golf Invitational Series. Im noblen Centurion Club geht es um 25 Millionen Dollar. Das Geld kommt aus Saudi-Arabien. Kritiker der Serie betonen: „Das wegen Menschenrechtsverletzungen kritisierte Saudi-Arabien will mit lukrativen Sport-Events nur sein Ansehen verbessern.“ Wiesberger erklärt im „Krone“-Interview seine Zusage.

„Krone“:Wie kam der Kontakt mit der LIV Series zustande?
Wiesberger: Die Serie ist bereits seit längerer Zeit in Planung und ich glaube, dass viele Spieler der PGA Tour und der DP World Tour zu irgendeinem Zeitpunkt mit den Verantwortlichen in Kontakt waren. Auch bei den bisherigen Events der DP World Tour in Saudi-Arabien waren Vertreter der LIV involviert und anwesend.

Welche Rolle hat die australische Golf-Legende Greg Norman, Geschäftsführer der neuen milliardenschweren Tour, gespielt?
Natürlich war auch er Teil der Gespräche und hat uns seine Motivation und Beweggründe umfassend dargelegt.

Wie wird das Thema intern in der Golfszene behandelt?
Veränderungen sorgen immer für Diskussionen und das ist auch ok so. Allerdings ist auch jeder Spieler auf der PGA Tour und DP World Tour in einer anderen persönlichen Situation und muss diese Möglichkeit individuell beurteilen. Grundsätzlich sollen die Events als zusätzliches Produkt zu den aktuellen Touren positioniert werden und wir Spieler nicht an der Teilnahme an anderen Turnieren gehindert werden.

Wundert dich, dass die neue Serie für so viel Wirbel sorgt?
Nein, aber natürlich wird das Thema medial aktuell instrumentalisiert und das Zurücklegen der PGA-Tour-Mitgliedschaft einiger Spieler ist ein großer Punkt dafür. Der Golfsport befindet sich in einer interessanten Situation und die neue Serie ist ein wesentlicher Grund dafür. Ich bin allerdings überzeugt, dass viele Spieler die Reaktionen der PGA Tour und DP World Tour abwarten und dann eine weitere Entscheidung treffen werden.

Es drohen angeblich sogar Konsequenzen für die Spieler, die an der neuen Tour teilnehmen…
Wir werden sehen, wie die Reaktionen der beiden großen Touren ausfallen. Persönlich sehe ich kein Problem, an Events der LIV Serie teilzunehmen und weiterhin die DP World Tour zu spielen. Immer wieder habe ich an Turnieren anderer Serien teilgenommen und das ist auch aktuell mein Plan.

Ein moralischer Vorwurf von Kritiker ist, dass Saudi-Arabien mit der Serie negative Schlagzeilen durch saubere Schlagzeilen verdrängen will. Was meinst du dazu?
Natürlich bin ich mir dieser Kritik bewusst. Als Sportler kann ich die geopolitische Lage allerdings nicht verändern.  Das war schon immer mein Zugang und auch jetzt konzentriere ich mich auf den Golfsport. Saudi-Arabien ist international sowohl in diversen Sportarten als auch in bekannten Unternehmen involviert und jetzt ergibt sich eine Möglichkeit für Golf.

Befürworter sagen, dass die neue Tour ein spannendes Konzept hat. Was ist an der neuen Tour besonders?
Wir erhalten selten die Möglichkeit neue Formate zu spielen und ich glaube, dass das Konzept besonders für Zuseher sehr spannend sein wird. Es befinden sich alle Spieler gleichzeitig auf dem Platz und dadurch passiert mehr in kürzerer Zeit. Auch das Team-Format wird sehr interessant und sorgt sicherlich für tolle Momente. Das Event ist höchst professionell organisiert.

Gleichzeitig leben wir gerade in Zeiten, in denen alles gerade sehr extrem beurteilt wird. Ist die ganze Diskussion an manchen Stellen etwas übertrieben?
Wie in vielen Lebenssituationen gibt es auch hier nicht nur weiß und schwarz. Wenn LIV Golf die Möglichkeit sieht, den Golfmarkt zu verändern, Spielern neue Möglichkeiten zu geben und dabei etwas neuen Wind in den Markt zu bringen,  ist das sicherlich legitim.

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(Bild: KMM)



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